Der neue Investor für den alten Adelberger Campingplatz ist so schwäbisch wie s’Äffle und s’Pferdle. Er meldete sich erst, als sich die Verhältnisse in Adelberg beruhigt hatten. Kapital meidet eben instabile Orte, schließt daraus StZ-Redakteur Eberhard Wein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Adelberg - Kapital ist ein scheues Wild. Um Länder, in denen nicht ein Mindestmaß an politischer Stabilität gegeben ist, machen Investoren, die integren zumal, deshalb einen großen Bogen.

 

Dass diese Regel aus der großen weiten Welt auch im kommunalen Kosmos badenwürttembergischer Landgemeinden Wirkung entfaltet, hat jetzt das kleine Adelberg erlebt. Solange sich der Gemeinderat über alles stritt, was auf und unter dem Ratstisch auftauchte, konnte die wackere Bürgermeisterin Carmen Marquardt das Sorgenareal rund um das Montemaris und den stillgelegten Campingplatz wie Sauerbier anbieten. Mit 30 potenziellen Investoren hat sie in den vergangenen vier Jahren mehr oder weniger ernsthafte Gespräche geführt. Regelmäßig endete es mit einer Absage des Investors. Als doch einer das Wagnis Adelberg eingehen wollte, wurde er mit einem Bürgerentscheid aus dem Ort gejagt. Fast kampagnenartig waren Zweifel an seiner Integrität geschürt worden. Heute ist der Mann seriös genug, um für die Landeshauptstadt Kindergärten zu bauen.

Doch seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr ist in Adelberg alles anders. Die einstigen Streithähne haben sich zurückgezogen. Im Gemeinderat steht wieder Sachpolitik im Vordergrund. Prompt meldet sich ein Investor, der nur 20 Autominuten entfernt seinen Firmensitz hat und das Trauerspiel all die Jahre interessiert beobachtete: schwäbischer als ’s Äffle und ’s Pferdle und mit ebenso festen wie besten Absichten. Die einstige Adelberger Sorgen-Immobilie ist plötzlich wieder ein Filetstück oder kann es zumindest werden – wenn alle einen kühlen Kopf bewahren.