Haben Sie schon Pläne für den Konzertbereich?
Da werde ich versuchen, eine möglichst spannende programmatische Mischung zusammenzustellen, und ich freue mich, wenn die Gastdirigenten noch viel toller dirigieren, als ich es tue. Außerdem kann das Juwel Staatsorchester gerne noch ein bisschen sichtbarer werden in der Stadt – in der Oper, im Konzert, aber auch im Ballett, wo das Orchester immerhin um die 80 Abende spielt.
Aber nochmal: warum gleich sechs Jahre in Stuttgart?
Erstens: Ich möchte in Stuttgart etwas auf die Beine stellen, das hier ist für mich keine Zwischenstation. Zweitens hat Viktor Schoners Vertrag ebenfalls eine Laufzeit von sechs Jahren, und wir wollen als Team auftreten. Und drittens: Keiner weiß, wann der Umbau losgeht, aber ich wollte deutlich machen, dass ich auch für eine Interimszeit zur Verfügung stehe. Das finde ich fair.
Wenn Sie mit dem Intendanten im Team zusammenarbeiten: Nehmen Sie dann auch auf die Wahl der Regisseure Einfluss?
Ich habe hier in Stuttgart Hans Neuenfels’ hochgelobte „Entführung aus dem Serail“ dirigiert, eine tolle Produktion. Eine starke Inszenierung hilft mir, aber das heißt auch, dass Regisseur und Dirigent eng zusammenarbeiten müssen – und überhaupt alle, denn Oper ist Teamwork. In den letzten fünfzehn Jahren hatte ich immer wieder in Probenphasen Momente, in denen scheinbar unauflösliche Konflikte zwischen dem Regisseur und mir auftraten. Dann haben wir manchmal tagelang ernsthaft, aber zunächst ergebnislos diskutiert, denn in der Kunst darf es keine Kompromisse geben, bis am Ende etwas Drittes entstanden ist, das noch viel besser war als das, was beide vorher gewollt hatten. Manchmal hat uns ein Intendant oder ein Dramaturg dabei geholfen, und manchmal haben wir den Weg gemeinsam gefunden. Ich habe noch nie das Handtuch geworfen und die Regisseure, der mit mir zusammen gearbeitet haben, auch nicht. Ich muss auch nicht schon bei der ersten Aufführung alles gut finden, was auf der Bühne passiert. Manchmal verstehe ich es erst später.
Es gibt aber auch Regisseure, die nicht so musikalisch erfahren sind.
Für mich ist es nicht wichtig, ob ein Regisseur eine Quinte von einer Quarte unterscheiden kann. Es ist wichtig, dass er eine musikalische Empfindung hat und ein Interesse daran, keinen gesprochenen, sondern einen gesungenen Text zu inszenieren und mit singenden Menschen umzugehen. Solange ein Regisseur sich helfen lässt, ist musikalische Fachkenntnis im engeren Sinn nicht wichtig.
Sind Sie eigentlich vor Aufführungen nervös?
Ich bin kein Hektiker. Ich schlafe vor den Konzerten und Opernvorstellungen, esse, trinke – und mache viel Sport, auch so bereite ich mich vor. Neulich war ich Laufkollege von Theresia Bauer beim Heidelberger Halbmarathon.
Ha! Dann war die Begeisterung der Ministerin für Sie so etwas wie sportlicher Nepotismus?
(lacht) Wir waren zwar beide dabei, sind uns aber beim Laufen, ehrlich gesagt, nicht begegnet.