Die Reaktionen der politisch Verantwortlichen in Mannheim auf die provokanten Liedtexte von Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims sind absolut richtig, meint unser Autor Jan Ulrich Welke.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Xavier Naidoo will das Zündeln nicht lassen. Schon vielfach ist der Sänger mit obskuren Verschwörungstheorien und bedenklichen politischen Ansichten aufgefallen, und jetzt gießt seine Band Söhne Mannheims abermals Öl ins Feuer, wenn sie mit einem extrem provokanten, scharf am Rande des Zumutbaren und mit schwer erträglichem Vokabular agierenden Songtext das politische Gemeinwesen in Deutschland pauschal zu diskreditieren versucht. Daher sind die Reaktionen der politisch Verantwortlichen in Mannheim, zumal in Zeiten wie diesen, absolut richtig.

 

Fragt sich nur, wer Xavier Naidoo überhaupt einmal bremsen kann. Auf eine Musikindustrie, die jüngst Bands wie die Böhsen Onkelz oder Freiwild mit Nominierungen für den fragwürdigen Echo-Preis feierte, den sie dann auch noch von Xavier Naidoo moderieren ließ, darf man als Korrektiv wohl kaum bauen – vielmehr könnte man die Frage aufwerfen, ob derlei öffentliche Nobilitierung nicht überhaupt erst ein Klima ermöglicht, in dem die Grenzen des noch Salonfähigen immer weiter nach rechts verschoben werden. Auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen kann man ebenfalls nicht vertrauen. Die ARD wollte Naidoo vor anderthalb Jahren eigenmächtig als deutschen Teilnehmer zum Eurovision Song Contest entsenden; im Privatfernsehen ist Naidoo regelmäßig als Castingshowjuror und Moderator tätig.

Bliebe das Publikum, das mit Nichtbeachtung reagieren könnte. Doch das Album der Söhne Mannheims ist auf Platz sechs der Charts eingestiegen, und die Clubtour der Band ist nahezu ausverkauft. Traurig, aber wahr: Seine Erfolge scheinen Naidoo recht zu geben.