Kurz vor den Aufnahmen zum sechsten Album verstirbt der Schlagzeuger der Band Charmin’ Carmen. Trotzdem erscheint die Platte – am Freitag wird sie in Stuttgart vorgestellt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Auch Nicht-Musiker können sich wahrscheinlich vorstellen, was es bedeutet, wenn eine Band nach mehr als zwanzig Jahren gemeinsamen Musikmachens ein Gründungsmitglied verliert. Im Falle der Band Charmin’ Carmen aus Winnenden kam erschwerend dazu, dass der Schlagzeuger Ralph Bihlmaier im vergangenen Sommer kurz vor den geplanten Aufnahmen zum sechsten Album an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstarb. Was macht man in so einer Situation?

 

Charmin’ Carmen entschieden, dass die Musik stärker sein soll als der Tod. Damit das Schlagzeugspiel ihres verstorbenen Freunds trotzdem auf dem neuen Album zu hören ist, bedienten sie sich der bereits eingespielten Demoaufnahmen. Der befreundete Toningenieur Wolfgang Schmidt editierte Bihlmaiers Schlagzeugspiel am Computer – Schlag für Schlag, wie die Band betont. Technisch ist das seit langer Zeit möglich und auch übliche Praxis. In diesem Fall kommt die Erinnerung an den Drummer dazu, der nun auf dem neuen Album gewissermaßen weiterlebt. Das Booklet zur CD zeigt ihn auch im Bild.

„The Show is over“ haben Charmin’ Carmen ihr Album genannt, das im August bei 7Us erschienen sit. Sie machen trotzdem weiter. Der Text zum Song „Prague“ umschreibt am besten, was die Platte musikalisch bietet: „This is a journey back in time / It feels like 1999“. Die Band bleibt ihrem Indie-Rock treu: einer Musik, die jahrelang im mittlerweile melancholisch besungenen Bermuda-Dreieck zwischen Schocken, Keller Klub und Zwölfzehn zelebriert wurde und die man heutzutage nur noch selten hört. Dabei ist der leicht schrammlige, melancholisch-melodiös-tanzbare Soundmix eigentlich ein zeitloser Stil. Aber vielleicht sind diese rastlosen Tage für so etwas nicht gemacht.

Charmin’ Carmen halten das so jetzt schon seit mehr als zwanzig Jahren durch und spielen diese Musik im Großraum Stuttgart. Dafür gebührt ihnen nicht nur aus mussikkonservatorischen Gründen Respekt. Denn ihr Indie Rock macht auch Spaß. Davon kann man sich am Freitag auch selbst überzeugen: die Release-Party findet in der Rakete statt, also dem Club im Theater Rampe am Stuttgarter Marienplatz. Dann wird auch ein neuer Schlagzeuger mit dabei sein. Emotionaler kann eine Release-Party kaum sein.

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