Nebenher, nicht nebenbei, lehrte er in der halben Welt, von Ruanda bis Harvard, ehe er 2011 Johannes Friedrich als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern nachfolgte. In dieser Position traf der seit 1985 mit der aus Boston stammenden Psychotherapeutin Deborah Bedford Verheiratete auf sein katholisches Gegenüber in München, den Erzbischof Reinhard Marx: hier der asketische Radfahrer Bedford-Strohm, dort der Zigarrenraucher und bekennende Genussmensch Marx. Tatsächlich mochten sich beide vom ersten Tag an, was im Wesentlichen darauf beruhte, dass sie ein ähnliches Christusbild haben und Respekt vor den Stärken des Anderen: Marx anerkannte Bedford-Strohms Weg, der seit Doktorantenzeiten ein beständiger Kampf für die zu kurz Kommenden in der Gesellschaft geblieben war. Bedford-Strohm wiederum schaute sich Einiges ab von Marx‘ gut funktionierendem Darstellungstalent. Gemeinsam setzten sie sich beispielsweise ein für Asylanten in der reichsten Stadt Deutschlands. In ihren Einstellungen zum sozialen Zusammenhalt oder konkret zur Sterbehilfe oder Flüchtlingspolitik sind sich die beiden Sozialethiker Bedford-Strohm und Marx auch relativ einig. Dass Marx aber genauso ein Faible für soziale Medien hat wie sein evangelisches Pendant, ist nicht überliefert.

 
Zum Auftakt fand ein Gottesdienst statt. Foto: dpa-Zentralbild

Über „Pad-Ford-Strohm“ witzeln sie in kirchlichen Kreisen. Doch in dem Spitznamen schwingt auch Neid mit und etwas Anerkennung dafür, dass der Theologe so virtuos das Tablet bedient und derart alert auf seinem dienstlichen Facebook-Profil kommuniziert. „Er ist immer der schnellste“, sagt ein Synodaler in Dresden. Die Statusmeldungen des Vaters dreier erwachsener Söhne klingen manchmal lapidar: etwa, wenn er meint, es sei ein „tolles Zusammentreffen“, dass ausgerechnet an dem Tag, da sich die Synode mit ihrer Internet-Strategie beschäftigte, seine Facebook-Seite zum 3000. Mal „geliked“ worden sei.

Manchmal äußert sich Bedford-Strohm aber auch richtungsweisend in dem Medium: Die Jugenddelegierten „haben uns als Kirche Beine gemacht, nicht in unseren eigenen Kreisen und in unserer eigenen Sprache zu verharren.“ Wer so spricht, will keinen Stillstand. Bedford-Strohm wird die etwas ermüdete EKD wieder antreiben – ähnlich, wie es sein Mentor Wolfgang Huber tat. Er muss allerdings mit einem Manko leben: Schon im nächsten Jahr steht die Neuwahl des EKD-Chefs an. Bis dahin ist er Ratsvorsitzender auf Probe.