BRTHR spielen auf „A Different Kind of Light“ die entspannteste Musik zwischen Stuttgart und Südtexas. Was nach Easy Listening klingt, ist in Wahrheit ein wahnwitzig schönes Stück Musik, auf das man sich einlassen muss. Keine leichte Übung in einer hektisch kreischenden Welt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Es wäre so leicht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Es müssten nur mehr Menschen BRTHR hören. Das Stuttgarter Duo, das sich auf seinem neuen Album „A Different Kind of Light“ (Backseat) und bei einem Gutteil ihrer zahlreichen Liveauftritte zur Band auswächst, macht die entspannteste Musik zwischen Stuttgart und mindestens Südtexas. Der Sänger Philipp Eißler und der Gitarrist Joscha Brettschneider spielen im Grunde die Art von Song, die sie selbst am liebsten hören. Und das halt verdammt gut, was in dem Fall heißt: voller Spannung, gefühlvoll, fassbar, dabei aber niemals zu dick aufgetragen.

 

Das Vorgängeralbum orientierte sich explizit am Sound von JJ Cale, bis hin zum alten Drumcomputer. Auf „A Different Kind of Light“ lassen die beiden Musiker mehr Schlagzeug zu, mehr Klangfarben, auch mehr Dynamik. Die Platte sitzt natürlich immer noch ganz tief in Blues und Americana, swingt tiefenentspannt einem ewigen Sonnenuntergang entgegen.

Das Album ist neben solchen vielleicht fälschlicherweise funktional verstandenen Vorzügen ein schieres Hörvergnügen, und das liegt nicht zuletzt an den Co-Musikern. Max Braun spielt einen herrlich facettenreichen Bass, mit Stefan Hiss und Magnus Sauer sind zwei Generationen von Stuttgarter Organisten vertreten, Franziska Schuster leiht einigen Songs ihre herrlich warme Stimme und Johann Polzer sorgt am Schlagzeug dafür, dass die Grenze zur Tanzbarkeit anders als beim Vorgänger stellenweise sogar überschritten wird.

„A Different Kind of Light“ ist musikalisch und thematisch der Kontrapunkt zu einer zuletzt immer hektischer kreischenden (Musik-)Welt. Allerdings ist es gar nicht ohne, sich so intensiv auf Entschleunigung und einen signifikant heruntergesetzten Ruhepuls einzulassen. Wie eingangs geschrieben: Wenn alle es könnten, die Welt wäre ein friedlicherer Ort.

Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt’s bei kopfhoerer.fm – auch auf Facebook.