Auf den letzten Drücker hat der VfB Stuttgart den Stürmer Robbie Kruse von Bayer Leverkusen verpflichtet. Der Stürmer wird zunächst bis Saisonende ausgeliehen. Filip Kostic muss trotzdem in Stuttgart bleiben.

Stuttgart - Und dann hat Robin Dutt doch noch einmal zugeschlagen. Gehadert hatte der VfB-Manager in den vergangenen Tagen mit den Entwicklungen auf dem Transfermarkt („Die Gier frisst unseren Fußball auf“); genervt war er von den ständigen Anrufen der Spielervermittler („Ich kriege stündlich zehn bis fünfzehn Namen genannt“); und gewünscht hätte er sich, dass nach dem Auftakt der Bundesliga keine Transfers mehr möglich sind („Das würde allen die Arbeit leichter machen“). All das jedoch hielt Dutt nicht davon ab, auf den letzten Drücker noch einmal zur Tat zu schreiten und nach dem bosnischen Innenverteidiger Toni Sunjic einen weiteren neuen Spieler nach Stuttgart zu holen.

 

Unmittelbar vor dem Ende der Transferfrist hat der VfB den Australier Robbie Kruse (26) von Bayer Leverkusen verpflichtet. Der Stürmer wird zunächst bis Saisonende ausgeliehen, anschließend besitzen die Stuttgarter eine Kaufoption.

In Leverkusen sah Kruse keine Chance mehr

Kruse ist kein Torjäger, sondern ein schneller, technisch versierter Angreifer, der gern von außen Richtung Tor zieht. Er gilt als Spieler mit guter Mentalität und positiver Ausstrahlung. Was ihm jedoch fehlt, ist der Spielrhythmus. Seit seinem Wechsel von Düsseldorf nach Leverkusen vor zwei Jahren war er häufig verletzt. Einem Kreuzbandriss Anfang 2014 folgten zu Beginn dieses Jahres eine schwere Sprunggelenkverletzung und eine weitere monatelange Zwangspause. Jetzt ist Kruse wieder fit, sah angesichts der geballten Konkurrenz in der Offensive aber keine Chance mehr beim Werksclub, der nach dem Dortmunder Kevin Kampl auch noch den mexikanischen Nationalstürmer Javier „Chicharito“ Hernandez von Manchester United verpflichtet hat.

Auch in Stuttgart fehlt es nicht an Stürmern – zuletzt gab der VfB in Mohammed Abdellaoue und Vedad Ibisevic zwei überzählige Offensivspieler ab. Doch ärgerte sich Dutt in den ersten Saisonspielen maßlos über die vielen vergebenen Chancen. Vor allem Martin Harnik, der bei der 1:4-Pleite am Samstag gegen Eintracht Frankfurt aus zwei Metern übers leere Tor schoss, wird Kruses Verpflichtung als eine Art Misstrauensvotum verstehen.

Didavi und Kostic blieben unverkäuflich

Dem Zugang stand am letzten Transfertag der Bundesliga vorerst kein weiterer Abgang gegenüber – auch nicht der des umworbenen Filip Kostic. Dutt hat sich nicht erweichen lassen – auch nicht von den immer höher werdenden Angeboten aus der Bundesliga und Italien. Vor allem der FC Schalke 04, der Julian Draxler nach langem Tauziehen für 35 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg verkauft hat, ließ nicht locker und bot dem VfB 20 Millionen Euro. Vergeblich. Dutt blieb bei seiner Meinung, dass Leistungsträger wie Filip Kostic oder Daniel Didavi unverkäuflich seien. Zu groß ist ihr sportlicher Wert für die Mannschaft, der nach dem kapitalen Fehlstart ein weiteres schwieriges Jahr bevorstehen könnte. „Was bringt uns viel Geld auf dem Konto, wenn wir keinen Erfolg haben“, sagt Dutt.

Während der VfB nun fürchten muss, Didavi im nächsten Sommer nach Ablauf seines Vertrages ablösefrei zu verlieren, besteht im Fall Kostic die Hoffnung, dass dann noch ein viel größerer Reibach zu machen ist. Ein Ende der immer höher werdenden Ablösesummen jedenfalls ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Erst 2016 tritt in der englischen Premier League der neue Fernsehvertrag in Kraft, der den Clubs jährlich mehr als drei Milliarden Euro beschert. Dabei ist der Markt schon jetzt mit dem Geld der Engländer überschwemmt.

Nächstes Jahr könnte Kostic auch nach England wechseln

Praktischerweise käme im nächsten Jahr für Kostic auch ein Wechsel auf die Insel in Betracht, der bisher nicht möglich gewesen wäre. Eine spezielle Ausländerreglung besagt, dass Profis aus Nicht-EU-Ländern keine Spielerlaubnis bekommen, wenn sie nicht in den letzten zwei Jahren mindestens 70 Prozent der möglichen Länderspiele für ihr Heimatland bestritten haben. Kostic, derzeit mit der serbischen Nationalmannschaft unterwegs, braucht noch einige Spiele, um diese Quote zu erfüllen.

Beim VfB wird derweil darüber nachgedacht, die Bezüge des Offensivspielers zu erhöhen. Mit einem Grundgehalt von 600 000 Euro kann sich Kostic zu Recht als stark unterbezahlt betrachten. Ein Gesprächstermin mit seinen Beratern ist bereits vereinbart. Zunächst aber fährt Robin Dutt ins Allgäu und macht eine Woche Urlaub. Er wird ihn dringend nötig haben.