Der US-Amerikaner Julien Ducree, 23, ist neu bei den Basketballern des SV Fellbach. Anstatt so viele Punkte wie möglich zu sammeln, ackert er lieber unter den Körben und setzt sich in der Defensive für sein Team ein.

Fellbach - Seit drei Jahren ist James Harden, 31, der beste Werfer in der nordamerikanischen Profiliga NBA. Doch mit den Basketballern der Houston Rockets hat er in dieser Zeit keinen Meistertitel errungen. Seine Fans zählen den Mann mit dem auffälligen Bart, der speziell für seine Offensivtalente bekannt ist, dennoch zu den besten Spielern auf diesem Planeten. Ein großer Fan von James Harden ist auch Julien Ducree, 23, der jüngste Zugang bei den Korbjägern des SV Fellbach. Das ist insofern ein wenig verwunderlich, als der US-Amerikaner Julien Ducree seine Stärken eher in der Defensivabteilung sieht – das Punktesammeln ist ihm dagegen gar nicht so wichtig.

 

Seine Würfe lösten in der Gäuäckerhalle I ein kurzes Raunen im Publikum aus

Wie wichtig er als Abräumer unter den Brettern für die Fellbacher Mannschaft um den Trainer Ignas Sijanas sein kann, hat er bereits bei seinem ersten – und aufgrund der Coronavirus-Pandemie bislang einzigen – Einsatz in dieser Regionalliga-Saison bewiesen: Beim überzeugenden 83:47-Sieg gegen die Gäste des MTV Stuttgart vor gut zwei Wochen steuerte er zwar nur acht Zähler zum Erfolg bei, doch mit seinem wuchtigen Körper stellte er sich seinen Gegenspielern wie zum Beispiel dem Ex-Fellbacher Nick O’Brian Mosley gekonnt in den Weg. Seine beiden geblockten Würfe, ebenso spektakulär wie effektiv, lösten in der Gäuäckerhalle I ein kurzes Raunen im Publikum aus.

Für Julien Ducree ist der SV Fellbach die erste Basketball-Station fernab der Heimat. Er wuchs in Rancho Cucamonga in Kalifornien auf, besuchte dort die Schule und freundete sich recht bald mit dem Basketball an. Zuletzt pausierte er fast ein Jahr lang, weil er die Ausbildung abschließen wollte. Das hat ihn sportlich zurückgeworfen, sein Traum von der NBA ist dadurch in die Ferne gerückt. Nun hat er zunächst einmal über einen Spielerberater den Weg nach Deutschland gefunden. „Dieser Weg erscheint mir am besten geeignet, um ganz nach oben zu kommen“, sagt Julien Ducree. Ganz nach oben bedeutet zunächst: in die deutsche Bundesliga.

Die erneute Zwangspause kommt den Fellbacher Basketballern ungelegen

Im vergangenen Jahr hatte er noch für das Team Dixie State Red Storm von der Universität in St. George im Bundesstaat Utah gespielt. Auch dort war er mit seiner Defensivarbeit auffällig geworden, blockte bei einem Spiel im Februar 2019, eine ganz bemerkenswerte Leistung, sechs Würfe des Gegners. Zum Vergleich: In der NBA führte Hassan Whiteside von den Portland Trail Blazers die Liga zuletzt mit durchschnittlich 2,9 Blocks an. An die Spielweise in der Regionalliga hat Julien Ducree sich recht schnell gewöhnt. „Die Dynamik ist anders, in den USA ist das Spiel schneller und physischer, aber es hat trotzdem Spaß gemacht“, sagt er. Auch der Fellbacher Teammanager Ivica Ristic hatte als Zuschauer seinen Spaß beim ersten Auftritt des neuen großen Mannes im Team: „Er ist ein Arbeiter unter den Körben, ein sehr enthusiastischer. Er weiß, was er will und welches unsere Ziele sind. Allein seine Präsenz auf dem Spielfeld macht uns stärker.“

Vorerst hält der 2,03 Meter große Athlet sich in Fellbach oder Stuttgart fit

Die erneute Zwangspause kommt den Fellbacher Basketballern ungelegen. Sie kommt auch Julien Ducree ungelegen. Zumal er hier seine Basketball-Kumpels aus Kalifornien nicht mehr treffen kann. Mit ihnen hatte er in Venice Beach das Spiel drei gegen drei für sich entdeckt. Im Team VBL Slam haben sie sich bei nationalen Turnieren behauptet und stehen in der Qualifikationsrunde für die Olympischen Sommerspiele. Ein weiterer Höhepunkt in der Karriere von Julien Ducree war die Teilnahme an der sogenannten Drew League, einer Sommerliga in Los Angeles, aus der zahlreiche Spieler später auch in die NBA gekommen sind.

Vorerst hält der 2,03 Meter große Athlet sich in Fellbach oder Stuttgart fit. Er möchte bereit sein für den Wiederbeginn mit den Basketballern des SV Fellbach in der Regionalliga. Und er möchte auch in Form bleiben für sein größeres Ziel: in der Bundesliga zu spielen – oder dann auch in der Profiliga seiner Heimat. So wie sein Lieblingsspieler James Harden, mit dem der Abwehrspezialist spielerisch jedoch fast keine Gemeinsamkeiten hat.