Neuer BWTrend Wie viel nutzt Özdemir seine Popularität?

Cem Özdemir (li.) ist nach Winfried Kretschmann der bekannteste Landespolitiker in Baden-Württemberg. Foto: dpa

Mit der Linken drängt eine Partei zusätzlich in den Landtag. Doch bei der Regierungsbildung wird sie kaum eine Rolle spielen. Das gilt auch für die AfD.

Mit Winfried Kretschmann stellen die Grünen den beliebtesten Politiker im Land. Nur wird ihnen das bei der Landtagswahl im März 2026 wenig helfen, der Ministerpräsident tritt nicht mehr an. Auch sind die Grünen in der Wählergunst hinter CDU und AfD auf Rang drei abgerutscht.

 

Doch mit Cem Özdemir verfügen sie über einen starken Spitzenkandidaten. Dessen Ruhm reicht zwar nicht an die Werte Kretschmanns heran, aber der Bad Uracher liegt weit vor seinem CDU-Konkurrenten Manuel Hagel. Der 37-jährige Hagel ist den meisten Baden-Württembergern unbekannt; für den bald 60-jährigen Özdemir gilt das Gegenteil.

Seit 30 Jahren tummelt er sich in der Bundespolitik, ein kurzer Abstecher führte ihn ins Europaparlament. Er stand zehn Jahre an der Spitze der Grünen-Bundespartei und amtierte vier Jahre als Bundesminister. Seine persönliche Integrationsgeschichte beeindruckt viele Menschen, andere lehnen ihn seiner Herkunft wegen ab.

In der CDU, dem aktuellen und potenziell künftigen Koalitionspartner der Grünen, stößt er auf Ablehnung. Gegen Özdemir lasse sich die CDU viel besser mobilisieren als gegen Kretschmann, sagen CDU-Strategen. Zudem macht den Grünen zu schaffen, dass sich enttäuschte jüngere Wähler in Richtung Linke verabschieden. Mit sieben Prozent hat diese Partei erstmals eine realistische Chance auf den Einzug in den Landtag. Für die Linke wäre das ein großer Erfolg. Eine grün-rot-rote Koalition allerdings erscheint für Baden-Württemberg als äußerst unwahrscheinlich. Nicht nur, weil es rechnerisch dafür nicht reichen wird, sondern weil sich Grüne und SPD nicht trauen.

Der AfD-Spitzenkandidat Markus Frohnmaier kündigte bereits an, dass er, sollte er entgegen seiner Erwartung nicht Ministerpräsident werden, weiter sein Bundestagsmandat wahrnehmen werde und auf eine Verlegung seiner Arbeit ins Stuttgarter Parlament verzichte. Der Studienabbrecher mit Kontakten in die russische Politik und Verbindungen ins rechtsextreme Milieu findet als Person laut Umfrage von Infratest dimap wenig Zustimmung. Die wenigsten Befragten kennen ihn. Dennoch erreicht die AfD bei der Umfrage 21 Prozent.

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