Aus der Luftbilder-Serie der StZ ist ein Buch geworden, und zwar ein sehr schönes. Bei der Präsentation im Pressehaus am Montag wurde auch die politische Dimension des Projekts deutlich.

Stuttgart - Viele erinnern sich an die Luftbilder-Serie „Stuttgart von oben“, die vergangenes Jahr an dieser Stelle ihren Anfang nahm. In mehr als 100 Beiträgen wurde das Stuttgart des Jahres 1955 dem von heute gegenübergestellt – jeweils aus der Vogelperspektive. Da wurden viele Veränderungen sichtbar, viel Schönes und manch Verschlimmbessertes: Stuttgart, eine Stadt im konstanten Wandel.

 

Dutzende Autoren unserer Zeitung recherchierten die Geschichten hinter den Bildern: Warum der Eckensee einst rund war, wie das Daimlerstadion umgebaut wurde, wie viele Äcker für Hafen und Flughafen weichen mussten. Wir richteten den Blick auf alle Stadtbezirke: Anwohner berichten, wie sich die Kirchheimer Straße in Sillenbuch verwandelt hat, warum der Asemwald liebenswürdig war und ist und wie es war, als auf einer Stammheimer Wiese das berüchtigte Gefängnis entstand.

Diese und viele weitere Geschichten versammelt das Buch „Stuttgart von oben“, das unsere Zeitung gemeinsam mit dem Silberburg-Verlag erstellt hat. Seit vergangener Woche ist es im Handel erhältlich, am Montag wurde es im Pressehaus vorgestellt. Auf 160 Seiten finden sich insgesamt 37 Geschichten und Luftbilder-Paare, dazu weitere historische Bilder. Es ist ein hochwertiges Buch geworden, in bester Druckqualität, schön anzufassen und durchzublättern. Es würde nicht verwundern, wenn die Leser eine Lupe zur Hand nehmen, um einzelne Häuser, beim Blick auf das Echterdinger Ei und den Schlossplatz sogar einzelne Autos und Fußgänger zu betrachten. Jedenfalls gibt es unendlich viel zu entdecken – nicht nur, weil in den Band die neuesten Luftbilder aus der Befliegung vom Frühjahr 2017 eingeflossen sind, die für die Beiträge in der Zeitung noch gar nicht zur Verfügung standen.

Wie stark Stuttgart zugebaut wurde

Ein Schatz sind auch jene 1036 historischen Luftbilder, die das Stadtmessungsamt für die Serie und das Buch zur Nutzung freigegeben hat. Die Verwaltung beauftragte 1955 eine Münchner Firma mit der Befliegung des Stadtgebiets. Im Bauch einer Cessna saßen der Fotograf und eine Spezialkamera der Firma Zeiss, so teuer wie drei Einfamilienhäuser. Jahrzehntelang schlummerten die Luftbilder im Archiv. Man kann die Bilder gegen Bezahlung vom Stadtmessungsamt beziehen, veröffentlicht wurden sie zum ersten Mal im Rahmen unserer Serie.

Diesen Schazu zu heben sei „eine große Gemeinschaftsarbeit“, sagte Jan Sellner, Leiter des Lokalressorts unserer Zeitung. Der Lektor Torsten Schöll vom Silberburg-Verlag betonte die politische Dimension des Projekts: „Man sieht auf den Luftbildern, wie stark Stuttgart nach dem Krieg zugebaut wurde. Wie würde so ein Band wohl in sechzig Jahren aussehen?“