Nach dem Ende des Backnanger Kult-Imbisses „Bleile“ im vergangenen Jahr hat auch der Nachfolger seine Zelte bereits abgebaut. Nun sucht die Stadtverwaltung einen neuen Pächter für Imbiss und Biergarten am Parkplatz Bleichwiese.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Der Grill ist kalt, der Imbisswagen ist weg. Jetzt geht es um die Wurst an der Backnanger Bleichwiese. Jahrzehntelang hatte die Familie Grokenberger den dortigen Imbiss betrieben. Fragt man eingefleischte Backnanger nach dem Imbiss auf dem Parkplatz, reicht die Bandbreite von „saulecker“ bis „legendär“. Über mehr als 60 Jahre bestimmte die Familie, was auf den Rost und in die Mägen der hungrigen Handwerker, Büromitarbeiter oder abendlichen Kinogänger landete. Was auch immer es war – Freunde kurz gebratener Köstlichkeiten kamen am „Bleile-Imbiss“ auf ihre Kosten und wurden über vier Generationen lang mit Roter Wurst, Hamburger, Pommes, Schnitzelbrötle, Curry und Co. versorgt.

 

Würstchen und Schnitzel von 8 bis 23 Uhr

„Willi Bleile, der Großvater meines Ehemannes, hat das Geschäft Ende der 1950er Jahre begonnen, wann genau, das wissen wir nicht“, erzählt Gisela Grokenberger. Jeden Morgen fuhr er mit Moped und Anhänger erst zu verschiedenen Metzgereien und danach auf die Bleichwiese, drehte die Gasflasche auf und verkaufte bis in den späten Abend Rote und Bratwürste. Das Angebot kam an, und im Laufe der Jahrzehnte wuchs nicht nur die Stammkundschaft, sondern auch die Speisekarte. Mit der Zeit wurde der Bleile-Imbiss bei vielen Kult und der kleine Anhänger durch einen stattlichen Imbisswagen ersetzt. „Zwischenzeitlich halfen bis zu sieben Familienmitglieder in mehreren Schichten mit, wir hatten von 8 bis 23 Uhr geöffnet, an sechs Tagen in der Woche“, sagt Gisela Grokenberger, die im Jahr 1980 in den Betrieb mit einstieg und dann mehr als 40 Jahre hinter dem Grill stand.

Aus gesundheitlichen Gründen war Schluss

Mit knapp 60 war dann allerdings für Gisela Grokenberger Schluss, aus gesundheitlichen Gründen ging sie in Rente. Ihr Sohn Tobias, der sie zwischenzeitlich unterstützt hatte, kehrte in seinen Beruf als Fensterbauer zurück. Das war im Sommer 2022. „Das Geschäft ging sehr gut, aber es war über die Jahre einfach zu viel Arbeit.“ Jetzt grillt sie ihre Oberländer nur noch in der eigenen Küche in der Pfanne oder auf dem Kontaktgrill.

Den Imbisswagen verkauften die Grokenbergers an ihren Nachfolger, der bereits einen Foodtruck auf dem BayWa-Parkplatz betreibt und neben dem Imbissmobil auch den Standort an der Murr übernahm, inklusive der Bewirtung des angrenzenden Biergartens. Mit der Stadtverwaltung wurde einvernehmlich erst mal ein Probebetrieb vereinbart, teilt Backnangs Erster Bürgermeister Stefan Setzer mit: „Wir wollten keine lange Vakanz, sondern eine gute Interimslösung.“

Einerseits sollte der neue Betreiber herausfinden, ob sein Konzept funktioniert. „Für uns als Stadt war wichtig zu sehen: Wird es von den Backnangern gut angenommen?“ Leider seien Imbiss und Biergarten vom Betreiber Ende vergangenen Jahres vor der vereinbarten Zeit geschlossen worden. „Uns wurden wirtschaftliche Gründe und die schwierige Personalsituation genannt“, sagt Stefan Setzer. Pläne des Betreibers für ein neues Konzept, das dort einen Überseecontainer als feste Einrichtung vorsah, traf bei der Verwaltung nicht auf Gegenliebe. „Wir haben nichts gegen eine feste Einrichtung, aber der Überseecontainer sprengt dann doch die Dimensionen“, erklärt der Erste Bürgermeister.

„Backnang verdient eine hochwertige Lösung“

Der Imbisswagen ist mittlerweile von der Bleichwiese vors Aspacher Rathaus gezogen. In Backnang hat man sich nach Rücksprache mit den politischen Gremien entschieden, die Bewirtschaftung der Teilflächen auf der Bleichwiese und Annonay-Anlage neu auszuschreiben: Es geht um insgesamt rund 140 Quadratmeter „zur Nutzung eines Speise- und Getränkekiosks mit Außenbewirtschaftung sowie Biergartens für eine Dauer von zunächst einem Probejahr“. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März. „Wir erwarten einen Bewerber, der ganzjährig einen hochwertigen Imbiss betreibt und den Biergarten mitbewirtschaftet“, sagt Setzer. Gesucht werde Qualität, keine temporäre Nutzung. „Ich glaube, die Stadt und die Backnanger haben es verdient, dass man für diesen Standort eine hochwertige Lösung findet.“

Bei Interesse können Unterlagen unter Telefon 0 71 91 / 894-2 39 oder E-Mail martin.hinderer@backnang.de angefordert werden.