Neuer Wirbel um die „Elefantenrunde“ vor der Landtagswahl: der SWR erwägt, auch den AfD-Spitzenkandidaten einzuladen. Dann aber drohen Winfried Kretschmann und Nils Schmid fernzubleiben. Im Januar soll entschieden werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Wahlkampfzeiten sind aufgeregte Zeiten, auch für den Südwestrundfunk (SWR). Mit Argusaugen wachen die Politiker darüber, wie sie sich vor allem im Fernsehen präsentieren können. Zweimal schon gab es mit Blick auf die Landtagswahl 2016 größeren Wirbel um den Sender. Als er allen Ernstes nur CDU, SPD und Grüne zur TV-Runde der Spitzenkandidaten zulassen wollte, ging die Opposition erfolgreich auf die Barrikaden. Ergebnis: auch der Frontmann der FDP solle dabei sein. Kürzlich löste zudem eine interne Direktive Irritationen aus, die AfD solle – etwa in der „Landesschau“ – fortan nicht mehr automatisch mit dem Zusatz „rechtspopulistisch“ versehen werden.

 

Nun hat der SWR wieder Ärger, wegen der Diskutanten und der AfD gleichermaßen. Als sich die Fernsehleute kürzlich mit Parteienvertretern trafen, um über den Wahlkampf zu sprechen, war die Besetzung der „Elefantenrunde“ plötzlich wieder offen. Gesetzt seien die Spitzenkandidaten der vier Landtagsparteien, hieß es wie vereinbart. Aber dabei müsse es nicht bleiben: je nach Stand der Umfragen Anfang 2016 könnte die Runde erweitert werden, kündigte die zuständige SWR-Hierarchin an. Um wen, war unausgesprochen klar: den Spitzenkandidaten der zuletzt auf acht Prozent taxierten „Alternative“, Jörg Meuthen.

Entscheidung fällt im Januar

Die Vertreter von Grünen und SPD alarmierten ihre Spitzenleute, Winfried Kretschmann und Nils Schmid waren sich rasch einig: Wenn Meuthen wirklich eingeladen werde, blieben sie der Runde fern. Man werde die AfD nicht durch einen solchen gemeinsamen Auftritt aufwerten. Entsprechende StZ-Informationen bestätigten Sprecher beider Landesparteien. Dem SWR habe man dies klar signalisiert.

Nun steckt der Sender schon wieder in der Klemme. Gäbe er erneut nach, machte er sich vollends lächerlich. Bliebe er hingegen hart, wäre die gesamte „Elefantenrunde“ gefährdet. Also spielt er erst einmal auf Zeit. Die endgültige Besetzung sei noch offen, verkündete ein SWR-Sprecher. Mitte Januar werde entschieden, ob man weitere Parteien „entsprechend ihres politischen Gewichts“ einlade. Maßgeblich seien Umfragewerte, frühere Wahlergebnisse und die „Verankerung in der Parteienlandschaft“. Die nächste Aufregung ist damit nur vertagt.