Der Ex-Sternekoch Sascha Wolter hat sich mit dem Team des Restaurants Markgraf etwas einfallen lassen, um der Gastronomie im Rems-Murr-Kreis nach der Corona-Krise einen neuen Impuls zu versetzen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang - Sterneküche und Frittenbude – normalerweise sind das ziemliche Gegensätze. Dass sich diese beiden kulinarischen Extreme verbinden lassen, beweist seit dieser Woche eine Bretterhütte in Backnang: Am Stadtstrand des Restaurants Markgraf kredenzt Sascha Wolter bei gutem Wetter Pommes Frittes der ausgefallenen Art – mit Beilagen wie Büffelmozzarella oder Pastrami.

 

Die locker-flockige Darreichungsform der Gerichte hat einen ernsten Grund: „Natürlich ist das Thema ,Gemeinsam gegen Corona’“, sagt Sascha Wolter. Es sei ja kein Geheimnis, dass die Gastrobranche unter den Auswirkungen der Pandemie besonders gelitten habe. Daher hat er sich mit Sebastian Fruth und dessen Schwester Anna Fruth zusammengetan. Das Team des Restaurants Markgraf hatte mit seinem Stadtstrand, den es sei dem vergangenen Sommer betreibt, Glück: „Wir konnten hier trotz der Corona-Regeln 96 Sitzplätze einrichten“, sagt Sebastian Fruth stolz.

Bis 2017 war Sascha Wolter Sternekoch in Backnang

Bald wird es hier zudem einen Shisha-Kiosk geben, den das Team des Deja-Vu betreiben wird. Die Idee einer Frittenbude am Stadtstrand entstand bei einem gemeinsamen Bierchen der Gastronomen. Dass eine Bude des einstigen Sternekochs Sascha Wolter eher ungewöhnlich ausfällt, war klar. Entsprechend gibt es hier keine Kartoffelstäbchen Rot-Weiß, sondern zum Beispiel Kartoffelrösti-Fritten mit Räucherlachs, rosa Pfeffer und Honig-Senf-Sauce oder Falafel-Pommes mit Guacamole, Hummus, Sucuk und Koriander. Alles zwar teurer als beim Fastfood-Riesen, aber deutlich günstiger als im Sternerestaurant.

Bis zum Jahr 2017 war Wolter Koch in der Backnanger Stuben und der Kerzenstube – als solcher hatte er sogar einen Michelin-Stern ergattert. Nach seinem Ausstieg überraschte er dann ein Jahr später, indem er fortan auf die Herstellung von Luxus-Fritten setzte. Mit seiner Firma Frittenlove sowie Rösti-, Trüffelöl- und Falafelstäbchen wagte er sich unter anderem in die Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ und konnte dort den Investor Frank Thelen für sich gewinnen.

In den Anfangstagen von Frittenlove haben wir Wolter für einen Videodreh besucht:

Die Zusammenarbeit mit diesem ist inzwischen Geschichte: Thelens Anteile an Frittenlove sind zurückgekauft. Wolter sagt, die Philosophien seien schlussendlich doch zu unterschiedlich gewesen. Trotzdem bereue er die Teilnahme an der Fernsehshow nicht: „Für das Marketing war das super“, sagt Wolter. So steht weiterhin ein Schild mit dem Logo der TV-Sendung auf dem Tresen. „Das ist den Leuten natürlich im Kopf geblieben, das zieht“, sagt Wolter.

Das hat sich seit der Höhle der Löwen geändert:

Den 41-Jährigen hat es inzwischen aus privaten Gründen nach Mainz gezogen. Die Luxusfritten werden weiterhin in Oppenweiler produziert. Und doch hat sich seit dem Fernsehauftritt bei Frittenlove vieles geändert: Der Schwerpunkt liegt nun wieder stärker auf der Belieferung von Restaurants. Über manche Onlineshops und wenige Supermärkte können aber auch Endverbraucher die ungewöhnlichen Fritten bestellen. Das Sortiment ist außerdem seit rund einem Jahr um diverse Soßen erweitert.

Open-Air-Essen: Die „Frittenlove Superbude“ steht vor dem Backnanger Stadtstrand, Bahnhofstraße 7. Geöffnet ist sie – wie der Strand – nur bei gutem Wetter, von Montag bis Samstag von 17 bis 22 Uhr. Bei Regen betreibt Sascha Wolter im Restaurant Markgraf ein Pop-Up-Restaurant, diese Woche gibt es dort Steaks, Burger – und natürlich Fritten.