Peter Wolfs neuer Bildband mit alten Aufnahmen: „Backnang – Eine Zeitreise in historischen Bildern“ ist eine Liebeserklärung des Fotodesigners an seine Stadt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Zufall hat Peter Wolf einst nach Backnang verschlagen. Das ist schon länger her. Vor gut 30 Jahren ist der Fotograf seiner damaligen Freundin in die Murrstadt gefolgt. Die Beziehung ist längst Geschichte. Aber der 62-jährige Mann ist geblieben und widmet sich besonders gerne der Backnanger Lokalgeschichte. „Ich fühle mich hier sauwohl“, sagt Wolf an diesem Spätsommertag – und damit meint er sowohl das schöne Städtchen mit der tollen Fachwerkkulisse und „den vielen netten Menschen“ als auch den Raum im Erdgeschoss des Helferhauses. In diesem historischen Gebäude auf dem Stiftshof ist Peter Wolf quasi daheim, fast jeden Tag schaut er vorbei.

 

Im Helferhaus sind regelmäßig Ausstellungen mit alten Backnang-Fotos zu sehen, die der Künstler und Lebenskünstler zusammengetragen hat. Ebenfalls im Helferhaus hat der studierte Designer jetzt seinen dritten Bildband präsentiert: „Backnang – Eine Zeitreise in alten Bildern“, das Werk ist eine Liebeserklärung an seine Stadt.

Eine Art Katalog zur Ausstellungsreihe

Viele der Fotos in dem Buch seien noch nie der Öffentlichkeit gezeigt worden. Immer wieder kommen Backnanger im Helferhaus vorbei, bringen Bilder und „erzählen von ihrer Kindheit, vom Leben der Vorfahren“. So fügten sich die Puzzleteile nach und nach zusammen, es entstehe „ein immer greifbareres Bild vom Leben in der einstigen Leder- und Textilstadt Backnang“. Das neue Buch sei eine Art Katalog zu der Ausstellungsreihe „Backnang im Zeitspiegel“. Wolf wünscht sich, dass das Schmökern noch mehr Menschen dazu anregt, zu recherchieren. Er sei für jedes weitere Foto und selbst für die winzigsten, vermeintlich unwichtigen Hinweise dankbar.

Eine der ungezählten kleinen Backnanger Geschichten zur Lokalhistorie ist diese Episode, die sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zugetragen hat: Das undichte Dach eines Gebäudes in der Schillerstraße sei von den Bewohnern notdürftig mit Blechplatten abgedeckt worden. Diese Platten seien „organisiert“ worden, sprich geklaut, erzählt Wolf und sagt: „Das waren eben harte Zeiten.“ Wenig später sei der Diebstahl aber aufgeflogen – ein Foto im Bildband zeigt, dass jeder Passant die Blechplatten von der Straßen aus gut sehen konnte. Die Übeltäter bekamen keine Anzeige, wohl aber eine Rechnung.

Alte Fotos aus den Backnanger Stadtteilen gesucht

Es gibt indes auch Fotos, deren Geschichte im Dunkeln bleibt. Etwa jenes von einem Festumzug, das irgendwann in der 1910er oder 1920er-Jahren aufgenommen worden sein dürfte. Aus welchem Anlass marschierten die adrett gekleideten Frauen und Männer durch die Schillerstraßen? Wer weiß, vielleicht kann ja ein Leser diese Frage beantworten.

Während des Schmökerns in dem Bildband könnte man auf die Idee kommen, dass der Glückspilz Wolf sich das Hobby zum Beruf gemacht hat. Das ist indes nur die halbe Wahrheit. Der Fotodesigner gibt offen zu, dass er sich seit Jahrzehnten von einem Auftrag zu nächsten Auftrag hangelt. Er habe eine Zeit lang für die „Bunte“ fotografiert, später für die Backnanger Lokalzeitung. Dann hat der Mann, der vor dem Studium in München und in Dortmund Möbeltischler gelernt hat, in Backnang ein Werbefotostudio betrieben. Er bekommt gelegentlich Aufträge von der Stadt, schlägt sich durchs Berufsleben, ist ganz offenkundig trotzdem zufrieden und plant bereits den nächsten Bildband. Peter Wolf sucht alte Fotos aus den Backnanger Stadtteilen.

Das Buch ist im Sutton Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro. Das Helferhaus ist dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr.