Baden-Württemberg lanciert mit fünf Millionen Euro einen neuen Wagniskapitalfonds. Er wird von der Förderbank L-Bank betreut. Zusammen mit privatem Geld sind dabei 100 Millionen Euro Risikokapital in Baden-Württemberg das Ziel.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Aus fünf Millionen Euro an Landesmitteln sollen am Ende, dank der Beteiligung privater Investoren, 50 Millionen für den Fonds werden. Er soll in vielversprechende Hightechunternehmen aus dem Land in der Wachstumsphase investieren. Der neue Finanzierungstopf schließt damit beim Risikokapital in Baden-Württemberg die Lücke zwischen der bisherigen Kapitalförderung in der Frühphase und einem neuen Programm für mittelständische Unternehmen. „Kreditfinanzierungen sind bei diesen Start-ups oft wegen fehlender Sicherheiten nicht geeignet“, sagte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Der Fonds richtet sich mit einer Mindestbeteiligung von einer Million Euro nur an professionelle Anleger.15 bis 20 Investments mit einer für solche Investitionen üblichen Laufzeit von fünf Jahren sind das Ziel. Das Land hofft, dass diese Unternehmen zusammen mit weiteren privaten Beteiligungen außerhalb des Fonds von einem Finanzierungsvolumen von bis zu 100 Millionen Euro profitieren können. Zum Vergleich: In einen 2014 lancierten, stärker auf die Start-up-Frühphase ausgerichteten Vorgängerfonds, steckte die grün-rote Vorgängerregierung vier Millionen Euro an Landesmitteln und strebte ein Volumen von 20 Millionen Euro an. Der Fonds nennt aktuell drei Investments, von denen eine Beteiligung im Frühjahr verkauft wurde.

 

15 bis 20 Investments sind im Blick

Bisher ist für den neuen Fonds mit 22 Millionen Euro knapp die Hälfte des vorgesehenen privaten Kapitals eingesammelt. Das Geld kommt weitgehend aus dem Land und stammt von schon bekannten Investoren: Sie reichen von baden-württembergischen Versicherungen, etablierten Firmen über die Vermögensverwaltungen von Mittelständlern (Family Offices) bis hin zu erfolgreichen Gründern aus dem Land, die sich nun als Start-up-Investoren betätigen. „Es haben sich auch schon Familienunternehmen aus anderen Bundesländern für den Fonds interessiert“, sagte L-Bank-Chef Axel Nawrath.

Wirtschaftsministerin spricht von einem ersten Baustein

Der neue Fonds für Risikokapital in Baden-Württemberg sei ein erster Baustein der Gründer-Initiative des Landes, die in der kommenden Woche im Rahmen eines Start-up-Gipfels den Südwesten bei diesem Thema besser sichtbar machen wolle, sagte Hoffmeister-Kraut; „Bisher kommen wir in der Wahrnehmung bei vielen Akteuren nicht vor. Das Land engagiere sich, um für eine neue Risikokapitalkultur zu werben.

„Manche fragen: Warum dieser Hype? Aber wir stecken in einem starken Umbruch und einem großen technologischen Wandel“, sagte die Ministerin. Man wolle die nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Deutschland bestehende Lücke beim Wagniskapital wenigstens zum Teil schließen. Bisher habe man allerdings noch keine internationalen Investoren ins Boot geholt, räumte die Ministerin ein: „Dies ist ein erster Schritt, um die internationale Wahrnehmung zu schärfen. Wir wollen damit sozusagen erst einmal beweisen, wie gut unsere Start-up-Szene ist.“ L-Bank-Chef Nawrath formulierte dies offensiver: „Dies ist ein Weckruf, dass die Gründungsszene hierzulande nicht so armselig ist, wie man es öffentlich manchmal versucht zu deuten.“

Nachhaltigkeit statt Größe

Fondsmanager Sebastian Müller von LEA Partners, einem externen Managementpartner der L-Bank, betonte, dass es bei der Konzeption des Fonds nicht allein um das höchstmögliche Volumen gegangen sei: „Wenn wir aggressive ausländische Investoren ins Boot holen würden, dann könnten wir das Fondsvolumen verdoppeln.“ Es gehe vielmehr um eine solide Finanzierungsbasis, um den Unternehmen Raum zur Entwicklung zu geben. „Wir wollen nicht, dass die Firmen früh ihre Eigenständigkeit verlieren“, sagte er. Eine zu frühe und zu starke Präsenz von allein renditegetriebenen, internationalen Anlegern erzeuge da nur „Unruhe“. Mit dem Land und der L-Bank habe man hingegen solide Ankerinvestoren. „Wagniskapital heißt aber auch Wagnis“, sagte L-Bank-Chef Nawrath: „Es gehört dazu, dass es eines der Unternehmen vielleicht nicht schafft.“

Hoffmeister-Kraut kündigte an, bei den kommenden Haushaltsverhandlungen um eine Aufstockung der Landesmittel im Fonds zu kämpfen. Er habe trotz des Versprechens im Koalitionsvertrag, Baden-Württemberg zu einer der gründerfreundlichsten Regionen Europas zu machen, noch nicht die Dimension, wie sie es ursprünglich ins Auge gefasst habe. „Ich hoffe, dass wir dafür Rückenwind bekommen. Ich kämpfe dafür.“