„Die Räuberbraut“ ist einer der besten Romane von Astrid Fritz, eine Art Spätwestern zum Lesen und das genaue Gegenteil romantischer Räuberverklärungen wie Rinaldo Rinaldini.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Johannes Bückler ist wohl der bekannteste deutsche Räuber. Auch wenn sein echter Name und sein Pseudonym „Herr Durchdenwald“, mit dem er sich durch Kontrollen schmuggelte, nur jenen etwas sagt, die seine Geschichte kennen. Aber bei seinem Spitznamen Schinderhannes klingelt es sofort, nicht zuletzt wegen des Stücks von Carl Zuckmayer oder des Films von Helmut Käutner mit Curd Jürgens in der Titelrolle und Maria Schell als Julchen, der Geliebten des Räubers.

 

Recherche im Hunsrück, des Schinderhannes Heimat

Diese steht im Mittelpunkt des neuen Romans der Waiblinger Schriftstellerin Astrid Fritz. „Die Räuberbraut“ liest sich wie ein Spätwestern in Romanform, die Charaktere, die oft in der Gaunersprache Rotwelsch parlieren, entsprechen wohl sehr genau der Realität des frühen 19. Jahrhunderts. Und die ist um einiges spannender als die jener romantischen Helden wie Rinaldo Rinaldini, den Goethes Schwager Vulpius erfand und zu seiner Zeit für Furore sorgte. „Der Schinderhannes war ein intelligenter Verbrecher, charmant, wenn er es sein wollte, aber auch skrupellos und gewalttätig, wenn es sein musste“, sagt die Autorin, die zu Recherchen für das Buch in den Hunsrück gereist ist, wo die Bande Bücklers ihr Unwesen trieb. Schinderhannes wurde er genannt, weil er eigentlich Gerber von Beruf war. „Es ist eine wunderschöne Gegend, in der man sehr gut wandern kann“, sagt Astrid Fritz. „Und man kann sich vorstellen, wie gut man sich in den Wäldern verstecken kann.“

Bereits zu Lebzeiten des Räubers rankten sich Legenden um ihn, romantisch verklärt von Leuten, die ihn nicht kannten, verzerrten sie die Realität bis ins Groteske. „Rinaldo Rinaldini ist nicht mehr“, soll ein Zuschauer der Hinrichtung des Schinderhannes geseufzt haben. „Er war sicher keiner, der sich gegen die Obrigkeit oder die Franzosen auflehnte, die damals das Gebiet besetzt hielten“, sagt Astrid Fritz, die unter anderem in den Gerichtsakten recherchierte, die aus dem Prozess von 1803 gegen die 20 Mann starke Bande stammen.

Deren Mitglieder ging es erst einmal um das eigene Leben und dass genügend zu essen und trinken da war. „Freiheit macht nicht satt“, sagt einer resigniert, als ihm ein anderer vorhält, unter Napoleons Regime habe sich doch einiges verbessert.