Marc van Bergen leitet seit Beginn dieses Schuljahres die Louis-Leitz-Schule an der Wiener Straße 51. Zuvor war er kurze Zeit Rektor an der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Süd.

Feuerbach - Marc van Bergen war noch niemals in New York. Aber der 48-jährige hat sich fest vorgenommen, der Weltstadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten irgendwann einmal einen Besuch abzustatten: „Das ist ein Traum von mir“, sagt er. Hinter dem Schreibtisch in seinem neuen Schulleiterbüro in der Louis-Leitz-Schule steht auf einem kleinen Schrank ein großes Foto-Plakat vom pulsierenden Leben auf dem New Yorker Time Square.

 

Ein Kind des Stuttgarter Nordens

Van Bergen stammt aus Zuffenhausen: „Ich bin ein Kind des Stuttgarter Nordens“, sagt er. Nach dem Abitur am Ferdinand-Porsche-Gymnasium im Jahr 1988 und nach dem Wehrdienst machte er eine Lehre zum Reiseverkehrskaufmann bei SSB-Reisen. Das New-York-Bild symbolisiert auch seine Affinität zum Reisen. So kann er in seinem Büro gedanklich in die Ferne schweifen: „Wenn es hoch hergeht, stelle ich mich einfach davor und freue mich auf New York“, berichtet er.

Seit Beginn dieses Schuljahres leitet Marc van Bergen die Louis-Leitz-Schule. Der Rektor und sein 66-köpfiges Lehrerkollegium stehen vor einer großen Herausforderung und Aufgabe. Denn die Louis-Leitz-Schule vereinigt drei Schularten unter einem Dach. Sie ist Wirtschaftsgymnasium, Wirtschaftsschule und Kaufmännische Berufsschule. Seit dem Gemeinderatsbeschluss vom 4. März 2016 hat sich das pädagogische Portfolio noch vergrößert, denn die Berufsschule ist gleichzeitig sogenanntes Kompetenzzentrum für Büromanagement, Industrie und Personaldienstleistung geworden. „Im Zuge der regionalen Schulentwicklung wurden diese dualen Ausbildungsberufe an einem Standort zusammengefasst“, sagt van Bergen. Rein zahlenmäßig heißt das im Fall der Louis-Leitz-Schule: Statt circa 1100 müssen ab diesem Schuljahr knapp über 1600 Jugendliche und junge Erwachsene beschult werden. „Das hat uns vor enorme Herausforderungen und auch Probleme gestellt“, sagt der neue Rektor. Ein Problem im Unterrichtsalltag ist die teilweise veraltete Ausstattung: Van Bergen nennt nur ein Beispiel: „In einem der Klassenzimmer steht ein einziger Overhead-Projektor und der ist älter als ich selbst“, sagt der Oberstudiendirektor. „Das entspricht nicht dem Standard, den wir haben müssten.“ Es gehe hauptsächlich um acht Klassenzimmer, deren technisches Equipment erneuert werden müsste.

Außenstelle an der Siemensstraße kann frühstens zum Schulhalbjahr bezogen werden

Zudem herrscht Raumnot: Eigentlich sollten einzelne Klassen ab dem Schuljahr 2016/2017 in ein ehemaliges Industriegebäude an der Siemensstraße 52 ausgelagert werden, aber dann stellte die Stadt fest, dass dort formaldehydbelastete Trennwände vorhanden waren und verschob den geplanten Einzug wegen der Schadstoffbelastung zunächst. Inzwischen sind die Räume weitgehend saniert. „Wir prüfen gerade, ob wir in der Außenstelle einzelne Klassen ab dem zweiten Schulhalbjahr oder erst zum neuen Schuljahr 2017/2018 dort unterbringen sollen“, sagt van Bergen. Zudem müsste auch die personelle Ausstattung der Schule verbessert werden. „Wir haben einen Zuwachs von 500 Schülern“, sagt der Rektor. Das Regierungspräsidium und der Schulträger haben Unterstützung zugesagt. „Es braucht Geduld, aber ich bin von Haus aus Berufsoptimist“, sagt von Bergen.

Bevor er die Schulleiterstelle in Feuerbach annahm, leitete der Oberstudiendirektor ein knappes Jahr lang die Kaufmännische Schule Stuttgart-Süd. Seine Aufgabe war, die Einrichtung aufzulösen. So sah es der Schulentwicklungsplan vor. „Damit hatte bisher keiner Erfahrung.“

Sieben Jahre lang war Marc van Bergen Handball-Bundesligaschiedsrichter

Doch solche Herausforderungen treiben ihn an. Ausdauer, Kondition und Durchsetzungsvermögen bringt er vom Sport her mit: Früher spielte er Handball. Mit 24 Jahren leitete er das erste Bundesligaspiel für den deutschen Handballbund. Von 1993 bis 2000 war er Bundesligaschiedsrichter. „Man lernt, schnell Entscheidungen zu treffen und die eigene Leistung kritisch zu reflektieren“, sagt er. Das sei auch im Beruf wichtig.

Heute geht er in der Freizeit gemeinsam mit seiner Ehefrau regelmäßig zum Bergwandern: „Das Allgäu ist fast unsere zweite Heimat geworden.“ Im Sommer des vergangenen Jahres hat er zu Fuß die Alpen überquert; zudem fährt er viel Fahrrad. Im Winter holt er die Langlaufski aus dem Keller, außerdem geht er mehrmals wöchentlich ins Fitness-Studio.

Der Berufswunsch, Lehrer zu werden, entstand während seiner Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann. „Ich hatte tolle Lehrer in der Kaufmännischen Schule 1 an der Hasenbergstraße im Stuttgarter Westen“, berichtet er. Nach der Lehre begann er zu studieren – Wirtschaftspädagogik an der Uni Hohenheim. 1999 machte er den Abschluss als Diplomhandelslehrer. Im Referendariat traf er seine ehemaligen Lehrer wieder – aber diesmal als Kollegen. Nach drei Jahren als Lehrer kam der Ruf ans Kultusministerium. Zunächst kümmerte er sich um die Kaufmännischen Schulen. Später arbeitete er als stellvertretender Referatsleiter im Bereich Sport und Sportentwicklung und im Büro für Ministerrats- und Landtagsangelegenheiten. „Die sieben Jahre im Ministerium waren eine anstrengende Zeit, aber dort habe ich das Rüstzeug bekommen, die jetzige Aufgabe gut ausfüllen zu können.“

Ein offener Umgang, der gegenseitiges Vertrauen schafft, Transparenz und eine gute Kommunikation seien ihm besonders wichtig im Beruf. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, sagt der Leiter der Louis-Leitz-Schule.