Der Wind hat sich gedreht: Die Chancen für einen Jugendtreff im alten Ludwigsburger Stadtbad stehen gut, die Front der Projektgegner unter den Stadträten bröckelt.

Ludwigsburg - Im Herbst überwog die Skepsis: Ein neues Jugendzentrum im ehemaligen Stadtbad hielten die Ludwigsburger Stadträte zwar für wünschenswert, aber viel zu teuer. Ein Vierteljahr später hat sich der Wind offenbar gedreht. Nun scheint einem Umbau des Saunabereichs im Jugendstilhaus nichts mehr im Weg zu stehen – sofern es gelingt, das Konzept so abzuspecken, dass die Kosten die 200 000-Euro-Grenze nicht überschreiten.

 

Das Aus für das Pasta erhöht den Druck

Von diesem Betrag hängt zum Beispiel die Zusage der Freien Wähler ab: „Mit überschaubaren Mitteln und der Kreativität der Jugendlichen, die selbst mit anpacken wollen, müsste der Umbau möglich sein“, sagte Gabriele Moersch im Sozialaussschuss. Auch die Vorplanung darf nun nur noch 30 000 Euro kosten, im Herbst waren dafür noch 50 000 Euro veranschlagt worden. Die Frage, ob das eingehalten werden kann, wird erst in einer Gemeinderatssitzung in der kommenden Woche beantwortet werden. Dann müssen die Rechenexperten des Hochbauamts die Zahlen vorlegen. „Wenn das so erfüllt wird, können wir auch mitgehen“, sagte Claus-Dieter Meyer (CDU).

Im Sozialausschuss ist das Thema am Mittwoch erneut diskutiert worden, weil zu Jahresbeginn das Jugendcafé Pasta (Pavillon am Stadtbad) in der Alleenstraße wegen gravierender Wasserschäden geschlossen werden musste. Damit fiel die einzige Anlaufstelle für Jugendliche am Innenstadtcampus weg. Zwar haben die Sozialarbeiter am vergangenen Dienstag ein Ausweichquartier bezogen – zurzeit nicht genutzte Container beim Goethe-Gymnasium – doch bis zum Herbst muss ein neues Interimsdomizil gefunden werden.

„Unnötige Ehrenrunde“

Wichtig sei es, dass die Investition in ein Jugendzentrum nicht andere Projekte gefährde, sagte Meyer. Schließlich gebe es noch große Pläne in Sachen Schulbau – etwa den Neubau des Bildungszentrums West. „Aber da nun das Pasta zu ist, haben wir eine neue Situation“, sagte der CDU-Stadtrat. Wenn sich der Jugendgemeinderat, für den der Treff eine Herzensangelegenheit ist, wie versprochen engagiere, „sind wir einen ganzen Schritt weiter“.

Diese Ehrenrunde hätte man sich sparen können, meinte Elfriede Steinwand (Grüne). Wegen des „Sparfuchsanliegens“ von CDU und FDP, „die lieber Tiefgaragen bauen, als etwas für die Jugend zu tun“, habe man unnötig viel Zeit verloren. Auch die SPD hätte lieber schon im Herbst entschieden, sagte Hubertus von Stackelberg. „Aber man sollte nicht alles in einen Topf werfen: Jetzt reden wir über ein Jugendzentrum, nicht über Parkplätze.“ Angesichts von 3000 Schülern am Campus sei ein Jugendtreff unverzichtbar. „Ich bin froh über das Engagement der Jugendlichen. Die sollten eng eingebunden bleiben, wenn es mit dem Umbau losgeht“, sagte von Stackelberg.

Das Tüpfelchen auf dem i

Es sei richtig gewesen, die Sache „nicht in einem Hauruckverfahren durchzuziehen“, sagte Johann Heer (FDP). So habe man schon erreicht, dass auch der ebenfalls vorgesehene Umbau der Galerie im Stadtbad – dort sollen Hausaufgabenräume entstehen – billiger wurde. Mit dem pädagogischen Konzept sei er einverstanden: „So macht man erfolgreich Jugendarbeit“, sagte Heer. Das Stadtbad sei der ideale Ort für einen Treff, sagte Gabriele Moersch. Schon bisher sei der Campus sehr gut weiter entwickelt worden. Ein Jugendzentrum sei da wie „der Punkt auf dem i“.