Bald kommen Bücher & Co. aus der Stuttgarter Stadtbibliothek per Lastenrad in Parks, auf Plätze und zu Festen. In anderen Städten sind Büchereien schon länger auf diese Art mobil.

Die Stadtbibliothek wird bald noch mobiler. Seit wenigen Tagen steht ein Lastenrad im Untergeschoss der Zentralbibliothek. Hundert Kilogramm Bücher und andere Medien passen hinein. Im Einsatz war es noch nicht, erst müssen alle potenziellen Fahrradbibliothekarinnen mit dem nicht ganz kleinen und nicht ganz leichten Gefährt vertraut gemacht werden. Aber ab März, wenn dann hoffentlich auch das Wetter etwas Lasten-Pedelec-freundlicher ist, soll es losgehen.

 

Das erste Ziel soll regelmäßig der Stadtbezirk Hedelfingen sein

„Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten“, schwärmt Elke Brünle, die stellvertretende Direktorin der Stadtbibliothek Stuttgart und unter anderem für die Stadtteilbibliotheken zuständig, schon vor der ersten Buch-Radtour. Sie stellt sich eine mobile Bibliothek in Parks, auf Plätzen oder bei Stadtteilfesten vor. Das Bibliothekspedelec wird bei der Fahrbücherei im Depot im Stuttgarter Osten untergebracht und dort auch je nach Bedarf am geplanten Einsatzort befüllt werden.

Erstes Ziel wird regelmäßig der Stadtbezirk Hedelfingen sein. Dort haben die Bibliothekarin Saskia Meinhold und ihr kleines Hedelfingen-Team im Vorfeld der dort geplanten 19. Stadtteilbücherei bereits das Projekt Pop-up-Bibliothek gestartet. Damit sollen die Hedelfingerinnen und Hedelfinger schon frühzeitig eingebunden werden und so ihre künftige Stadtteilbibliothek mit entwickeln können.

Die eigentliche Stadtteilbibliothek soll in der geplanten neuen Mehrzweckhalle in Hedelfingen entstehen, die aber erst noch gebaut werden muss, was also noch einige Jahre dauern wird. Von etwa Pfingsten an wird das Pop-up-Projekt feste Räume in einer ehemaligen BW-Bank-Filiale im Ortszentrum haben. Und bis dahin – und auch darüber hinaus – steht das Bibliotheksrad zur Verfügung. Das ist keine originär neue Idee der Stuttgarter Bibliotheksverantwortlichen, andere Städte haben solche Büchereiräder schon länger – und wollen sie nicht mehr missen.

Mannheim

Die Stadtbibliothek Mannheim hatte die erste Fahrradbibliothek in Deutschland. Dort wurde schon im Jahr 2012 das erste nach eigenen Wünschen und Vorstellungen angefertigte Rad seiner Bestimmung übergeben. Es wurde nach einem Namenswettbewerb in Grundschulen auf den Namen „FaBio“ getauft, als Abkürzung für Fahrradbibliothek. „Wir wollten mit den Angeboten aus der Bibliothek raus und zu den Menschen in der Stadt gehen“, sagt Bettina Harling von der Stadtbibliothek Mannheim. „Dafür suchten wir ein umweltfreundliches und im positiven Sinne auffallendes Fahrzeug.“

Seitdem wird FaBio an zwei festen Tagen in Stadtparks, bei Stadtteil- und Schulfesten eingesetzt, auch mal im Freibad oder auf Spielplätzen. In diesem Jahr wird FaBio auch auf dem Bundesgartenschaugelände unterwegs sein. „Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt die Mannheimer Bibliothekarin. „FaBio fällt im Stadtbild auf, man wird angesprochen, man kommt mit Menschen ins Gespräch. Dadurch ist FaBio ein guter Werbeträger für die Stadtbibliothek.“

Lauenburg an der Elbe

Die Stadt- und Schulbücherei in Lauenburg an der Elbe hat ihr Bücherei-Fahrrad von einem örtlichen Unternehmen gesponsert bekommen, es ist seit 2021 im Einsatz. Es ist ein etwas kleineres Rad mit zwei Rädern vorne und einem Rad hinten, „das Fahrgefühl ist eher gewöhnungsbedürftig“, sagt die Lauenburger Bibliothekarin Marielies Schuldt. „Wir nutzen es hauptsächlich im näheren Umkreis bei Events als Marktstand für unseren Digitalen Knoten“, beschreibt sie die Rad-Einsätze in Lauenburg. Das bedeutet, dass am Rad-Stand 3-D-Drucker, Plotter und andere Technik ausprobiert werden können. Bücher und andere Medien werden damit nicht ausgeliefert. „Es ist als Präsentationsmöbel für Events geeignet und ein Hingucker“ ,sagt Schuldt. Weitere Räder sind in der Stadt an der Elbe aktuell nicht geplant – und wenn, dann wird es ein größeres werden, ähnlich dem in Stuttgart werden.

Frankfurt

In Frankfurt gibt es zwei sogenannte BiblioBikes. Das erste wurde 2015 angeschafft, das zweite folgte 2017. Eingesetzt werden sie auf Messen, bei Stadtteilfesten, bei Outdoor-Veranstaltungen aller Art oder bei Bibliotheksangeboten speziell für Kinder. „Das Biblio-Bike fällt auf und gefällt“, beschreibt Roswitha Kopp von der Stadtbücherei Frankfurt die Erfahrungen mit ihren Rädern. „Es bietet viel Platz, um Bücher zu transportieren und schön zu präsentieren. Gleichzeitig ist es nachhaltig und umweltfreundlich.“ Allerdings sei es nicht immer ganz einfach, damit im Stadtverkehr unterwegs zu sein.

Chemnitz

Das E-Lastenrad Lara fährt seit Juni 2022 durch Chemnitz. Es ist bei Bücherpicknicks, Vorlesestunden und Info-Veranstaltungen an Kitas, Schulen und Horten in der Stadt im Einsatz, auch in Parks und im vergangenen Jahr beim Leseförderprojekt Buchsommer Sachsen. Zu Laras Ausrüstung gehören ein kleiner Campingtisch, faltbare Hocker, Picknickdecken, ein Sonnenschirm, ein internetfähiges Notebook, Infoflyer und Bastelmaterial. Bücher und andere Medien werden je nach Anlass eingeladen. „Das Zubehör und Material lässt sich gut in die angebaute Ladebox verstauen“, beschreibt Antje Becher von der Pressestelle der Stadt Chemnitz das Platzangebot. „Die Erfahrungen sind bisher überaus positiv, es ist ein echter Hingucker.“ Das liegt auch daran, dass Lara von einer Chemnitzer Künstlerin gestaltet wurde und allein optisch viele Neugierige anzieht. „Es werden auch viele Personen erreicht, die sonst nicht die Bibliothek besuchen“, sagt die Sprecherin.

Genau darauf hofft auch das Team der Stuttgarter Stadtbibliothek ab März, wenn es mit seinem E-Lastenrad in der Stadt unterwegs sein wird. Und ein passender Name dafür wird sich sicher auch finden.