CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich schlägt vor, dass Besitzer eines Spender-Ausweises bei Bedarf selbst schneller ein Organ bekommen sollen.

Berlin - In derlebhaften Debatte um die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Widerspruchslösung bei der Organspendehat der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich im Gespräch mit unserer Zeitung einen neuen Vorschlag präsentiert. Hennrich ist ein Gegner der Widerspruchsregelung, die davon ausgeht, dass jeder Bürger mit der Spende seiner Organe im Falle eines festgestellten Hirntods einverstanden ist, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht. Der Nürtinger Bundestagsabgeordnete will einen Anreiz schaffen, damit mehr Menschen zur Organspende bereit sind. Hennrich schlägt deshalb vor, Menschen, die durch einen Organspende-Ausweis ihre Bereitschaft zur Organspende erklärt haben, im Falle, dass sie selbst eines Spenderorgans bedürftig werden, schneller zu berücksichtigen. „Ich schlage vor, diesen Menschen bei der Aufstellung der Wartelisten für die Organspende in begrenzten Umfang Bonuspunkte zu geben, die dann dazu führen, dass sie schneller ein Organ erhalten“, sagte Hennrich unserer Zeitung. „Dieser Weg lässt dem Einzelnen die Freiheit, sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen, belohnt aber, wenn er es tut“, sagte Hennrich. Im Ergebnis führe das „zu mehr Organspenden, ohne – wie bei der Widerspruchslösung – massiv in die Selbstbestimmung des Menschen einzugreifen“.

 

Unterstützung auch von Seiten der Wissenschaft

Unterstützung für den Hennrich-Vorstoß kommt von dem Konstanzer Gesundheitsökonomen Professor Friedrich Breyer. Er verweist darauf, dass damit ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werde: „Menschen beginnen dann auch, sich im Interesse ihres eigenen Überlebens mit der Organspende zu beschäftigen, während sie sonst vielleicht eine größere Scheu hätten, über Fragen des eigenen Todes nachzudenken“, sagte Breyer unserer Zeitung. Mit der Bonus-Regelung würde ein „zusätzliches Gerechtigkeitskriterium“ eingeführt. Breyer hatte bereits 2012 für die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie ein ähnliches Modell entwickelt.

Der renommierte Münchner Medizin-Ethiker Georg Marckmann sieht in dem Vorschlag „eine gewisse Plausibilität“. „Wer für sich beansprucht, ein Spende-Organ zu bekommen, sollte folgerichtig auch bereit sein, im Falle des Falles auch selbst Organspender zu sein“, sagte er unserer Zeitung. Das sei „ein Ausdruck von Solidarität zwischen Menschen, die sich prinzipiell in beiden Positionen wiederfinden können“.