Ist die Struktur der Region mit ihrer starken Ausrichtung auf die Autoindustrie und den Maschinenbau nicht zu einseitig?
Nein. Ich glaube, dass die Wirtschaftsstruktur hier noch ausgewogen ist. Das Auto wird auch in Zukunft eine große Rolle spielen und der Verbrennungsmotor wird weltweit auch noch eine Zukunft haben. Aber bei der Digitalisierung wird zum Beispiel deutlich, wie sehr große Unternehmen auch von kleineren Kreativen lernen können. Diese sind bei dem Thema oft schon weiter als die Großen. Nicht ohne Grund kaufen größere Unternehmen ein Start-up auf, um an die Spitze der Bewegung zu kommen.
Ein Thema, das immer wieder kritisch diskutiert wird, ist das Gehalt des Hauptgeschäftsführers. Sollte dieses nicht offengelegt werden?
Mit Transparenz habe ich überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil. Das Gehalt eines jeden Beamten ist immer öffentlich. Über diese sensible Frage wird das Präsidium sicher bald richtig entscheiden.
Sie haben schon angedeutet, dass es mit Ihnen erstmals auch variable Bestandteile beim Gehalt des Hauptgeschäftsführers geben könnte. Aber woran soll man den Erfolg messen? Etwa an möglichst vielen Abstimmungsniederlagen der Kakteen? Es gibt ja keine Kriterien wie etwa den Gewinn eines Unternehmens.
An Niederlagen für die Kakteen bestimmt nicht (lacht). Aber wir müssen immer vor Augen haben, dass alle Unternehmen etwas von ihrer Mitgliedschaft bei der Kammer haben müssen. Und so könnte man wie bei den Geschäftsführern in der Wirtschaft auch entsprechende Ziele formulieren, an deren Erreichung ein Teil des Gehalts des Hauptgeschäftsführers hängt. Das handle ich in meiner jetzigen Funktion auch für die Geschäftsführer von Bundesunternehmen aus. In meinem Fall wird das im Präsidium zu besprechen sein und dort werden auch die Ziele besprochen.
Sie haben als Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium verschiedene Aufsichtsratsposten. Welche werden Sie behalten und welche werden Sie abgeben?
Ich habe im Rahmen der Beteiligungsverwaltung der über 100 Unternehmen, die dem Bund gehören oder an denen er beteiligt ist, auch Aufsichtsratsmandate bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), bei der Bundesdruckerei und bei der Deutschen Bahn AG. Im Public Corporate Government Kodex, den ich für die Ebene des Bundes verantworte, steht die klare Erwartung, dass man sein Aufsichtsratsmandat niederlegt, wenn man das Amt, aus dem man entsandt wurde, nicht mehr inne hat. Wenn ich also kein Bundesbeamter mehr bin, sollte ich ausscheiden. Es gibt aber auch den Wunsch, dass ich meinen Sachverstand an der einen oder anderen Stelle weiter einbringe. Aber wenn ich etwa den Konflikt um Stuttgart 21 sehe werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen und mich leider nicht mehr um die Sanierung des Güterverkehrs von DB Cargo oder um die Pünktlichkeit des Personenverkehrs bei der Deutschen Bahn AG kümmern können.