Der Deutsche Aktienindex DAX steigt so hoch wie noch nie in seiner 25-jährigen Geschichte – auf über 9000-Punkte. Analysten nehmen bereits einen Anstieg um weitere 1000 Punkte ins Visier.

Frankfurt - In vielen Handelssälen dürften die Sektkorken geknallt haben. Erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte hat der Deutsche Aktienindex (Dax) die Marke von 9000 Punkten überschritten – auch wenn er das nicht bis zum Ende durchhalten konnte. Doch die Aktienhändler werden sich mit der Feier des „historischen“ Datums nicht lange aufgehalten haben, denn sie gehen davon aus, dass die Kurse in den nächsten Wochen und Monaten noch weiter steigen werden. Schon in drei bis sechs Monaten werde man auch die Marke von 10 000 Punkten knacken, meinten Analysten und denken schon an neue Rekorde.

 

Ein Hauptgrund für den anhaltenden Kursanstieg liegt in der lockere Geldpolitik der Notenbanken, die den Akteuren an den Kapitalmärkten ungewohnt viel Geld in die Kassen gespült hat; gleichzeitig sind die Zinsen auf einem extrem niedrigen Niveau, so dass andere Anlageformen, vor allem festverzinsliche Papiere, kaum Rendite versprechen. Und die Notenbanken machen bislang keine Anstalten, von dieser Politik abzuweichen, weil die Konjunktur in Europa noch auf schwachen Beinen steht und auch die US-Notenbanker noch nicht die richtigen Voraussetzungen sehen, um die geldpolitischen Zügel wieder anzuziehen. Ein Ende der Rallye ist daher nach Meinung vieler Experten nicht in Sicht – dabei hat das Börsenbarometer für die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen seit Jahresbeginn bereits rund 18 Prozent zugelegt.

Analysten gehen davon aus, dass der positive Trend in der neuen Woche anhalten wird, weil viele Investoren derzeit noch nicht ausreichend am Aktienmarkt investiert seien. Die Umschichtung von Anleihen zu Aktien wird noch eine Weile weitergehen, hieß es. Dennoch warnen Kritiker vor einer Überhitzung. Sie verweisen darauf, dass der Dax Anfang des Jahrtausends nach dem Platzen der Internetblase um 70 Prozent abstürzte. Der stärkere Euro könnte die Gewinnerwartungen bremsen. Die Deutsche Bank hält daher bis zum Jahresende einen Rückgang des Dax auf 8400 Punkte für denkbar.

Kleinanleger kaum mit von der Partie

Auch jetzt sei der Kursanstieg auf die hohe Liquidität zurückzuführen, nicht auf eine realwirtschaftlich zu begründende Erholung, meinen die Skeptiker. Ob die aktuellen Börsenkurse die wirkliche Lage der deutschen Wirtschaft widerspiegeln, ist unter den Experten umstritten. Die Befürworter verweisen darauf, dass die meisten deutschen Unternehmen gute Gewinnaussichten haben und bei einer weiteren Belebung der Weltwirtschaft durch starke Exporte profitieren könnten. Sie rechnen vor, dass die Kurse ohne Berechnung der gezahlten Dividenden noch unter dem Stand des Jahres 2007 liegen. Dies kann man am Dax-Kurs-Index ablesen, der am Freitag bei rund 4755 Punkten stand. Dieser Maßstab hatte 2007 noch bei 5200 Punkten gelegen, im Jahr 2000 sogar bei über 6000 Punkten. Sicher aber ist, dass der Kursanstieg vor allem durch das Interesse ausländischer professioneller Investoren angetrieben wird. Deutsche Aktien seien im Vergleich mit amerikanischen deutlich günstiger bewertet, meinen Analysten. Weil man der deutschen Wirtschaft zutraut, dass sie sich auch in der nächsten Zeit als besonders krisenfest erweist, seien die hiesigen Unternehmen die Favoriten. Schon heute liegen mehr als 55 Prozent der deutschen Aktien in den Händen von ausländischen Investoren.

Kleinanleger dagegen sind kaum mit von der Partie. Die Zahl der Aktionäre habe sich nicht wesentlich erhöht, sagt das Deutsche Aktieninstitut. Zwar kletterte die Zahl der Anleger, die direkt in Aktien investierten, im ersten Halbjahr auf rund 4,9 Millionen und damit auf den höchsten Stand seit 2003, zugleich jedoch verringerte sich die Zahl derer, die über Fonds indirekt Geld in Aktien steckten. Insgesamt hatten rund 9,4 Millionen Anleger in Deutschland direkt oder indirekt Geld am Aktienmarkt investiert. Im Durchschnitt des Jahres 2012 waren es noch 9,5 Millionen. „Die Akzeptanz der Aktie als Anlageform in Deutschland scheint sich nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes und den Turbulenzen der Subprime- und Staatsschuldenkrise zu stabilisieren“, bilanzierte das Aktieninstitut. Die Aktionärsquote in Deutschland ist mit 14,6 Prozent nach wie vor vergleichsweise niedrig. Im Jahr 2001 zählte Deutschland fast 13 Millionen Aktionäre, die Aktionärsquote lag bei 20 Prozent.