Die Stadt Wendlingen ist um eine Attraktion reicher – im Gewann „Waldäcker“ oberhalb vom Sportpark im Speck wurde nach einjähriger Bauzeit ein neuer Walderlebnispfad inklusive Kugelbahn eröffnet. Der 2,7 Kilometer lange Rundweg, der auch mit Kinderwagen sowie bedingt mit Rollator oder Rollstuhl begehbar ist, führt am Rand des Stadtwalds entlang und bietet an verschiedenen Stationen Einblicke in die Welt des Waldes.
Denkendorf soll kein Beispiel sein für die Wendlinger Anlage
Wichtig war den Wendlingern der pädagogische Inhalt, wie Bürgermeister Steffen Weigel betonte. Denn ein Run, wie er sich in der Gemeinde Denkendorf seit Eröffnung der dortigen Kugelbahn im Frühjahr entwickelt hat, soll auf jeden Fall vermieden werden: „Wir wollen keinen Kugelbahntourismus mit Besuchern aus ganz Baden-Württemberg“, bekräftigte der Verwaltungschef. Wie der Wendlinger Erlebnispfad ist die Denkendorfer Kugelbahn ein Kind der Coronapandemie – und das zieht in Denkendorf mittlerweile Familien weit über die Region hinaus an. Die Folge: Ein deftiges Müllproblem, zugeparkte Straßen, genervte Anwohner. Letztere haben jüngst sogar eine Petition beim Landratsamt eingereicht, um ihrem Ärger Luft zu machen. In Wendlingen setzt man nun auf viele Inhalte zum Wald und seinen Bewohnern in Form von Informationstafeln und kleinen Quiz-Stationen, die Kugelbahn soll nur zusätzliches Beiwerk sein. „Es geht uns um den respektvollen Umgang mit der Natur“, sagt Weigel. Deswegen wurden von Anfang an Revierförster Albrecht Schöllkopf und die zuständigen Jagdpächter miteinbezogen. Auf deren Wunsch geht zum Beispiel die Streckenführung, die sich eng an den Hauptwegen orientiert und eben nicht mitten durch den Wald führt, zurück: „In unserem Stadtwald ist sowieso schon viel los, wir wollten das Wild nicht noch weiter stören“, sagte Weigel.
Beauftragt mit der Planung des Erlebnispfads, der auf einen Haushaltsantrag der CDU-Fraktion im Jahr 2021 zurückgeht, wurde mit der Firma Arbor Konzepte (Schwäbisch Gmünd) ein Unternehmen, dass sich auf solche Projekte spezialisiert hat. „Wir wollen den Wald und die Natur spielerisch erlebbar machen“, erläuterte Arbor-Firmengründer und Waldpädagoge Wolf Noack das Konzept, „das unterscheidet uns von reinen Spielplatzbauern.“ So habe man etwa an der Station, die sich mit den Rehen beschäftigt, neben allerlei Informationstafeln auch einen kleinen Hochsitz inklusive Fernrohr integriert: „Da die Rehe im Wendlinger Wald sehr zutraulich sind, können die Besucher hier sitzen und sie ohne große Störung richtig beobachten“, sagte Noack. Menschen seien letztlich nur Gäste im Wald und sollten sich deswegen auch so verhalten, ergänzte Bürgermeister Weigel. Etwas weiter geht es um den Dachs – und in unmittelbarer Nähe befindet sich sogar ein echter Dachsbau. Dort wurde ebenfalls ein Beobachtungsplatz in ausreichender Entfernung errichtet, von wo man die Eingänge des Baus im Blick hat ohne Familie Grimbart groß zu stören. Um Kindergärten und Schulen mit ins Boot zu holen, gibt es wieder ein Stück weiter einen gesonderten Platz mit Sitzgelegenheiten, der für waldpädagogische Unterrichtseinheiten genutzt werden kann.
Noch vor der Eröffnung gab es mutwillige Zerstörungen
Für den Walderlebnispfad hat die Stadt 153 000 Euro in die Hand genommen, für die Pflege und Wartung rechnet die Verwaltung mit jährlich zwischen 5000 und 6000 Euro. Das Jahresbudget muss allerdings früher als erwartet angegriffen werden: In der Nacht vor der Eröffnung waren Vandalen am Werk und haben an einigen Stationen und auch an den Kugelausgabeautomaten Schäden angerichtet. Die Automaten wurden vom Team des Bauhofs bereits wieder repariert, die zerstörten Holzfiguren werden zeitnah ersetzt.