Der neue Nahverkehrsplan soll das Busfahren im Kreis Göppingen revolutionieren. Doch dafür müssten die Schulen sich umstellen. Die Schulleiter sehen dafür keine Spielräume. „Wir können unsere Pädagogik nicht dem Busfahrplan anpassen“, sagen sie.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Sechs, setzen! So beurteilen viele Schulen die Pläne für eine Neuregelung des Busverkehrs im Kreis Göppingen. Besonders deutlich äußern sich jetzt die geschäftsführenden Schulleiter der Stadt Göppingen, Günter Roos vom Freihof-Gymnasium und Klaus Bühler von der Walther-Hensel-Schule. Auch bei gutem Willen seien die Vorschläge, mit denen die Nahverkehrsgutachter die Schulzeiten entzerren wollten, nicht umsetzbar, heißt es in ihrer offiziellen Stellungnahme. Die Stundenplangestaltung habe sich an „pädagogischen, lernpsychologischen und fachspezifischen Zielsetzungen“ zu orientieren. „Interessen des öffentlichen Nahverkehrs können daher nicht Grundlage für die pädagogische Ausrichtung einer Schule sein“, schreiben Roos und Bühler. Ähnliche Bedenken wurden auch bei einer Sitzung des Gesamtelternbeirats laut.

 

Vertaktung um jeden Preis

In ihrem Entwurf für einen neuen Nahverkehrsplan hatten die Gutachter vom Karlsruher Büro PTV Transport Consult und der Heidelberger Nahverkehrsberatung Südwest angeregt, den Busverkehr im Kreis von der Fixierung auf den Schülerverkehr zu lösen und stattdessen auf einen ganztägigen Taktverkehr umzustellen, der sich an den Abfahrtszeiten der Züge auf der Filstalbahn orientiere. Zwar wolle man Verschlechterungen vermeiden. Jedoch gelte künftig als Prämisse, dass ein klares, merkbares und gut getaktetes Angebot einer Vielzahl von unkoordinierten Einzelfahrten vorzuziehen sei, so die Experten.

Doch der geplante Integrale Taktfahrplan fordert insbesondere von den Schulen Flexibilität. So wird in dem Gutachten angeregt, die morgendlichen Anfangszeiten zu strecken. Zur ersten Stunde seien eine Vielzahl zusätzlicher Busse im Einsatz, weil alle Schüler morgens annähernd gleichzeitig in der Schule sein müssten, erklärt Sebastian Hettwer vom Amt für Mobilität im Landratsamt. Nach Ansicht der Gutachter ließe sich der Fuhrpark von 140 auf 110 Busse verringern. Zudem sollten die Schulen über eine Verlängerung der Stunden nachdenken. Denn die 45-Minuten-Stunde passe nicht zum künftigen kreisweiten 60-Minuten-Mindest-Takt.

„Die Vorschläge sind unannehmbar“, sagen die Rektoren

Für die Schulleiter sind beide Vorschläge unannehmbar. Weil viele Schulen gemeinsame Sportstätten nutzten, gebe es keine Alternative zu einem gemeinsamen Zeitraster. Zudem kooperierten die Gymnasien in Göppingen und Eislingen in der Oberstufe. Auch dies sei nur bei gemeinsamen Anfangszeiten möglich. Auf Ablehnung trifft auch der Plan, künftig nur noch in Ausnahmefällen die großen, abseits liegenden Busbahnhöfe der Schulen anzufahren, um den anderen Fahrgästen Umwege zu ersparen. „Ich weiß nicht, wie das gehen soll“, sagte die Oberstudiendirektorin Martina Wetzel vom Hohenstaufen-Gymnasium und sieht ein Sicherheitsproblem.

„Ich habe erhebliche Bedenken“, sagte der Oberbürgermeister Guido Till und fasste damit die Stimmungslage im Gemeinderat zusammen. 60 bis 75 Prozent der Fahrgäste in den Bussen seien Schüler. Sie würden nicht mehr fachgerecht bedient. Bis Mitte April haben die Städte und Gemeinden die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen einzureichen. Dann soll das Konzept überarbeitet und noch vor der Sommerpause verabschiedet werden – vorausgesetzt, die Planer geraten nicht aus dem Takt.