Die Mietpreise in der Landeshauptstadt liegen deutlich über den landesweiten Vergleichsdaten. Das zeigt der aktuelle Mietspiegel, den die Stadt am Freitag vorgestellt hat.

Stuttgart - Wohnen in der Landeshauptstadt bleibt ein teures Gut. Das geht aus dem aktuellen Mietspiegel für 2017 und 2018 hervor, den die Stadt am Freitag vorgelegt hat. Der Anstieg der Mieten bei frei finanzierten Mietwohnungen lag im Schnitt der vergangenen beiden Jahre bei sechs Prozent. Besonders heftig sind die Preissprünge bei Neubauwohnungen ab Baujahr 2010: Hier sind Steigerungsraten von mehr als 18 Prozent zu verzeichnen. Im Vergleich zum vorigen Mietspiegel (7,7 Prozent durchschnittliche Steigerung) hat sich der Anstieg leicht abgeschwächt.

 

Ordnungsbürgermeister Martin Schairer und der Leiter des Statistischen Amtes der Stadt, Thomas Schwarz, wiesen bei der Präsentation der aktuellen Erhebung, bei der erstmals auch Vermieter einbezogen waren, dennoch darauf hin, dass der Anstieg damit deutlich über der Entwicklung des landesweiten Nettomietpreisindexes (plus 2,5 Prozent) liege. Zudem steigen die Mieten sehr viel schneller als die allgemeinen Verbraucherpreise (plus 0,1 Prozent) im Vergleichszeitraum. „Die Mieten in Stuttgart entkoppeln sich aufgrund der hohen Nachfrage weiter von der allgemeinen Entwicklung im Landesdurchschnitt“, so Schairers pessimistisches Fazit.

Die Durchschnittsmiete beträgt neun Euro pro Quadratmeter

Die niedrigste Steigerungsrate weisen demnach solche Wohnungen auf, die zwischen 1950 und 1984 erbaut wurden (3,6 Prozent). Das sind knapp 50 Prozent aller Wohnungen in Stuttgart. Nimmt man die Wohnfläche als Bezugsgröße, ist festzuhalten, dass bei 39 Prozent der frei vermieteten Wohnungen zwischen 45 bis 69 Quadratmeter die Kaltmiete um 5,5 Prozent gestiegen ist. Bei Wohnungen zwischen 70 und 109 Quadratmeter zog die Miete im Schnitt um 6,1 Prozent an. Die durchschnittliche Miete pro Quadratmeter in Abhängigkeit von der Wohnungsgröße liegt bei knapp neun Euro.

Für die in Stuttgart am häufigsten vorkommenden Wohnungen (85 Prozent) zwischen 45 und 110 Quadratmeter Wohnfläche muss ein Mieter 8,80 Euro pro Quadratmeter hinblättern. Bemerkenswert dabei: Ob eine Wohnung energetisch saniert worden ist oder nicht, wirkt sich auf die Höhe der Miete im Vergleich zu nicht sanierten Wohnungen kaum aus.

50 Prozent des Einkommens fürf die Miete

Unterschiedlich bewerten Mieterverein und der Haus- und Grundbesitzerverein die Entwicklung am Wohnungsmarkt. „Einkommensschwache Haushalte werden aus der Stadt verdrängt, selbst Normalverdiener können sich das nicht mehr leisten“, zeigt sich Mietervereinsgeschäftsführerin Angelika Brautmeier besorgt. Speziell in den Innenstadtlagen werde das Wohnen extrem teuer. Bereits jetzt wendeten Durchschnittsverdiener und Rentner 50 Prozent ihres Einkommens allein für Miete auf, beklagt der Mieterverein. Die Mietpreisbremse und das Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum müssten stärker angewandt werden, sagt Brautmeier.

Ganz anders schätzt der Verein Haus und Grund die Lage ein. Der Vorsitzende und frühere CDU-Finanzbürgermeister Klaus Lang lobt die „Zurückhaltung“ privater Vermieter, diese würden ihre Möglichkeiten für Mieterhöhungen bei weitem nicht ausschöpfen. Lang spricht von einer moderaten Entwicklung, von einer Mietpreisexplosion könne keine Rede sein:. Jene Auguren, die zweistellige Prozentzuwächse bei den Mieten prophezeit hätten, seien als „interessengeleitete Schwarzmaler“ entlarvt worden. Das Zweckentfremdungsverbot“ und die Mietpreisbremse geißelt er als Rohrkrepierer.

Mieter- und Hausbesitzerverein wollen mehr Wohnungen

In einem Punkt freilich passt zwischen Mieter- und Hausbesitzerverein kein Blatt Papier: Stadt und Region müssten beim Wohnungsbau massiv zulegen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. „Neubau, Neubau, Neubau“ heißt die Devise von Angelika Brautmeier, wenn’s sein muss auch auf der grünen Wiese. Und Klaus Lang rüttelt am städtischen Grundsatz Innen- vor Außenentwicklung: „Es darf keine Tabus mehr geben.“

Erstellt wurde der Mietspiegel auf Basis einer Befragung von rund 6100 zufällig ausgewählten Haushalten, 3000 Fragebogen wurden zudem an Vermieter verschickt. Letztlich konnte aufgrund des Rücklaufs nur etwas mehr als die Hälfte der Antworten für die statistische Berechnung herangezogen werden. 78 Prozent der ausgewerteten Fragebogen stammten von Mietern, 22 Prozent von Vermietern.