Kai Mungenast wird den langjährigen Vaihinger Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt zum 1. Juli ablösen. Im Interview verrät der 33-Jährige, was ihn an dem Posten reizt.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Mit seinen 33 Jahren hat Kai Mungenast bereits einen abwechslungsreichen Lebenslauf vorzuweisen. Ein Karrieresprungbrett soll sein neues Amt als Bezirksvorsteher aber nicht sein. Im Interview verrät er, wie er seinen Weg von Baden nach Vaihingen fand und welche Erfahrungen er aus seiner Arbeit als Geschäftsführer des katholischen Stadtdekanats als Bezirksvorsteher gut gebrauchen kann.

 
Herr Mungenast, Gratulation zur Wahl als Bezirksvorsteher von Stuttgart-Vaihingen! Haben Sie damit gerechnet? Immerhin haben Sie neun andere Bewerber hinter sich gelassen.
Für die Bewerbung habe ich mich entschieden, nachdem ich auf diese Aufgabe von Stuttgartern angesprochen worden bin, die mich und meine Arbeiten im Hauptamt und im Ehrenamt kennen. Gerechnet habe ich mit der Entscheidung nicht. Eine Wahl ist eine Wahl, man kann sich nie sicher sein, wie sie ausgeht. Der Wahlvorgang im Gemeinderat ging dann schließlich sehr schnell, so habe ich das Ergebnis erst im Nachhinein wirklich realisiert. Aber ich habe mich sehr gefreut. Und ich habe Lust darauf, diese Aufgabe zu übernehmen.
Mit 31 Stimmen aus dem Gemeinderat war es ja ein recht eindeutiges Ergebnis.
Ich empfinde das als Rückenwind. Die Stadträte haben mir ihr Vertrauen geschenkt, und ich möchte diesen Erwartungen gerecht werden.
Mit dem neuen Posten geben Sie Ihre Arbeit als Geschäftsführer des katholischen Stadtdekanats auf. Ein Grund zur Freude oder zur Wehmut?
Beides. Ich finde, das muss sich nicht widersprechen. Ich arbeite sehr gerne im Stadtdekanat und bei der Kirche. Immerhin war ich neun Jahre im kirchlichen Dienst. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, und ich bin in einem tollen Team. Das bringt natürlich ein bisschen Wehmut mit sich. Aber ich bin gespannt auf meine neue Aufgabe.
Haben Sie Ihren künftigen Arbeitsplatz schon kennengelernt?
Ja, ich wurde im Bezirksamt bereits freudig empfangen und habe mich gleich willkommen gefühlt. Ich bin im Austausch mit Herrn Meinhardt und seinen Stellvertreterinnen Frau Stückle und Frau Schrödl und habe bei allen Mitarbeitern im Bezirksamt Hallo gesagt. Jetzt steht nach und nach die Einarbeitung an. Zwar habe ich nach wie vor Verpflichtungen im Stadtdekanat, die ich bis zum Wechsel wahrnehmen werde, aber mir ist es wichtig, bereits vorab den Kontakt zu pflegen.
Welche Erfahrungen und Qualifikationen aus Ihrer bisherigen Arbeit können Sie für die neue Aufgabe nutzen?
Überall wo ich bisher war, habe ich etwas gelernt und mich weiterentwickelt, zuletzt beim Stadtdekanat. Auch dort gibt es Gremien und Ausschüsse, Haushaltspläne, Bauprojekte und Beteiligungsprozesse. Abendsitzungen müssen vorbereitet und moderiert werden. Es gibt also durchaus Parallelen zur Arbeit als Bezirksvorsteher. Zugleich wird viel Neues dabei sein, in das ich mich erst einfinden muss.
Sie sind ja bereits in Kontakt mit dem bisherigen Bezirksvorsteher. Was können Sie sich von Ihm abschauen?
Herr Meinhardt hat mir angeboten, über seine Amtszeit hinaus ansprechbar zu sein. Er hat einen großen Erfahrungsschatz, von dem ich profitieren kann. Vieles ist von meiner bisherigen Tätigkeit übertragbar, und beim Rest nimmt man mich gut an die Hand. Da hilft es zu wissen, dass im Bezirksamt ein engagiertes Team arbeitet.
Welche Themen liegen Ihnen in Vaihingen besonders am Herzen?
Es gibt drei große Bereiche; Wohnen, Gewerbe und die Universität. Die Bewohner fühlen sich sehr mit den Ortsteilen verbunden, die Uni und die Institute ziehen Zehntausende Studenten und Wissenschaftler an. Ins Gewerbegebiet pendeln ebenfalls täglich Zehntausende Beschäftigte. Es ist eine große Herausforderung, Überschneidungspunkte zu finden und diese Bereiche zu verbinden.
