Der neu gewählte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich sollte seine Gegner nicht links liegen lassen, sondern auf sie zugehen, meint StZ-Redakteur Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Wolfgang Dietrich hat es im Wahlkampf als oberstes Ziel ausgegeben, beim VfB Mehrheiten zu schaffen. Als Erstes ist ihm das in eigener Sache gelungen. Die Mitglieder sprachen sich mit 57,2 Prozent der Stimmen für den vom Aufsichtsrat einzigen vorgeschlagenen Präsidentschaftskandidaten aus.

 

Die Mehrheit der Mitglieder ist damit dem Wunsch der Vereinsführung gefolgt, mit dieser Wahl Einigkeit zu demonstrieren. Einigkeit herrscht in Bezug auf Wolfgang Dietrich aber nicht. Der VfB gab deshalb in einer hitzigen Versammlung das Bild eines in sich zerrissenen Clubs ab. Die Aufgabe des neuen Präsidenten muss nun sein, sich nicht auf seine Mehrheit zu verlassen. Er sollte auf seine Kritiker zugehen und versuchen, sie einzubinden. Dietrichs Satz „Ich will der Präsident aller VfBler sein“, darf keine Worthülse bleiben. Der neue Präsident muss sich auch nach seiner Wahl mit Vorbehalten beschäftigen und beweisen, dass er nicht Spalter ist, sondern vereinen kann. Wenn Wolfgang Dietrich das gelingt, war es die richtige Entscheidung, die in der Schleyerhalle gefallen ist.

Dietrich begleitet Skepsis auf seinem Weg ins Amt

Dietrich begleitet Skepsis auf seinem Weg ins Amt. Seine Vorgeschichte als Darlehensgeber im Profifußball, dessen Geschäfte teilweise von seinem Sohn fortgeführt werden, boten im Vorfeld viel Diskussionsstoff. Dietrichs Erklärungen über sein familiäres Firmengeflecht blieben im Ungenauen. Ein Geschäftsmann ist nicht zur großen umfassenden Transparenz verpflichtet, die Anforderungen an den Präsidenten eines bedeutenden Vereins sind jetzt aber höhere. Daran muss sich der 68-jährige Unternehmer aus Leonberg messen lassen. Offenheit und Ehrlichkeit sind jetzt gefragt. Außerdem gilt es der eigenen Einschätzung, „absoluter Teamplayer“ zu sein, gerecht zu werden.

Auf der anderen Seite sollten Dietrichs Gegner, den Willen der Mehrheit akzeptieren und wären schlecht beraten, eine Zukunft als Anti-Präsidenten-Partei innerhalb des Clubs anzustreben. Vorschreiben lässt sich das aber nicht. Zumal in der Mitgliederversammlung mit dem abgelehnten Satzungsänderungspaket sehr deutlich das Anliegen zum Ausdruck gebracht wurde, nicht bevormundet zu werden.