Neuer Trainer Bruno Labbadia Die 180 Grad-Kehrtwende des VfB Stuttgart
Bruno Labbadia kann beim VfB Stuttgart als Trainer funktionieren. Sportredakteur Gregor Preiß fragt sich nur, wie lange.
Bruno Labbadia kann beim VfB Stuttgart als Trainer funktionieren. Sportredakteur Gregor Preiß fragt sich nur, wie lange.
Es gibt wohl nicht viele Trainer in der Fußball-Bundesliga, denen derart viele Vorbehalte entgegenschlagen wie Bruno Labbadia. Der Mann ist einfach schon verdammt lange im Geschäft, da sammelt sich einiges an: Funktioniert, aber nur kurzfristig, lässt unansehnlichen Fußball spielen und junge Spieler links liegen, hinterlässt seine Mannschaften oftmals in keinem guten Zustand. Glaubt man den stimmgewaltigen Fans des VfB Stuttgart in den sozialen Medien, ist ihr Herzensclub mit der abermaligen Verpflichtung des 56-Jährigen dem Untergang geweiht.
Tatsächlich ist vieles von dem, was über Bruno Labbadia verbreitet wird, nicht ganz wahr. Zum Beispiel das mit dem Feuerwehrmann-Image. Bei seiner vorletzten Station in Wolfsburg etwa führte er seine Mannschaft nach der Rettung in seiner zweiten Saison auf den sechsten Platz. Gescheitert ist er letztlich an persönlichen Differenzen mit dem bekanntermaßen nicht ganz pflegeleichten Jörg Schmadtke.
Labbadia, der als Bundesliga-Trainer auf einen soliden Punkteschnitt von 1,4 kommt, kann also funktionieren. Auch in Stuttgart. Und vielleicht sogar über die Saison hinaus, sollte er den VfB vor dem Absturz bewahren. Der VfB muss sich im Zusammenhang mit der Verpflichtung dennoch ein paar grundsätzliche Fragen stellen. Auf dem eingeschlagenen Weg mit jungen Spielern, einem offensiven Spiel- und innovativen Trainingsansatz legt der Club eine 180-Grad-Kehrtwende hin. Um konkret zu werden: Labbadia und sein Wunsch-Co-Trainer Bernhard Trares werden ihren Fokus in der täglichen Trainingsarbeit wohl weniger auf den richtigen Winkel der Fußstellung beim Spannstoß legen, wie weiland der im Sommer frisch hinzu geholte Techniktrainer Nate Weiss. Sondern auf das, worauf es ihrer Meinung nach jetzt ankommt: Der Mannschaft Beine zu machen.
Das kann funktionieren – kurzfristig. Mittelfristig werden sich andere Fragen stellen. Vor allem, ob der Fußball-Arbeiter Labbadia auch der passende Trainer ist, um die vielen Talente aus dem jetzigen Kader und jenen, die an die Tür zu den Profis klopfen, den nötigen letzten Schliff zur Bundesligareife zu geben. Aus der Erfahrung heraus sind Zweifel angebracht; mehr Stenzel als Egloff wird wohl die Devise des selbstgewissen Labbadias sein. Sie wird zwangsläufig neue Baustellen aufreißen und zu Konflikten im Verein führen.
Der VfB muss sich bewusst sein, dass er mit der Verpflichtung des Bundesliga-Dauerbrenners viele Prinzipien über Bord wirft und seinen eingeschlagenen Kurs nicht wird halten können. Es steht zu befürchten dass die nächste Kehrtwendung nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.