Wie könnte das möglich sein?
Ich habe keine einfachen Lösungen für die komplexen Probleme. Mit dem Bezirksbeirat und den Menschen in Vaihingen möchte ich mich auf den Weg machen und Konzepte erarbeiten. Es gibt bereits Ansätze, die wir ausbauen können, etwa in Sachen Verkehr. Die Verbundenheit mit Vaihingen ist insbesondere in den Stadtteilen groß. Ich bin nicht im Bezirk geboren, sondern vor einigen Jahren durch meine Arbeit in Stuttgart hergezogen. Dennoch bin ich angekommen, ich fühle mich wohl. So kann meine eigene Stuttgart-Biografie ein Beispiel dafür sein, wie es gelingen kann, dass Vaihingen Heimat werden kann.
Ursprünglich kommen Sie aus Forbach in Baden, studiert haben Sie Religionspädagogik in Freiburg. Wie sind Sie in Vaihingen gelandet?
Eher zufällig. Als ich meine Stelle als Leiter der Landesstelle des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in Stuttgart begonnen habe, bin ich zunächst nach Stuttgart gependelt. Dann habe ich eine freie Wohnung in Dürrlewang gefunden. Dort lebe ich jetzt schon ein paar Jahre und fühle mich sehr wohl. Ich habe mich auch bewusst für das Amt des Bezirksvorstehers in Vaihingen entscheiden, in einem anderen Bezirk wollte ich mich nicht bewerben.
Dem Studium der Religionspädagogik ging eine Ausbildung zum Fachinformatiker voraus. Eine ganz andere Richtung. War das Unentschlossenheit oder vielfältiges Interesse?
Mein Interesse war schon immer sehr breit, von Engagement in der Kirche, in der Kommunalpolitik, im Katastrophenschutz oder der Jugendverbandsarbeit. Ein bisschen Unentschlossenheit nach der Schule war auch dabei. Ich habe die Ausbildung zum Fachinformatiker in Karlsruhe absolviert und dann ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst abgeleistet. Da habe ich gemerkt, dass ich gerne mit Menschen arbeite und nicht in Richtung Informatik zurück will. Ich will keinen reinen Schreibtischjob. Seither zieht sich der Rote Faden „Arbeit mit Menschen“ durch meinen Lebenslauf. Das ist der Reiz an dem Posten als Bezirksvorsteher, bei dem die Menschen des Stadtbezirks im Mittelpunkt stehen.
Ist Ihnen bewusst, auf was Sie sich mit dem neuen Posten einlassen?
Ich habe mich mit der Aufgabe intensiv auseinandergesetzt, mit den Bürgern vor Ort gesprochen und die wichtigsten Themen über die Presse verfolgt. Im Bezirksbeirat war ich bereits als Gast im Publikum. Außerdem absolviere ich seit dem letzten Jahr ein Kompaktstudium Politikmanagement. Das Amt des Bezirksvorstehers ist ein verantwortungsvolles, da kann man nicht unvorbereitet reingehen.
Die Bezirksbeiratssitzungen können in Vaihingen durchaus etwas länger dauern ...
Als Vereinsmeier und Mitglied in diversen Gremien weiß ich, wie wichtig ausführliche Diskussionen sind. Und manchmal muss man ein bisschen unbequem sein. Das ist das große Mittel, dass der Bezirksbeirat gegenüber dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung hat, um für die Interessen der Vaihinger Bürger einzutreten. Ich biete dem Bezirksbeirat eine stringente Sitzungsleitung an. Jede Meinung der Beiräte soll ihren Platz haben. Aber vielleicht finden wir einen Weg, die Diskussionen zu optimieren.
Der Posten als Bezirksvorsteher ist ein weiterer Abschnitt in einem für einen erst 33-Jährigen schon recht abwechslungsreichen Lebenslauf. Ist die neue Stelle nur eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter?
Im Bezirksbeirat und im Gemeinderat war die Sorge da, dass ich nur zeitlich begrenzt in Vaihingen sein werde, weil ich noch jung bin. Ich sehe mich länger an dieser Stelle. Die bisherigen kürzeren Abschnitte an unterschiedlicher Position sind auch darin begründet, dass viele Stellen im Rahmen der Berufseinführung in den pastoralen Dienst oder als Wahlämter befristet waren. Die Wechsel waren also vorgegeben. Ich sehe den Bezirksvorsteherposten nicht als Sprungbrett für meine weitere Karriere. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass ich bis zur Rente bleibe, doch ich habe noch keine Pläne, was womöglich danach kommen könnte. Ich freue mich darauf, jetzt erst einmal in Vaihingen zu sein und möchte mich voll und ganz einbringen.