Der ZOB und vor allem das geplante Dach bewegen die Politiker in Esslingen. Jetzt geht die Verwaltung in die Informationsoffensive.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das geplante Dach über dem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) bleibt weiter das heißeste Eisen in der Esslinger Kommunalpolitik. Den deutlichen öffentlichen Worten von Oberbürgermeister Jürgen Zieger beim Neujahrsempfang in Richtung der Kritiker eines solchen Daches hat die Verwaltung nun am Montag Abend in der nicht öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt Zahlen und Fakten folgen lassen.

 

Zu erfahren war am Dienstag, dass die Verwaltung dabei noch einmal umfänglich und detailliert aufgezeigt habe, welche Konsequenzen eine Entkopplung der Dachpläne vom Bau des neuen Busbahnhofs haben würde. So soll die zeitgleiche Verwirklichung des ZOB und des Dach-Siegerentwurfs des Stuttgarter Architekturbüros Werner Sobek rund 3,8 Millionen Euro kosten. Sollte sich eine Mehrheit des Gemeinderats zunächst lediglich für den Bau des Omnibusbahnhofs und erst später für die Verwirklichung des Daches aussprechen, würde das Mehrkosten in Höhe von rund 1,1 bis 1,3 Millionen Euro bedeuten.

Denn mit dem Dach sind verschiedene andere Maßnahmen gekoppelt. So ist geplant, die Oberleitungen der Elektrobusse ebenso wie die Beleuchtungen für das Areal mit der Dachkonstruktion zu verbinden. Käme das Dach erst später, müssten also zunächst provisorische Lösungen verwirklicht werden. Das soll, so ist zu hören, für die große Mehrheit des Ausschusses keine wirkliche Alternative gewesen sein. Selbst in der CDU, die sich bisher am vehementesten gegen den Bau eines Daches gesperrt habe, gebe es mittlerweile Stimmen, die sich für den Bau des Dachs stark machten.

Konsequenzen des verzögerten Dachbaus

Ein späterer Bau des Daches hätte zudem die Konsequenz, dass dann in der Bauphase das neue ZOB-Gelände rund ein halbes Jahr nicht genutzt werden könnte. Der öffentliche Personennahverkehr müsste in dieser Zeit erneut auf den alten ZOB ausweichen. Neben erheblichen logistischen Problemen würde das auch bedeuten, dass das innerstädtische Gelände an der Berliner Straße nicht, wie momentan geplant, bereits im Jahr 2014, sondern erst dann vermarktet werden könnte, wenn das Dach über dem neuen ZOB fertig wäre.

Auch die aus Einsparüberlegungen heraus angedachte Lösung der Freien Wähler, nicht nur den Dachbau zu verschieben, sondern das gesamte Projekt erst später zu verwirklichen und darauf zu hoffen, dass sich die finanzielle Situation der Stadt in den kommenden Jahren entscheidend verbessert, wäre mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Allein die Verschiebung des Baubeginns vom Dezember dieses Jahres in den Mai 2013 würde Mehrkosten von 50 000 bis 200 000 Euro verursachen. Noch teurer käme ein Baubeginn nach dem Oktober 2013, also nach der Freigabe der Südtangente. Dann beliefen sich die Mehrkosten auf einen Betrag zwischen 580 000 und einer Million Euro. Denn in diesem Fall müsste die Südumfahrung ebenfalls zunächst provisorisch an das bestehende Verkehrsnetz angebunden werden. Zudem würde dann das ursprünglich fraktionsübergreifende beschlossene Ziel, beim Bahnhof einen attraktiven Stadteingang für Esslingen zu schaffen, zunächst Zukunftsmusik bleiben.

Informationsveranstaltung am 15. Februar im Alten Rathaus

Noch ist keine Entscheidung gefallen, wie es am Bahnhof weitergehen soll. Zunächst will die Verwaltung noch einmal ihre Position verdeutlichen. Deshalb lädt sie zu einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 15. Februar, um 19 Uhr in die Schickhardthalle im Alten Rathaus. Esslingens Erster Bürgermeister, Wilfried Wallbrecht, hält das Impulsreferat. Aber auch Vertreter des Einzelhandels, des Bürgerausschusses Innenstadt sowie des Planungsbeirats der Architekten werden zu dem Projekt Stellung beziehen. Anfang März soll dann der Technikausschuss öffentlich / beraten, Ende März der Gemeinderat eine Entscheidung treffen.