Viel Stoff statt viel Haut: Dass Nacktheit reichlich wenig mit Sexappeal zu tun hat, sollte mittlerweile bekannt sein. Das zeigt nun auch ein neuer Trend: „Modest Fashion“ bedeckt mehr als es freilegen will – nicht nur in Bezug auf religiöse Bekleidungsregeln.

Stuttgart - Maxikleider, lange Röcke, zugeknöpfte Kleider und weite Schnitte, die wenig über den darunterliegenden Körper verraten: „Modest Fashion“ ist mehr als ein religiös beeinflusster Dresscode. Denn bereits seit 2017 nimmt der Trend zur nackten Haut global kontinuierlich ab. So fand die Mode-Suchmaschine Lyst heraus, dass im Vergleich zu 2017 nun 217 Prozent mehr Suchanfragen das Wort „modest“ beinhalten. Um die neue „Modest-Fashion“-Bewegung zu untersuchen, wurden die Daten von über 104 Millionen Shoppern ausgewertet.

 

Ausdruck eines kulturellen Wandels

Wenn Mode für einen Ausdruck des kulturellen Wandels steht, ist die Zeit der sexuellen Provokation durch nackte Haut wohl bald vorbei: Lyst fand heraus, dass konservative Mode, wie hochgeschlossene Kleider, langärmelige Blusen und Rollkragenpullover im Vergleich zum Vorjahr einen Nachfrageanstieg von 145 Prozent verzeichneten.

„Modest Fashion“ ist allgegenwärtig, denn nicht nur Musliminnen oder orthodoxe Jüdinnen fühlen sich in weiter und verhüllender Kleidung besser angezogen: „Die Bewegung hin zu einem bedeckteren Kleidungsstil wird von Shoppern aus aller Welt gefeiert. Dies spiegelt nicht nur gesellschaftliche Veränderungen wieder, sondern sollte Marken zunehmend ermutigen, ihr Sortiment dementsprechend anzupassen“, erklärt Eva Lindner, Marketingleiterin von Lyst.

Maxi statt Mini

Auch das Keyword „sexy“ wird nicht mehr so oft gesucht: Im Vergleich zu 2018 haben Suchanfragen, welche diesen Begriff beinhalteten, um 20 Prozent abgenommen. Zudem werden Röcke wieder länger und Ausschnitte höher angesetzt – die Nachfrage nach Minikleidern ging um zehn Prozent zurück, während Maxikleider viel häufiger nachgefragt werden.

Ist die Begeisterung für diese neue Bedecktheit eine Reaktion auf die soziale Transparenz, der man tagtäglich ausgesetzt ist? Blickt man auf die Zahlen nach Dessous-Suchanfragen, könnte man ja sagen. Während der öffentliche Auftritt bedeckter wird, spielt sich die vermeintliche Sexyness darunter ab: Im Vergleich zu 2018 haben die Suchanfragen nach Dessous 2019 um 221 Prozent zugenommen. Auch der Absatz nahm zu: Wurden im Jahr 2017 noch durchschnittlich 39 Euro pro Bestellung für Unterwäsche ausgegeben, geben Shopper 2019 durchschnittlich 75 Euro für Dessous aus.