Mit 61,7 Prozent der Stimmen ist Thomas Riesch am Sonntag zum neuen Gärtringer Bürgermeister gewählt worden. Der 33-Jährige war bislang Sindelfinger CDU-Gemeinderat.

Gärtringen - Das offizielle Wahlergebnis ist noch gar nicht bekanntgegeben worden, da wird Thomas Riesch am Sonntagabend in der Gärtringer Ludwig-Uhland-Halle bereits von Fotografen und Gratulanten umringt. Schnell hat sich herumgesprochen, dass der 33-jährige Jurist bei der Bürgermeisterwahl bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit für sich sichern konnte. 61,7 Prozent der Gärtringer Wähler haben für ihn gestimmt. Sein wichtigster Konkurrent, Torsten Widmann, erhielt nur 26,7 Prozent der Voten.

 

Thomas Riesch ist im Landkreis Böblingen bislang in erster Linie als Sindelfinger CDU-Stadtrat bekannt. Für die Gärtringer Bürgermeisterwahl ist er aber ausdrücklich nicht in den Farben der Christdemokraten angetreten. Deshalb wird er nach seinem Amtsantritt im April zu den bereits zahlreichen parteilosen Bürgermeistern gehören. Der 48-jährige Torsten Widmann ist in erster Linie als Ortschaftsrat in Rohrau bekannt. In dem Gärtringer Teilort erhielt er denn auch ein besseres Ergebnis als Riesch; in allen anderen Wahlkreisen musste er sich dem Sindelfinger gegenüber geschlagen geben. Der 60-jährige FDP-Gemeinderat Uli Zinser erhielt immerhin acht Prozent der Stimmen. Der Nebringer Unternehmer Andreas Fink (2,9 Prozent) und Heiko Gold (0,4 Prozent), der für die Nein-Partei angetreten war, spielten bei der Auszählung keine Rolle. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,9 Prozent.

Firmen sollen viele einstellen und hohe Steuern zahlen

Der neugewählte Bürgermeister Thomas Riesch steht vor großen Aufgaben: Denn der Gärtringer Haushalt ist defizitär. Der Schuldenstand ist innerhalb weniger Jahre von fünf auf neun Millionen Euro angewachsen. Die Ansiedlung von neuen Firmen soll für höhere Gewerbesteuereinnahmen sorgen – darin waren sich die Kandidaten bereits vor der Wahl einig. Konkret will Riesch die Gewerbegebiete „Schelmenwiesen“ und „Riedbrunnen 2“ erweitern. Gesucht werden Unternehmen, die viele Menschen beschäftigen, hohe Steuern zahlen, aber möglichst keinen Lärm und Schmutz machen. Das Problem: um diese Unternehmen kämpfen viele andere Kommunen in der Region Stuttgart ebenfalls.

Thomas Riesch ist studierter Jurist und hat in den vergangenen Jahren als Büroleiter des CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth gearbeitet. Riesch ist im Sindelfinger Stadtteil Maichingen aufgewachsen, wo seine Eltern eine Metzgerei besaßen. Seit 20 Jahren ist er als Trompeter in der dortigen Musikkapelle aktiv. Mit 23 Jahren wurde er zum jüngsten Sindelfinger Gemeinderat gewählt. Für einige Jahre war er auch Vorsitzender des dortigen CDU-Verbandes. Seine Kandidatur als Gärtringer Bürgermeister war seine erste Bewerbung für ein solches Amt. Für die Gemeinde habe er sich entschieden, weil Gärtringen „eine schöne Kommune mit großem Potenzial“ sei, sagte Riesch. In nächster Zeit will er von Sindelfingen an seinen neuen Amtssitz ziehen.

Bisheriger Bürgermeister an Krebs erkrankt

Rieschs Amtsvorgänger, der ebenfalls parteilose Michael Weinstein, war nach 16 Jahren – zwei Amtsperioden – nicht mehr zur Wahl angetreten. Diesen Entschluss hatte er bereits Anfang 2014 öffentlich gemacht. Einige Monate später wurde bekannt, dass der 55-Jährige an Krebs erkrankt ist. Die Amtsgeschäfte hat deshalb der stellvertretende Bürgermeister Michael Bock übernommen. Michael Weinstein war deshalb am Sonntag nicht in der Ludwig-Uhland-Halle, als sein Nachfolger bekanntgegeben wurde.