Ist es innovativ oder sieht es aus wie ein Schiffscontainer? Der Gemeinderat Waldenbuch will neuen Wohnraum auf dem Sängerheim-Areal schaffen. Zur Debatte stehen Holzfertigbau-Module.

Waldenbuch - Der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz hat bei der Neugestaltung des Sängerheim-Areals in der Glashütte den Turbo eingeschaltet. Erst vor vier Wochen hatte die Stadt den Kaufvertrag für das Grundstück unterzeichnet. Bereits am Dienstagabend stellte der Schultes im Technischen Ausschuss des Gemeinderats erste Überlegungen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum vor.

 

Der Verwaltungschef hatte sich von einem Projekt in Winnenden inspirieren lassen. Dort hat die Stuttgarter Firma Aktiv-Haus aus Holzfertigbau-Modulen 38 Gebäude errichtet. „Wir waren von dem Ansatz angetan“, erklärte Michael Lutz. Sein Vorschlag lautete: Für das Areal des Sängerheims und das benachbarte Kindergartengrundstück soll ein Gesamtkonzept erarbeitet werden. Doch dazu kam es nicht. Die Stadträte traten auf die Bremse. Sie möchten sich erst gründlich informieren.

Die Module sind in drei Stunden angeschlossen

Zumindest so viel steht fest: Waldenbuch will ernst machen mit der Schaffung von kostengünstigem Wohnraum. Noch allerdings ist unklar, wo die Stadträte die finanziellen Grenzen ziehen und zu welchen Zugeständnissen sie bereit sind. Die Reaktionen auf die von Architekt Alen Masic präsentierten Module aus Serienproduktion reichten von „Das sieht aus wie Schiffscontainer“ bis zu „Das ist modern und innovativ“.

Rund 1400 Euro pro Quadratmeter würden die schlüssel- und bezugsfertig gelieferten Modulbauten kosten. Sie sind nachhaltig hergestellt, entsprechen dem Standard für Niedrigenergiehäuser und können aus Bausteinen mit 30, 50 oder 70 Quadratmetern untereinander verschaltet werden. Ein Keller ist nicht vorgesehen. Sind die Bodenplatte und die Anschlüsse hergestellt, geht alles ganz schnell. „Die Module sind in drei Stunden angeschlossen“, erklärte Alen Masic.

Der Kindergarten ist eine Energieschleuder

Die Waldenbucher Stadträte blieben skeptisch. FWV-Fraktionssprecherin Annette Odendahl hakte nach. „Warum muss es gerade Aktiv-Haus sein und warum bekommen wir keine Alternative vorgestellt?“ Auch CDU-Kollege Christoph Hellenschmidt war unzufrieden. „Das geht mir zu schnell“, monierte er. Knackpunkt war für den Vater von vier Kindern zudem die Frage, wie es mit dem Glashütter Kindergarten neben dem Sängerheim weitergeht.

Auch das wurde in der Sitzung deutlich: Eine Entscheidung ist überfällig. Das 1969 von Glashütter Bürgern ehrenamtlich errichtete Gebäude hat sich im Rahmen einer Analyse als wahre Energieschleuder entpuppt. Ingenieur Jochen Letsch stellte die Alternativen vor. Der Einbau einer Holzpelletheizung senkt den Energiebedarf um fünf Prozent und kostet rund 35 000 Euro. Werden zudem die Gebäudehülle und die Lüftung erneuert, liegt der Spareffekt bei 44 Prozent. Für diese Variante müsste die Kommune rund 156 000 Euro berappen. Die Kosten für eine Komplettmodernisierung bezifferte der Experte auf rund 206 000 Euro.

„Wir müssen überlegen, ob ein Abriss und die Neugestaltung des Gesamtareals nicht sinnvoller sind“, gab der FWV-Stadtrat Josef Lupion zu bedenken. Was Eltern und Kindergärtnerinnen dazu sagen, wie ein Raumprogramm aussehen könnte und wie hoch die Kosten wären, soll nun in Ruhe ermittelt werden. Das Gremium stimmte dem Antrag von CDU-Rat Hellenschmidt zu, die offenen Fragen im Lauf der nächsten sechs Monate zu klären. Bis dahin soll auch ein Alternativ-Vorschlag zum Modulbau-Konzept vorgelegt werden.