Und wie viel Geduld werden Sie mit den Kakteen aufbringen? Sie müssen ja damit rechnen, dass diese sich weiter als Opposition verstehen.
Ich würde nicht allen Mitgliedern der Kaktus-Initiative prinzipielle Opposition unterstellen. Es gibt ganz verschiedene Kakteen-Typen, die in Gottes Natur wachsen. Es gibt bei den Kakteen hoffentlich keinen Fraktionszwang, und das würde der Kammer auch nicht gut tun. Der Dialog braucht natürlich Geduld, aber man braucht auch ein gemeinsames Leitbild. Und es darf nicht vorkommen, dass man dem anderen den Willen zu gemeinsamen Lösungen abspricht.
Sie möchten also ein neues Leitbild erstellen?
Für mich gehört es zu einer guten Kultur, dass man erst einmal die exzellenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtlichen kennenlernt und mit ihnen die Herausforderungen diskutiert. Und dann werden wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Soll die Kammer noch effektiver werden, so dass irgendwann auch die Mitgliedsbeiträge weiter gesenkt werden könnten?
Ich glaube, es wird nie einen Unternehmer geben, der glaubt, er habe schon das Beste erreicht. Das wäre im Wettbewerb der erste Schritt zum Abstieg. Und auch wir werden immer alles auf den Prüfstand stellen. Aber ich habe den Eindruck, dass diese Kammer hervorragend arbeitet. Das gilt in allen Bereichen, in der Zentrale und in den Bezirkskammern, speziell aber bei der Aus- und Weiterbildung oder der Existenzgründungsberatung. Auch die Exportberatung, die in der Region Stuttgart eine besondere Rolle spielt, hat einen exzellenten Ruf. Man kann aber alles Gute noch besser machen. Und natürlich werden Präsidium und Vollversammlung aus weiteren Effizienzsteigerungen auch die richtigen Schlüsse ziehen.
Was werden denn Ihre Schwerpunkte sein? Das Thema Aus- und Weiterbildung haben Sie kurz nach Ihrer Wahl ja schon genannt.
Es sind die Themen, die alle Unternehmen in der Region heute beschäftigen. Da geht es um die Rahmenbedingungen wie gerechte Steuerlast, weniger Bürokratiebelastung, gute Verkehrsinfrastruktur und schnelles Internet ebenso wie um die Herausforderung durch die Digitalisierung, die alle Bereiche in atemberaubender Geschwindigkeit durchdringt. Wir wollen dabei die Wertschöpfung in der klassischen Industrie erhalten. Auch in zehn oder 15 Jahren wollen wir hier noch genug Wertschöpfung und Arbeitsplätze haben, aber dann eben auf einer digitalen Grundlage.