Die von einer übergroßen Mehrheit des Gemeinderats beschlossene Pilotbusstrecke zwischen Bad Cannstatt und der City nimmt Gestalt an. Doch an einzelnen Punkten haben die Stadträte Korrekturbedarf. Nur die FDP nicht: Sie lehnt das Projekt in Bausch und Bogen ab.

Stuttgart - Das städtische Tiefbauamt und die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) haben am Dienstag im Technischen Ausschuss erste Pläne für die Einrichtung der neuen Expressbuslinie präsentiert, die bereits von Oktober 2018 werktags zwischen 6 und 20.30 Uhr im Fünf-Minuten-Takt die City mit Bad Cannstatt verbinden und so die chronisch überlastete Stadtbahn entlasten soll. Kernstück des Entwurfs ist ein Wechselspurbetrieb auf der Cannstatter Straße. Die Stadträte sehen allerdings an der einen oder anderen Stelle noch Korrektur- und Präzisierungsbedarf – die FDP lehnt das Projekt prinzipiell ab.

 

Ausgangspunkt der neuen Pilotlinie, die inzwischen unter dem Namen X 1 (vormals P-Linie) firmiert und von CDU, Grünen und SPD im Rahmen ihres interfraktionellen Bündnisses für Mobilität und Luftreinhaltung beschlossen und vom Gemeinderat bestätigt wurde, ist der Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt. Der Bus soll dort leer für Fahrgäste als Alternative zu Stadt- und S-Bahn bereitstehen.

Von dort aus transportiert der Bus seine Passagiere dann via Cannstatter und Hauptstätter Straße über den Cityring zum Hauptbahnhof und von dort aus wieder zurück nach Cannstatt. Um den Charakter der Buslinie als Expressmobil hervorzuheben, sollen auf der Strecke an diversen Stellen Busschleusen eingerichtet werden, die dem ÖPNV den Vortritt vor dem Autoverkehr einräumen.

Auf einer Länge von 800 Metern ist eine Fahrspur für den Expressbus reserviert

Zentraler Bestandteil der Pläne ist die Einrichtung einer rund 800 Meter langen Busspur stadtauswärts, die im Wechselspurbetrieb funktionieren und über die der Busverkehr aus beiden Richtungen abgewickelt werden soll. Vorgesehen ist, dass der stadtauswärts fahrende Bus etwa auf Höhe der Schwabengarage auf die Gegenfahrbahn wechselt und nach einigen Hundert Metern vor dem Schwanentunnel wieder auf die stadtauswärtige linke Fahrspur kreuzt. In der Gegenrichtung befährt der Bus konsequent den linken, quasi für ihn reservierten Fahrstreifen bis zur Kreuzung am Neckartor. Welcher Bus aus welcher Richtung gerade fahren kann, wird über Signalanlagen geregelt. Der Umbau der Cannstatter Straße soll bereits im Februar mit der Fällung von zehn Bäumen auf dem Mittelstreifen der Cannstatter Straße beginnen. Zum 15. Oktober soll der X 1 dann an den Start gehen. Die SSB kalkulieren mit rund 1100 Fahrgästen pro Stunde. Zum Einsatz kommen zunächst mangels emissionsfreier Fahrzeuge geleaste Hybridbusse der Hersteller Volvo und Daimler – erst für 2019 ist der Einsatz eines reinen Elektrobusses angepeilt.

FDP-Stadtrat Conz: Der X-Bus soll doch nur den Autoverkehr stören

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz zeigte sich erstaunt darüber, dass die Buslinie nicht auf einem durchgängigen stadtauswärts angelegten Streifen fahren soll. Bei Wegnahme eines Fahrstreifens stadteinwärts befürchte er künftig noch längere Staus rund ums Neckartor. Seine Parteifreundin Beate Bulle-Schmid befürchtet zudem, dass der Wilhelmsplatz mit den zusätzlichen Busverbindungen überlastet werde. SPD-Fraktionschef Martin Körner bat darum, zu prüfen, ob der Expressbus nicht auch ans Milaneo angebunden werden könne.

Björn Peterhoff (Grüne) und Christoph Ozasek (Linke) forderten zusätzliche reine Busspuren am Wilhelmsplatz und auf der König-Karls-Brücke, während Bernd Klingler (AfD) die Notwendigkeit der Expressbuslinie mit Hinweis auf die gute S-Bahn-Verbindung bezweifelte. Vernichtend fiel das Urteil des FDP-Stadtrats Michael Conz aus: „Der X-Bus soll nichts bewirken, sondern nur den Autoverkehr stören und Chaos auf der Straße anrichten.“