Im Heusteigviertel eröffnet am Mittwoch der erste Shop von Roberta Goods, einem durchgehend geöffneten Tante-Emma-Laden der zeitgeistigen Sorte. Ein zweiter Shop im Stuttgarter Westen soll bald folgen.

Stuttgart – Wer kann sich noch an den Hauptbahnhof erinnern, bevor die Umgebung zur Dauerbaustelle und die Ankunftshalle zur Wüstenei wurde? Da gab es in der Mitte der großen Halle ein kleines Häuschen, auf dem „Kesselkiste“ stand und das rund um die Uhr Maultaschen und andere überlebenswichtige Utensilien verkaufte. Ganz automatisch. Ganz praktisch.

 

Die Enkel von Tante Emma

Das System dahinter, entwickelt von einigen findigen Student:innen, hört auf den Namen "Smark" und wurde bald darauf in einem Laden direkt an der Stadtbahnhaltestelle Schwab-/Bebelstraße im Stuttgarter Westen installiert. Auf diese Testphase folgte, diesmal für den Lebensmittelriesen Real, der Laden "Emmas Enkel" am Rosenbergplatz.

Das Prinzip war soweit immer dasselbe: Rund um die Uhr geöffnet, vollautomatische Abwicklung, viele lokale Produkte. Ein kleiner Supermarkt eben für alle die, die mal eben eine Milch brauchen, zwei Bier holen wollen oder am Sonntag feststellen, keine Butter und Eier mehr zu haben.

24/7, 365. Mindestens

Jetzt wird die vollautomatische Geschichte weitergeschrieben. Roberta Goods heißt das neueste Baby der stetig wachsenden Crew, diesmal will man gleich mit zwei Convenience-Läden an den Start gehen. Der im Westen, in den Räumlichkeiten des geschlossenen Stuttgarter Früchtles, soll im März eröffnen. Der im Süden, neben dem Zimt und Zucker im Heusteigviertel, ab sofort. 24/7, 365 Tage im Jahr. Mindestens.

Roberta Goods, das soll ganz im Sinne der Macher:innen Max Ehret, Valentin Morlock, Philipp Hoening und Uta Strobel die freundliche Kauffrau aus der Nachbarschaft sein. Immer für ihre Kunden da und stets mit einem offenen Ohr für ihre Wünsche oder Anregungen. Weil sie eine Maschine ist, scheut sie weder die Überstunden noch das Arbeiten am Wochenende. Alles für die Hood, sozusagen. „Wir wollen sehr genau auf die Bedürfnisse und Vorlieben unserer Kunden achten und das Sortiment immer anpassen optimieren“, sagt Uta Ströbel, die für die schicken Läden verantwortlich ist.

Studio Brot hat die CI entwickelt

Dass die schick sind, ist übrigens kein Wunder: Der Look der Marke stammt von der Agentur Studio Brot, das Ladendesign von den Innenarchitekten Studio Komo. Wenn schon, denn schon. Das Einkaufen soll schließlich ein Erlebnis sein. Uta nickt: „Wir wollen für das Viertel da sein. Wir wollen einladend sein und freundlich, auch wenn man hier nicht von Menschen bedient wird.“ Man kann in Kontakt treten, man kann Feedback abgeben, man wird während der kurzen Wartezeit an den Terminals mit einem kleinen Spiel bei Laune gehalten. Anonym fühlt sich das kurioserweise gar nicht an.

Gestartet wird mit 250 Produkten, viele davon bio und/oder vegan. „Wir achten auf lokale Produkte, haben aber nicht den Anspruch, rein lokal zu arbeiten“, bemerkt Uta. „Wichtig ist, dass es schmeckt. Dasselbe gilt für bio oder Veganes: Wir achten darauf, wollen aber nicht missionarisch sein.“ An den intuitiven und hübsch animierten Terminals kann man easy filtern und sich beispielsweise nur vegane Produkte anzeigen lasen. Oder nur Bier. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Honesty-Prinzip

Dazu kommen, wie schon bei Emmas Enkel, lokale Kooperationen. „Wir arbeiten schon mit lokalen Manufakturen und den Brotfreunden Grau zusammen. Diese Kooperationen wollen wir sehr gern noch ausweiten.“ Brot, Obst und Gemüse liegt offen herum – ein Honesty-Prinzip, das sich offensichtlich bewährt hat, denn: „Sonst würden wir es nicht weiterführen“, so Uta mit einem Lächeln. „Wir glauben an das Nachbarschaftsprinzip, aber natürlich muss man bei jedem neuen Laden abwarten, wie es sich entwickelt. Derzeit planen wir eine App, die dann sehr wahrscheinlich für den nächtlichen Zugang nötig sein wird.“

Abschaffung von Arbeitsplätzen? Nö.

Eine kritische Frage, die rund um diese Automatensupermärkte immer wieder auftaucht, ist die nach der Abschaffung von Arbeitsplätzen. Uta hält dagegen: „Wir werden gerade von kleinen Betrieben angeschrieben, ob sie bei uns einlagern oder einen Store bei sich aufziehen könnten, um auch Zeiten abzudecken, in denen sich eine richtige Öffnung nicht lohnt“, sagt ihr Kollege Philipp Hoening und erwähnt in diesem Zusammenhang den Smoothie- und Bowl-Spot Fruchttick in der Olgastraße, der bald gemeinsame Sache mit Roberta Goods machen wird. „Wir haben also eher das Gefühl, hier ein Versorgungsproblem zu lösen statt etwas wegzunehmen.“ Und zu den wirklich attraktiven Jobs gehört es jetzt ja nun auch nicht, nachts um drei hier im Heusteigviertel zu stehen. Deswegen kann man doch ganz froh sein, dass das Roberta nichts ausmacht.

Roberta Goods, Schlosserstr. 23, Stuttgart-Süd, durchgehend geöffnet. Mehr Infos >>>

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