Thomas Krücken gilt als guter Talente-Entwickler und Querdenker. Warum der VfB Stuttgart glaubt, in dem 41-Jährigen den richtigen Mann für seinen Nachwuchsbereich gefunden zu haben.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Die meisten Fans mussten wohl erst ihre Suchmaschine anwerfen, um aus dem Namen Thomas Krücken schlau zu werden. Fachleuten ist der Fußballlehrer, der im Sommer sein Amt als neuer Nachwuchschef beim VfB Stuttgart antritt, hingegen schon länger bekannt. Die gute Jugendarbeit beim FSV Mainz 05 hat sich nicht nur bis Stuttgart herumgesprochen. Dort freut sich Sportvorstand Thomas Hitzlsperger nun, einen der profiliertesten Fachleute im Nachwuchsbereich für den VfB gewonnnen zu haben: „Er passt mit seiner Idee vom Fußball sehr gut zu uns. Wir wollen mit unseren Nachwuchsteams mutig auftreten und spielbestimmend sein,“ sagt der 37-Jährige.

 

Der gebürtige Neusser soll fortführen, was Hitzlsperger nach seiner Beförderung zum Sportvorstand als ehemaliger Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) begonnen hat. Als eine Art Sportchef für die Junioren. Talente sichten, sie formen und an die Profis heranführen, damit sind Krückens Kernaufgaben beschrieben. „Am Ende sollen so viele Spieler wie möglich aus dem eigenen Nachwuchs in der Profimannschaft ankommen“, sagt Hitzlsperger und zielt damit auf einen der Schwachpunkte beim VfB. Seit Timo Baumgartl ist dies keinem Eigengewächs mehr nachhaltig gelungen.

Lässt sich Krückens Arbeit auf den VfB übertragen?

In Mainz hat Krücken bewiesen, dass es anders geht. Florian Müller, Ridle Baku oder Jonathan Burkardt meisterten zuletzt den schwierigen Übergangsbereich. Weshalb nicht nur Sportchef Rouven Schröder dem 41-Jährigen eine Träne nachweint. „Mainz 05 verliert auf inhaltlicher und charakterlicher Ebene einen hervorragenden Mitarbeiter.“ Krücken suchte nach fünf Jahren in Rheinhessen eine neue Herausforderung. Die größtmögliche bei einem traditionell unruhigen Traditionsclub wie dem VfB, könnte man hinzufügen. Es wird spannend zu sehen sein, inwieweit sich Krückens Arbeit von Mainz übertragen lässt. Und ob sie am Ende dieselben Früchte trägt.

Das sagt Thomas Hitzlsperger zu den aktuellen VfB-Baustellen

Wenn man den Fußballlehrer so reden hört, kommt einem unweigerlich der Laptoptrainer in den Sinn. Von Potenzialidentifikation und multidirektionalen Inhalten ist dann die Rede. Vereinfacht gesagt, liegt Krückens Hauptaugenmerk darauf, jeden Spieler individuell zu betreuen. „Es gibt verschiedene positionstechnische und athletische Profile. Dementsprechend bekommen die Spieler unterschiedliche Trainingsreize. So erhoffen wir uns die größtmögliche Leistungssteigerung“, beschrieb er einmal seine Arbeit in Mainz.

Tipps vom Nowitzki-Trainer

Der neue NLZ-Leiter, der auch schon im Nachwuchs bei der TSG Hoffenheim, Manchester City und Hertha BSC aktiv war, sieht sich als Querdenker, der über den Tellerrand des Fußballs hinausblickt. Von Holger Geschwindner, dem Individual-Trainer von Dirk Nowitzki, holte er sich genauso Wissen ein wie von anderen Sportarten.

Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass dem VfB Stuttgart mit dem neuen Dreigestirn Hitzlsperger, Sportdirektor Sven Mislintat und Krücken der gefühlt hundertste Neuaufbau endlich gelingt. Der Klassenverbleib der Profis wäre dabei sicher hilfreich.