Der neue Schulleiter des Pfarrwiesen-Gymnasiums, Ulrich Mayer, bringt internationale Erfahrungen mit.

Sindelfingen - Acht Jahre hat er als Unternehmensberater gearbeitet, elf Jahre ein Eliteinternat geleitet und zuletzt drei Jahre die Deutsche Schule in Malaysia geführt – der Lebens- und Berufsweg des neuen Rektors des Sindelfinger Pfarrwiesen-Gymnasiums ist ungewöhnlich. Gerne wäre Ulrich Mayer länger in Kuala Lumpur geblieben, doch aus persönlichen Gründen musste er zurück nach Deutschland. Vom Ausland aus eine Stelle im deutschen Schuldienst zu finden, sei eine Herausforderung gewesen, sagt er.

 

Er ließ sich vom Stuttgarter Regierungspräsidium eine Liste von Schulen geben, die einen Schulleiter suchen. Dann griff er zum Telefonhörer und rief bei den Gymnasien an. Als er mit seinem Vorgänger Bodo Philipsen sprach, da machte es gleich Klick. „Herr Philipsen hat so von seiner Schule geschwärmt, von dem tollen Schulklima, dem Lehrerkollegium, der multikulturellen Schülerschaft. Da war ich sofort angefixt.“

60 Prozent Schüler mit Migrationshintergrund

Das Bewerbungsverfahren habe er sich nicht so anspruchsvoll vorgestellt, gibt Mayer zu. Mehrmals musste er von Malaysia nach Stuttgart fliegen, um eine Art Assessment-Center zu bewältigen. „Ich wurde ständig von einer Kommission mit vier Leuten beobachtet: bei einem Gespräch mit einer jungen Lehrerin, bei einem Rollenspiel, in dem ich eine aufgeregte Mutter beruhigen sollte und noch bei anderen Aufgaben“, berichtet er. Dann folgte die Vorstellung vor Schulkollegium und Gemeinderat.

Mayer überzeugte alle und bekam den Job. Drei Monate ist er nun im Amt und lernt die Schule kennen. Ihm gefällt die multikulturelle Mischung, die ungewöhnlich ist für ein Gymnasium. 60 Prozent der Pfarrwiesen-Schüler haben Migrationshintergrund, zudem hat sein Vorgänger eine Vorbereitungsklasse für begabte ausländische Schüler etabliert.

Mit Begabtenförderung kennt Mayer sich als ehemaliger Leiter der Schloss-Schule Kirchberg mit angeschlossenem Internat. Damals warb er Schüler aus aller Welt. „Jugendliche aus China, den USA, arabischen Ländern besuchten die Schule. Das war eine tolle Atmosphäre“, sagt er.

Die Herausforderungen in Sindelfingen seien andere als an den eher durch Eliten geprägten Schulen in Kirchberg und Kuala Lumpur. „Hier habe ich es auch mit Kindern aus bildungsfernen Familien zu tun.“ Doch im Umgang mit diesen komme ihm seine internationale Erfahrung zu Gute. „Es gibt Elterngespräche, da kommt man mit pädagogischen Argumenten nicht weiter. Doch wenn ich sage: ‚Ich bin der Chef, und wir machen das jetzt so’, dann funktioniert das auch.“

Sprachsensibler Unterricht als Thema

Manche Probleme, die er in Kuala Lumpur hatte, findet er auch am Pfarrwiesen-Gymnasium. Zum Beispiel die Sprachprobleme mancher Schüler. Deshalb hat er das Thema „sprachsensibler Unterricht“ auf die Agenda ganz nach oben gesetzt. „Es geht darum, dass nicht nur Deutschlehrer, sondern auch Fachlehrer die Sprache vermitteln müssen“ sagt er. „Ein Schüler kann eine Textaufgabe in Mathe nur lösen, wenn er sie auch versteht.“ Aus seiner Auslandsschulerfahrung hat Mayer zum Beispiel die Idee von fachspezifischen Vokabellisten mitgebracht, die Lehrer und Schüler sammeln.

Neu sind für den 55 Jahre alten Pädagogen, der auch als Rektor einige Stunden Mathe und Physik unterrichtet, die Regularien im staatlichen Dienst. Das Internat in Kirchberg war eine Privatschule, in Malaysia genoss die Auslandsschule viele Freiheiten. „In Deutschland ist alles viel klarer und strikter geregelt.“ Das sei nicht immer einfach, habe aber habe auch Vorteile. „Man hat Klarheit.“

Mitgebracht hat er aus Malaysia vor allem eine große Portion Gelassenheit. „Ich habe gelernt, dass sich vieles zum Guten fügt, auch wenn es gar nicht danach aussieht.“ Mit dieser Gelassenheit packt Ulrich Mayer auch seine neue Aufgabe in Sindelfingen an.