Die Fans des Geschichtenerzählers Otfried Preußler dürfen sich freuen: Seine Tochter hat im Nachlass des berühmten Kinderbuchautors eine vierte „Hotzenplotz“-Geschichte gefunden und zum Buch gemacht.

Stuttgart - Er ist der erste Kriminelle, mit dem Kinder in Deutschland für gewöhnlich zu tun haben: der Räuber Hotzenplotz. Doch Angst flößt der Schurke aus Otfried Preußler bekannter Kinderbuch-Trilogie nur bedingt ein. Schließlich sorgen das Duo Kasperl und Seppel dafür, dass trotz reichlicher Ermittlungspannen die Geschichten ein Happy End bekommen und der Räuber samt seiner Pfefferpistole jedes Mal unschädlich gemacht wird und im Spritzenhaus endet. So auch beim ersten Abenteuer 1962, als die Fee Amaryllis aus den Fängen des Zauberer Zwackelmann befreit werden musste.

 

Nun dürfen sich alle Freunde des Kinderbuch-Klassikers freuen – der „Räuber Hotzenplotz“ ist zurück: Fünf Jahre nach dem Tod seines Schöpfers Otfried Preußler (1923-2013) ist überraschend ein neues Abenteuer des beliebten Schurken aufgetaucht. Wie der Stuttgarter Thienemann-Verlag am Montag mitteilte, erscheint mit „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ am 17. Juli eine bisher unveröffentlichte Geschichte - rund 45 Jahre nach dem bisher letzten Band, der 1973 davon erzählte, wie Hotzenplotz eigentlich sein Räuberleben an den Nagel hängen wollte.

In mehr als 40 Sprachen übersetzt

Hotzenplotz gilt neben der „Kleinen Hexe“ als Preußlers beliebteste und bekannteste Kinderbuchfigur, seine Abenteuer wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Zeit seines Lebens nutzte der Autor seine Figur als Alter Ego, beantwortete unter ihrem Namen Kinderbriefe und schrieb sogar Behörden an, wie der Verlag mitteilt. Nachzulesen, wie eng der Geschichtenerzähler Preußler den Räuber Hotzenplotz und seine Umgebung mit den Landschaften seiner Kindheit verwoben hat, lässt sich in seinen Lebenserinnerungen „Ich bin ein Geschichtenerzähler“.

Preußlers Tochter, Susanne Preußler-Bitsch, stieß vergangenes Jahr per Zufall im Nachlass ihres Vaters auf die bis dato unbekannte Arbeit. „Die Fahrt zum Mond“ lautete der Titel eines Theaterstücks, das Preußler vor 50 Jahren geschrieben habe. Ein halbes Jahrhundert später kommt es tatsächlich noch auf die Bühne: Das Theater Düsseldorf hat sich die Uraufführungsrechte für den 11. November gesichert.

Alle sind dabei: Kasperl und Seppel, die Großmutter, Wachtmeister Dimpfelmoser und - natürlich - der Räuber Hotzenplotz. Susanne Preußler-Bitsch hatte bereits anderen berühmten Kinderbuchhelden ihres Vaters, dem kleinen Wassermann zum Beispiel und dem kleinen Nachtgespenst, ein Nachleben als Bilderbuchgestalten beschert. Nun hat sie aus der Vorlage ihres Vaters ein „erzähltes Kasperltheater zwischen zwei Buchdeckeln“ entwickelt, wie sie es nennt.

Wachtmeister Dimpfelmoser steht auch in dieser Geschichte der Schweiß auf der Stirn: Hotzenplotz ist einmal mehr aus dem Gefängnis ausgebrochen. Seppel und Kasperl sind fest entschlossen, ihn wieder einzufangen - und ein für alle Mal auf den Mond zu schießen. Mit dem Bau einer ausgeklügelten Mondrakete nimmt ihr Plan Formen an.

Das klingt nach einem Stoff, der sich bald auf Freilichtbühnen und der Kinoleinwand wiederfinden wird. Bereits die anderen Abenteuer des Räubers Hotzenplotz dienten vielfach als Vorlagen.