Der 11. Juni wird zu einem wichtigen Tag für Dieter Hundt. Bei der Sitzung des VfB-Aufsichtsrats wird sich zeigen, ob es einen überzeugenden Kandidaten für das neu zu besetzende Präsidentenamt gibt. Im Gespräch ist unter anderem ein Stuttgarter Konzertmanager.

Stuttgart - Zumindest eines steht fest: der neue VfB-Präsident kommt nicht wie der alte VfB-Präsident Gerd Mäuser aus dem Hause Porsche. Dafür wird Joachim Schmidt schon sorgen. Der Daimler-Manager sitzt als stellvertretender Aufsichtsratschef in der Findungskommission des Clubs, die einen Nachfolger für Mäuser sucht. Und noch mal wird es der Autobauer aus Stuttgart-Untertürkheim, der über die Mercedes-Benz-Bank auch Hauptsponsor des VfB ist, nicht zulassen, dass ein Vertreter des Autobauers aus Stuttgart-Zuffenhausen im Verein das Sagen hat.

 

So viel ist also klar: Daimler entscheidet jetzt in Person von Schmidt maßgeblich darüber, wie es beim VfB auf höchster Ebene weitergehen wird. So hat Schmidt nach StZ-Informationen am Rande des Pokalfinales am vergangenen Samstag zwischen dem VfB und dem FC Bayern (2:3) in Berlin sogar angekündigt, dass er gegebenenfalls gewillt sei, den Vorsitz des Aufsichtsrats zu übernehmen, der am 22. Juli auf der Mitgliederversammlung einen Kandidaten für das Präsidentenamt vorschlagen muss.

Von vielen Fans kritisiert

Momentan führt Dieter Hundt die Geschäfte dieses Kontrollgremiums, aber der Unternehmer aus Uhingen wird von einem Großteil der Fans kritisiert. Viele davon haben bereits ihr Erscheinen auf der Mitgliederversammlung angekündigt, zumal dann auch eine Abstimmung über die Wiedereinführung des ursprünglichen VfB-Vereinswappens stattfindet – was für die meisten Anhänger eine Herzensangelegenheit darstellt. Also wird mit einem Massenandrang gerechnet. Und deshalb ist es sehr ungewiss, ob ein von Hundt ins Rennen geschickter Mann am 22. Juli überhaupt eine reelle Chance hätte, gewählt zu werden.

Die Frage, die sich angesichts dessen einige Angestellte beim VfB stellen, lautet jedoch, ob Hundt diese Gefahr für sich und für seinen Kandidaten auch erkennt. Eine Antwort gibt es womöglich schon am 11. Juni, wenn sich der Aufsichtsrat trifft. Bis dahin sondiert nicht nur die Findungskommission den Markt, um noch einen geeigneten Bewerber vorweisen zu können, der bereit ist, das Risiko zu tragen und am 22. Juli für Hundt in den Ring zu steigen.

Konzertmanager als Clubchef?

Dasselbe Ziel wie der sich aus Schmidt, dem Finanzvorstand Ulrich Ruf und dem Ehrenrat Alfred Grupp zusammensetzende Ausschuss verfolgen aber auch andere Kreise. Am Ball sind etwa eine Personalberatung und der renommierte und Schmidt nahestehende Ludwigsburger Sportanwalt Christoph Schickhardt, die für den VfB auf Provisionsbasis arbeiten.

Sie haben den Auftrag, bis zum 11. Juni eine erfolgsversprechende Lösung anzubieten, mit der Hundt sechs Wochen später die Mitglieder konfrontieren kann. Was passiert, wenn am 11. Juni kein überzeugender Vorschlag auf dem Tisch liegt, wird sich zeigen. Womöglich macht Hundt dann den Weg frei für Schmidt, der vom VfB übrigens sogar gefragt wurde, ob er jetzt nicht auch als Präsident zur Verfügung stehen würde. Weil er als Daimler-Manager beruflich stark eingespannt ist, lehnte er ab.

Ein Hamburger als Kandidat

Dafür rangiert Bernd Hoffmann weit oben auf der Kandidatenliste, der zwischen 2003 und 2011 den Hamburger SV geführt hatte. Seine damalige Vorstandskollegin Katja Kraus wäre auch ein Thema, aber sie hat wie Schmidt andere Berufspläne.

Diskutiert wird in der Findungskommission daneben über den Stuttgarter Konzertveranstalter Michael Russ, der eine Nähe zum Verein hat und Erfahrung in der Leitung eines Unternehmens besitzt. Wie diskret der VfB vorgeht, belegt dieser Fall: Nachdem über Russ intern erstmals gesprochen worden war, machte sein Name zwei Tage später schon unter ehemaligen Stuttgarter Spielern die Runde, die mit dem Club so gut wie nichts mehr zu tun haben. Der VfB selbst hatte Russ zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal kontaktiert.