Ab 2023 soll die S-Bahn-Strecke von Filderstadt nach Neuhausen mit Stopp in Sielmingen erweitert werden. Die neue Haltestelle bekommt einen Aufzug. Eine Rampe oder ein weiterer Aufzug ist laut Planern nicht möglich.

Im Durchschnitt fallen an deutschen Bahnhöfen jeden Tag fast 180 von den rund 2000 Aufzügen aus. Das zeigt eine Auswertung des BR Data. An der S-Bahnhaltestelle Vaihingen-Österfeld kam es an 90 Tagen im Jahr zu Störungen, zeigt die Statistik aus dem Jahr 2019. Auch in Filderstadt ist immer mal wieder der Aufzug an der S-Bahn-Haltestelle Bernhausen defekt. Allerdings gibt es hier noch eine Rolltreppe. Im schlimmsten Fall ist jedoch beides gleichzeitig außer Betrieb. Das ärgert nicht nur Pendler. Besonders viele ältere Menschen, Familien mit Kinderwagen und Gehbehinderte wissen nicht, wie sie dann an ihr Ziel gelangen können. Was aber, wenn der S-Bahn-Halt nur einen einzigen Aufzug besitzt und dieser ausfällt?

 

Im Notfall soll rasch Hilfe kommen

Das Thema S-Bahn ist in Filderstadt nicht gerade unwichtig. Denn es steht die Verlängerung der S-Bahn bis Neuhausen an, mit einem neuen Halt in Sielmingen. Im Optimalfall rollen die ersten Bagger im März des kommenden Jahres an. Die rund vier Kilometer lange S-Bahn-Strecke zwischen Filderstadt-Bernhausen und Neuhausen auf den Fildern – mit Halt in Sielmingen – wird voraussichtlich 2028 fertig sein und kostet rund 209 Millionen Euro.

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Aus dem Filderstädter Gemeinderat war bei den Planungen der Wunsch nach zwei Aufzügen statt einem für die neue Haltestelle aufgekommen. Es gründete sich eine Initiative, die sich mit dem Thema auseinandersetzte. Zudem wurden lange Gespräche mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG als Vorhabenträgerin geführt. Der Vorschlag, dass die Stadt Filderstadt für die Kosten eines zweiten Aufzugs aufkommt, fand im Gemeinderat jedoch keine Mehrheit. „Wenn es einen Aufzug gibt, erwarte ich auch, dass er funktioniert“, sagt der Oberbürgermeister Christoph Traub. Falls es aber je zu einer Notfallsituation komme, müsse das Notfallsystem sofort greifen, damit es zu keinen langen Ausfällen komme und den Menschen dann sofort geholfen werde, so der OB.

Die Planung sieht vor, dass eine Rampe für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator nicht machbar ist. Das bedeutet, dass bei Wartungen oder Reparaturen des Fahrstuhls eine gehbehinderte, Gepäck tragende oder Kinderwagen schiebende Person nur mit einem zweiten Aufzug eine Chance hat, den Bahnsteig, der in einem etwa sechs Meter tiefen Trog liegt, zu verlassen.

Eine Rampe ist nicht möglich

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG sagt, ein zweiter Aufzug sei aus Platzgründen nicht umsetzbar, dafür sei der Mittelbahnsteig nicht breit genug. Zudem würde ein weiterer Lift enorme Kosten für den Bau und für die Instandhaltung bedeuten.

Eine Rampe mit maximal sechs Prozent Gefälle, die als barrierefrei gelten würde, sei für die Überwindung des großen Höhenunterschieds leider auch nicht möglich, so die SSB AG. Der geplante Bahnhof in Sielmingen weise die übliche Ausstattung eines S-Bahnhofes mit Mittelbahnsteig auf, betont die Vorhabenträgerin.

Der neue S-Bahnhof in Sielmingen wird in einem offenen Trog gebaut, am Hauptzugang ist ein Aufzug vorgesehen, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. „Die Barrierefreiheit ist für die SSB ein wichtiges Ziel, und das wird in Sielmingen mittels des Aufzugs erreicht“, lautet das Ergebnis. Das Thema sei zudem mehrfach im Gemeinderat Filderstadt und auch im Erörterungstermin des Planfeststellungsverfahrens diskutiert worden, und man sei immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen, erklärt die SSB.