Christian Doll, zuletzt in Gandersheim tätig, wird neuer Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.

Schwäbisch Hall - Die Domfestspiele Gandersheim suchen einen neuen Intendanten, denn die Freilichtspiele Schwäbisch Hall haben ihren gefunden: Christian Doll wechselt zur nächsten Spielzeit von Niedersachsen nach Baden-Württemberg. Einstimmig, so ist zu hören, hat das Kuratorium den 44-Jährigen aus 33 Bewerbungen zum Nachfolger von Christoph Biermeier gewählt, der nach dann 13 Jahren in Schwäbisch Hall seinen Hut nimmt. Eine Woche vor dem ursprünglich angesetzten Termin präsentierte Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim, zugleich Vorsitzender des Kuratoriums, überraschend Doll als „idealtypische Besetzung“ für die Freilichtspiele seiner Stadt.

 

In der Tat ähneln sich die künstlerischen Konzepte der beiden Festspielorte – und sie unterscheiden sich doch, was Hoffnung auf neues, spannendes Theater in der Stadt am Kocher macht. Doll setzt (noch bis zum 24. Juli) in Bad Gandersheim auf Musicaltheater, das auch in Schwäbisch Hall viel Publikum zieht. Anders als Biermeier aber, der beispielsweise 2014 für die Wahl des doch reichlich verstaubten Musicals „Kiss me Kate“ auf der großen Treppe viel Prügel von Seiten der Presse bekam (und dessen Zuschauerzahlen enttäuschten), setzte Doll mit Uraufführungen selbst entwickelter Musicals Akzente. Er inszenierte im selben Jahr in Bad Gandersheim „Gefährliche Liebschaften“ nach dem Roman von Choderlos de Laclos, das er mit seinem musikalischen Leiter Heiko Lippmann erarbeitet hat.

Lippmann (laut der verbreiteten Informationen „einer der renommiertesten musikalischen Leiter in der deutschen Musicalszene“) wird Doll im Übrigen nach Schwäbisch Hall folgen. Mit Klassikern und historischen Stoffen will Doll überdies das Profil der Freilichtspiele Schwäbisch Hall schärfen, „aber nicht alles neu erfinden, das bin ich auch den Zuschauern schuldig“. Kontinuität verspricht sein Engagement für junges Theater, das er an seiner bisherigen Wirkstätte mit dem Jugendfestival Theatervirus, der Neugründung eines Jugendclubs und einer neuen Spielstätte für junges Theater intensiviert hat.

Ursprünglich kommt der neue Intendant aus dem Schauspielfach. Zunächst studierte Christian Doll Physik und Philosophie in Freiburg und absolvierte dann ein Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München; bereits im ersten Jahr engagierte ihn Dieter Dorn für kleinere Rollen an die Münchner Kammerspiele. 1998 wurde er Ensemblemitglied am Theater Wuppertal. Weitere Stationen waren Regieassistenz am Theater Freiburg und Regiearbeiten in Deutschland und der Schweiz. 2011 übernahm er als Intendant und künstlerischer Geschäftsführer die Gandersheimer Domfestspiele. Dort wird man ihn ein Jahr vor der Zeit ziehen lassen müssen, denn sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2017.

„Ich sehe den Wechsel als Aufstieg“, sagt Doll und nennt als Hauptgrund „mehr Möglichkeiten“, die er in Schwäbisch Hall sieht. Das bezieht er zum einen auf den Etat – rund eine Million Euro steht in Schwäbisch Hall für die künstlerische Arbeit zur Verfügung, diese Summe muss in Bad Gandersheim für das komplette Personal ausreichen –, zum anderen auf die zweite Spielstätte. Auf diese wird er in seinem ersten Jahr als Intendant freilich verzichten müssen: Das in die Jahre gekommene Haller Globe-Theater wird 2017 aller Voraussicht nach einem Neubau weichen müssen, der von 2018 an bespielbar sein soll. Noch ist nichts entschieden, die Diskussion in der Stadt läuft.

Im Herbst wird Doll in Schwäbisch Hall seine Arbeit aufnehmen. Sein Engagement steht im Übrigen für einen echten Neuanfang: Es soll keine Wiederaufnahmen aus dem Spielplan 2016 geben.