Vom ersten September an steht die S-Bahn-Stuttgart unter neuer Leitung. Matthias Glaub war in den vergangenen sieben Jahren als Geschäftsleiter der S-Bahn München mit so manchen Problemen konfrontiert, die ihn auch in der Region begleiten werden. Er habe, so schreibt die Deutsche Bahn zu seiner Vorstellung, in der bayerischen Metropole trotz eines hart umkämpften Arbeitsmarktes die Personalgewinnung forciert und so zu einem verlässlichen Zugbetrieb beigetragen. Insgesamt ist das dortige schon sechs Jahre früher als in Stuttgart gestartete S-Bahn-System etwas pünktlicher als das in der hiesigen Region.
Studierter Psychologe
Zu Gute kommen soll dem verheirateten 50-Jährigen, der seit 20 Jahren die unterschiedlichsten Stationen bei der Deutschen Bahn vom Güterverkehr über die Netzsparte bis zum Vertrieb durchlaufen hat, sein Fachwissen in Psychologie. Glaub hat dieses Fach in Gießen studiert und anschließend berufsbegleitend mit dem Schwerpunkt Förderung von Unternehmertum promoviert. Die Mentalität in der Region kennt er jedenfalls: Der in Göppingen geborenen Schwabe sehe den Wechsel nach Stuttgart als ein „Heimkommen“, heißt es.
Glaubs Vorgänger Dirk Rothenstein wechselt zur DB Regio in Frankfurt und verantwortet dort künftig den Bereich Markt und Innovation. Laut Evelyn Palla, Vorständin für den DB-Regionalverkehr, habe er „immer dafür gesorgt, dass unsere S-Bahn-Fahrgäste planbare Verbindungen haben.“ Und dies sei trotz aller Herausforderungen durch den Ausbau des so genannten digitalen Knotens in der Region gelungen. Die Pünktlichkeitsquote des Stuttgarter S-Bahn-Systems ist allerdings schon seit längerer Zeit im Keller.
Digitaler Knoten macht Kopfzerbrechen
Größte Baustelle im wahrsten Sinn des Wortes wird jetzt auch für Glaub die durch Stuttgart 21 angestoßene und notwendig gewordene, digitale Modernisierung der Zugsteuerung rund um Stuttgart sein, bei der die S-Bahn ganz zentral integriert wird.
Hier hat die Deutsche Bahn durch teils kurzfristig anberaumte Streckensperrungen die Geduld der Fahrgäste etwa im vergangenen Jahr immer wieder stark strapaziert. Der komplexe Umbau der Signale ist auch der Hauptgrund, warum die für 2025 vorgesehene Eröffnung des neuen, unterirdischen Stuttgarter Hauptbahnhofs um ein weiteres Jahr verschoben werden musste.
Auch die S-Bahn-Werkstatt muss größer werden
Glaub hat einige große Herausforderungen vor sich. Die Umrüstung der S-Bahn-Fahrzeuge auf das künftige, digitale Signalsystem hat Anfang des Jahres begonnen. Die auf 215 S-Bahnen angewachsene Flotte braucht auch mehr Platz in der Werkstatt. Das S-Bahn-Werk in Plochingen wird deshalb erweitert.
Das Versprechen der Bahn lautet, dass die Lage mit erfolgreicher Digitalisierung besser wird, weil die überlastete S-Bahn-Stammstrecke mindestens ein Fünftel mehr Kapazität bekommen soll. „Das bedeutet einen deutlichen Qualitätssprung, der die S-Bahn stabilisieren wird“, sagt Glaub. Doch er fügt hinzu, dass dies bis dahin noch eine ganze Reihe von Baustellen bedeute, welche den S-Bahn-Verkehr zeitweise behindern.
Personalmangel als Schlüsselproblem
Wie in München sieht er aktuell als eine seiner wichtigsten Aufgaben, überhaupt das notwendige Personal zu gewinnen, das die mit Stuttgart 21 geplanten, zusätzlichen Züge dann auch fahren kann. „Wir müssen bei der S-Bahn Stuttgart unsere Aktivitäten sowohl zur Personalgewinnung als auch zur Bindung unserer Mitarbeitenden weiter intensivieren“, sagt der künftige Stuttgarter S-Bahn-Chef.
Das Ziel für 2025 sind hundert neue Lokführerinnen und Lokführer, die teilweise auch als Quereinsteiger den Weg zur S-Bahn Stuttgart finden sollen.