Er stammt aus Gerlingen, wirkte zuletzt in Remshalden-Grunbach, nun kehrt er in die Heimatregion zurück: Friedrich Zimmermann ist zum neuen Dekan in Ditzingen gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Elisabeth Hege an, die im Herbst nach Tübingen gegangen ist.

Ditzingen - Er steht zu seinem frommen Elternhaus auf einem Gerlinger Bauernhof, zum streng pietistischen Vater ebenso wie zur etwas liberaler eingestellten Mutter. Er hat seine Frau vor über 30 Jahren in „dr Stond’“ kennengelernt, und beide übernehmen jetzt, nachdem die eigenen vier Kinder aus dem Haus sind, noch Verantwortung für zwei Pflegekinder von sieben und zehn Jahren. Der 56 Jahre alte Pfarrer Friedrich Zimmermann ist am Mittwochabend von dem 30-köpfigen Besetzungsgremium des Kirchenbezirks Ditzingen zum Nachfolger der Dekanin Elisabeth Hege gewählt worden, die im Herbst nach Tübingen ging. Zimmermann habe großes Vertrauen des Gremiums erhalten, hieß es, von einer „deutlichen Mehrheit“ war die Rede. Der Amtsantritt ist vermutlich der 1. Juli.

 

Pfarrer Zimmermann war seit 2010 der geschäftsführende Pfarrer in Remshalden-Grunbach (Rems-Murr-Kreis) und zuvor 18 Jahre lang im Esslinger Stadtteil Hegensberg-Liebersbronn tätig. Seinen Dienst als Seelsorger hatte er 1982 in Unterweissach (Rems-Murr-Kreis), wo er bis 1992 blieb. Zimmermann gehörte zudem eine Wahlperiode lang der Landessynode an und schloss sich dem Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“ an, also dem konservativ-pietistischen Flügel.

„Pietist“ ist für ihn kein Schimpfwort, vielmehr habe er in den Bibelstunden „große Weite erlebt und mich nie gefangen gefühlt“. Konservativ zu sein bedeute für ihn „es wird bewahrt, was bewährt ist und was trägt“, sagt Zimmermann. Ihm sei wichtig, dass die Kirche „in die Gesellschaft hineinwirke“ und die in der Kirche Engagierten dieser „ein Gesicht geben“. Dies symbolisiert sich in einem Halbrelief über seinem Schreibtisch: eine Szene, in der Jesu den Jüngern die Füße wäscht. Der 56-Jährige sagt dazu: „Wir sollen den Leuten die Füße waschen, nicht den Kopf.“

Doch die Kirche und ihre Pfarrer sollten nicht nur theoretisieren, sondern praktisch tätig sein in Diakonie und Sozialarbeit. Die Armut werde größer, auch die nicht sichtbare, und in Ditzingen „gibt es nicht umsonst den Strohgäuladen“. Er habe sich auf die Dekansstelle beworben, weil er seine Gaben und Fähigkeiten für den Dienst stärker einsetzen wolle. „Ich bin nicht karrieresüchtig“, sagt Zimmermann und ist sich bewusst, dass er als Chef „Gefahr läuft, ein bisschen einsamer zu sein“. Für ihn sei künftig noch wichtiger als bisher, „für die Kollegen wachen Auges da zu sein“ und dafür zu sorgen, „dass sie ihren Dienst gerne und gut tun können“.

Die ständigen Sparbemühungen in der Kirche sieht Zimmermann kritisch – nicht nur bei den Pfarrern, sondern auch bei Sekretärinnen, Jugendreferenten, Diakonen oder Mesnern. „Wer macht denn das Geschäft, wenn immer weiter gekürzt wird“ fragt er; „wir müssen schauen, dass wir uns durch Kürzungen nicht ins Knie schießen“. Bei den Ehrenamtlichen nehme die Bereitschaft ab, sich längere Zeit zu verpflichten.

Jetzt fängt er in Ditzingen an – und freut sich über die kürzlich dort beendete Missionsaktion „Neu anfangen“. „Mein Anfang wird auch für Ditzingen ein neuer Anfang. Ich werde an vielem Bewährten weiterbauen.“ Er könne als Bauernsohn nämlich „au mit de Händ’ schaffa“. Und fürs Predigtschreiben nehme er sich immer viel Zeit, „denn des sollet d’ Leut verstanda“.