Ein neuer Kabarettpreis könnte sich zu einem attraktiven Höhepunkt zum Jahresanfang im Remstal entwickeln. Zur Premiere treten fünf Männer und eine Frau an. Der Gewinn: eine Bronzeskulptur und ein abendfüllender Auftritt.

Man muss schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, um den österreichischen Volksschauspieler Hans Moser noch in einem Schwarz-Weiß-Streifen gesehen zu haben oder gar sein Wienerlied unter dem Titel „Die Reblaus“ noch zu kennen – geschrieben ursprünglich 1940 für den Film „Sieben Jahre Pech“ und wiederbelebt für „Den Kongress tanzt“ von 1955. Wichtigste Erkenntnis des Moserschen Nuschelsprechgesangs: „I muass im frühern Lebn eine Reblaus gwesen sein.“

 

Jetzt erfährt dieses vor allem als Schädling im Weinbau bekannte Insekt eine Renaissance – denn ausgerechnet nach der Pflanzenlaus ist ein neuer Wettbewerb im Remstal für scharfzüngige Zeitgenossen benannt: der 1. Kabarettpreis „Weinstädter Reblaus“, der bei der Premiere an diesem Samstag, 25. Januar, in der Jahnhalle in Endersbach verliehen wird.

Premiere in der Jahnhalle

Wer als Kandidat reüssieren möchte, sollte als Grundvoraussetzung möglicherweise sein Expertenwissen unter Beweis stellen und ein Wort wie „Daktulosphaira vitifoliae“ fehlerfrei aussprechen können. Denn das ist der wissenschaftliche Fachbegriff für die Reblaus, die übrigens zur Ordnung der Schnabelkerfe zählt, falls jemand weiß, was das ist.

Unter den Winzern jedenfalls hat das etwa einen Millimeter lange, im 19. Jahrhundert aus Nordamerika eingeschleppte Viech aus der Familie der Zwergläuse keine Fans, und auch die Wengerter im Remstal versuchen, im dauerhaften Abwehrmodus den Schädling auszuschalten. Doch das klappt bisher nicht. Durch Klimaveränderungen, brachliegende Weinberge und eine steigende Anzahl von Hausreben „erlebt die Reblaus derzeit eine Renaissance“, heißt es in wissenschaftlichen Studien.

Im Weinstädter Kulturamt wollen die Verantwortlichen allerdings die Reblaus jetzt von ihrem Schmuddelimage befreien und groß herausbringen – zumindest im übertragenen Sinne. Denn nach ihr ist ein neuer Kabarettpreis benannt, der sich womöglich als ein besonderes Event für Fans scharfzüngiger Menschen etablieren könnte. Anlass für die Premiere waren Überlegungen, wie man die aktuellen Feiern zum 50-Jahr-Stadtjubiläum Weinstadts auch auf kultureller Ebene hochkarätig aufwerten könnte. Und so hebt das Kulturamt erstmals einen Kabarettpreis aus der Taufe.

Doch woher hat der Preis seinen Namen? Kulturamtsleiter Jochen Beglau begründet dies so: „Wo die Reblaus die Winzer fordert, bringt das Kabarett die Gesellschaft zum Nachdenken – bittersüß, ironisch und stets mit einem kräftigen Nachhall.“

Ein Auftritt dauert 15 Minuten

An den Start in Endersbach gehen fünf Kabarettisten und eine Kabarettistin, die um die Gunst des Publikums buhlen. In einem jeweils 15-minütigen Auftritt bringen sie ein Best-of ihres jeweiligen Programms auf die Bühne. Die Teilnehmer wurden von einer Jury aus einer Vielzahl von Bewerbungen ausgewählt, mit einer Mischung aus renommierten und internationalen Kabarettisten ebenso wie Nachwuchskünstlern.

Mit dabei sind Alexander Hechtl, Jakob Schwerdtfeger, Thomas Bäder, Maria Maschenka, Tilmann Lucke und Uli Höhmann. Die Moderation übernimmt Lennard Rosar.

Aus allen sechs Künstlern wählt das Publikum dann den Gewinner. Dieser erhält zum einen die Bronzeskulptur „Reblaus“ und darf als Solokünstler einen abendfüllenden Auftritt im Rahmen des Weinstädter Kulturprogramms am Samstag, 25. Oktober, bestreiten.

Spektakel in Endersbach

Premiere
Der Kabarettpreis Weinstädter Reblaus wird erstmals an diesem Samstag, 25. Januar, verliehen. Beginn ist um 19 Uhr in der Jahnhalle Endersbach.

Tickets
Karten zum Preis von 24/22 Euro sind erhältlich unter www.weinstadt.de/tickets sowie bei Remstal Tourismus im Alten Bahnhof Endersbach.