Nach einigen Jahren am Fortbildungsinstitut der Polizeihochschule Böblingen leitet Stefan Hartmaier nun das Revier an der Stuttgarter Gutenbergstraße. Der 52-jährige hat die ursprüngliche Polizeiarbeit vermisst.

Stuttgart-West - Etwas aufgeregt sei er schon, sagt Stefan Hartmaier. Am Tag des Pressegesprächs steht sein erster größerer Einsatz an, seit er das Polizeirevier 3 an der Gutenbergstraße im Stuttgarter Westen leitet. Eine Kurden-Demonstration mit 200 angemeldeten Teilnehmern. Anfang März hat der Polizeioberrat die Leitung des Reviers von Rainer Weigl übernommen, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Anmerken lässt sich der 52-jährige Hartmaier seine Aufregung aber kaum. Der Beamte strahlt Ruhe und Routine aus.

 

„Ausflug“ in die Fortbildung

Die Führungsaufgabe im Westen ist auch nicht seine erste. Von 2007 bis 2016 leitete er das Filder-Polizeirevier. Nach seinem unfreiwilligen Abgang – das 160 Mann starke Revier war höher eingestuft worden und Hartmaier hatte nicht den für die Leitung nötigen Dienstgrad – ging er ans Fortbildungsinstitut der Polizeihochschule Böblingen, wo er für die Bereiche Einsatz und Verkehr zuständig war. Diesen „Ausflug“ in die Fortbildung wolle er nicht missen, sagt Hartmaier. Trotzdem: „Die ursprüngliche Polizeiarbeit hat mir gefehlt.“

Der Wunsch, nach Stuttgart zurückzukehren, habe ihn immer begleitet. Vom beschaulichen Möhringen hinein in den wuseligen und urbanen Westen – ein arger Kontrast? Nein, findet Hartmaier. Natürlich hätte es in Möhringen eine Kurden-Demo nicht gegeben, das Parkplatzproblem sei im Westen ein ganz anderes, und die Nähe zur Innenstadt mache sich auch bemerkbar. „Aber eine ganz andere Welt ist Möhringen nicht“, so Hartmaier. Einen Standard-Tag werde es auch im Westen nicht geben. Normalerweise kommt Hartmaier gegen 7 Uhr ins Revier und bespricht mit dem Schichtführer, was nachts passiert ist. Gut möglich, dass sich dann schon eine große Einsatzlage abzeichnet.

An ereignisarmen Tagen geht Hartmaier die Arbeit auch nicht aus, denn als Verantwortlicher von mehr als 100 Mitarbeitern verbringt er gut die Hälfte des Arbeitstags mit Personalangelegenheiten. „Das ist ein ständiges Grundrauschen“, so Hartmaier. Personalführung sei zwar nicht immer angenehm, man müsse auch unpopuläre Entscheidungen treffen. „Aber eigentlich hatte ich diese Verantwortung immer gern“, sagt der Revierleiter.

Zuständig für rund 100 000 Menschen

Im Kollegium hat er bereits mehr alte Bekannte wiedergetroffen als gedacht. Als Revierleiter in Stuttgart-West ist Hartmaier auch für den Süden und Botnang zuständig und damit für die Sicherheit von zusammengerechnet rund 100 000 Menschen. Von echten „Brennpunkten“ will Hartmaier nicht sprechen, aber klar sei, dass man das Treiben rund um den Marienplatz und den Feuersee in den kommenden Monaten in den Blick nehme.

Die richtige Kondition für die neue Aufgabe bringt Stefan Hartmaier schon einmal mit. Sportlich aktiv zu bleiben, war vor Jahrzehnten ein Beweggrund gewesen, in den Polizeidienst einzutreten. Nach 33 Jahren als aktiver Handballer schwingt sich Hartmaier heute täglich aufs Pedelec, um zwischen seinem Wohnort Möhringen und der Gutenbergstraße zu pendeln – wobei der Rückweg wohlgemerkt über die steile Hasenbergsteige führt.