Los Santos bleiben dran: Mit „Space Rangers Vol. II“ erkunden sie ein weiteres Mal die musikalischen Weltallträume vergangener und heutiger Erdenbürger. Ihr neues Album ist vor allem eine Einladung zu einer Reise zurück in die Zukunft.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Auch wenn es kaum vorstellbar scheint: es mag immer noch Menschen in Stuttgart geben, die noch nie von Los Santos gehört haben, zahlreichen Konzerten und dem Porträt von der Kollegin Wasserbäch zum Trotz. Sollte einer dieser Menschen zufällig über das Album „Space Rangers Vol. II“ stolpern, das der Drei-Viertel-Familienbetrieb um den Ziehharmonika-Spieler Stefan Hiss diesen Freitag im Goldmark’s in Stuttgart vorstellt – er oder sie könnte sich schon über die Verpackung wundern, bei der Tex-Mex- und Weltallmotive wild gemischt werden, übrigens auch in dem auf der Innenseite der CD angebrachten, liebevoll gestalteten Booklet in Comicform. Auf der vorletzten Seite blickt dann ein Cowboy Richtung Sternenhimmel, Titel: „The Final Frontier“. Hä?

 

Man muss schon in die Platte reinhören und möglichst auch auf die Texte achten, um zu verstehen, was hier geboten wird. Als die USA einst Nordamerika vereinnahmten, war noch der Westen die letzte Grenze. Nachdem Kalifornien und Oregon und Washington ins Staatsgebiet eingegliedert waren, verschob sich diese letzte Grenze Richtung Weltall: JFK, Mondprogramm, Apollo-Mission. In dieser Zeit beziehungsweise der damals besungenen Zukunft ist die Los-Santos-Platte verortet.

Es ging, nachdem Hitler-Deutschland und Japan besiegt waren, oft ums Weltall in den US-amerikanischen Popsongs. Einige davon covert das Stuttgarter Quartett auf seinem neuen Album. Wir reden hier von Titeln wie Stan Jones’ „Ghost Riders In The Sky“ aus 1948. Der Song hat eine reichilch ausführliche Wikipediaseite, und wer ihn im Original hören will, stößt auf ein Video, in dem ein Sammler eine 78-UPM-Platte über einen Gitarrenverstärker abspielt.

Keine Ironie

Man kann nicht einmal sagen, dass Los Santos diese Songs ins Hier und Jetzt holen. Soundmäßig tun sie das, klar. Stefan Hiss macht daraus trotzdem ein Tex-Mex-Polka-Mashup mit Akkordeon, sonorem Gesang und Galopp-Schlagzeug, wie es in der nächsten „Narcos“-Staffel auf der Hochzeit irgendeines Drogenbarons laufen könnte. Aber das ist natürlich genau die Art von Verschrobenheit, um die es Los Santos geht und mit der man die Herzen wirklich gewinnt.

Die Band tappt auch mit ihrem neuen Album nicht in die Ironiefalle. Und statt wie etwa die Fake-Soundtrack-Macher von Mondo Sangue huldigen sie nicht einem bestimmten Sound, sondern einer bestimmten Art Song, bei dem die gern grenzenlose Fantasie des Texters auf eine Art Musik trifft, die nicht die Welt, zumindest aber das Hier und Jetzt zu einem schöneren Ort macht. Dass schließlich sogar ein Springsteen-Songs vertexmext wird, und zwar mit einer Liveaufnahme („Fuego“), ist nicht nur ein Höhepunkt auf dieser in jeder Hinsicht runden Platte, sondern auch ein hervorragendes Argument für einen Besuch der Release-Party. Nochmal zum Mitschreiben: diesen Freitagabend im Goldmark’s, der Livekneipe am Charlottenplatz.

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