Das runderneuerte Erbstettener Bädle wird an diesem Samstag eröffnet. Die Gemeinde hat fast drei Millionen Euro investiert. Ein Sprecher der DLRG ist ganz begeistert und frohlockt: „ungewöhnlich und großartig“.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Burgstetten - Das nagelneue Edelstahlbecken des Freibädles in Burgstetten-Erbstetten glänzt in der Sonne und spiegelt die Farbe des tief blauen Himmels wider. Die Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz und die drei Damen vom Freibad-Förderverein strahlen beim Pressetermin mit der Sonne um die Wette. Am kommenden Samstag, Punkt 10 Uhr, wird das runderneuerte Freibad – es ist quasi ein Neubau – wiedereröffnet. Gerade noch rechtzeitig zum Beginn der großen Ferien, allerdings, wie alle Bäder im Land, mit Eingangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie.

 

Die Schultheißin berichtet beim Rundgang um das 33-Meter-Becken, dass der Neubau sicherlich mehr kosten werde als die im Haushalt veranschlagten 2,4 Millionen Euro. Vermutlich würden 300 000 Euro zusätzlich benötigt. Das Bauprojekt ist für die kleine, finanzschwache Gemeinde mit rund 3700 Einwohnern ein wahrer Kraftakt. Das Land hat sich zwar mit einer halben Million Euro beteiligt, trotzdem sei es nur gelungen, das Freibad-Projekt zu stemmen, weil sich quasi das ganze Dorf beteiligt habe, so Wiedersatz. Allen voran der Förderverein mit seinen gut 600 Mitgliedern, der mit verschiedenen Aktionen – etwa mit einem Benefiz-Eisschwimmen mitten im Winter – rund 220 000 Euro eingesammelt hat. Zudem haben die Mitglieder etwa 1000 Arbeitsstunden geleistet.

„Unsere Kinder sollen im Ort schwimmen lernen“

Dass Burgstetten mit dem Freibad-Neubau in einem kürzlich vom Bund aufgelegten Förderprogramm nicht berücksichtigt worden ist, das wurme sie nach wie vor, berichtet die Bürgermeisterin. Aus ihrer Sicht seien andere Kommunen mit weit weniger wichtigen Projekten zum Zuge gekommen, etwa die Gemeinde Mutlangen mit der Sanierung des Mutlantis, die 1,9 Millionen Euro erhalten habe. Burgstetten könne sich die zusätzlich nötigen Kredite für das Freibad leisten, weil die Zinsen derzeit äußerst niedrig seien.

Die Bürgermeisterin sagt, ihr sei es wichtig, „dass unsere Kinder im Ort schwimmen lernen“. Die Schwimmmeisterin Jessica Bubeck werde jetzt wieder Schwimmkurse anbieten.

DLRG: Jahr für Jahr werden 80 Bäder geschlossen

Schier überschwängliches Lob bekommt Burgstetten für das neue Freibad vom Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Achim Wiese. Er erklärt auf telefonische Anfrage, dass eine kleine Kommune wie Burgstetten so eine große Summe für den Neubau eines Bads aufwende, sei „ungewöhnlich und großartig, das kann man nur befürworten.“ Die Bundesrepublik, so Wiese sinngemäß, entwickele sich seit vielen Jahren in Richtung Nichtschwimmerland. Rund 60 Prozent aller Zehnjährigen könnten nicht beziehungsweise nicht sicher schwimmen. Laut einer Untersuchung der DLRG werden deutschlandweit Jahr für Jahr durchschnittlich rund 80 Bäder geschlossen.

Deshalb hat die DLRG die Aktion „Rettet die Bäder!“ ins Leben gerufen. Man habe erreicht, so Wiese, dass sich der Bundestag demnächst mit dem Thema befassen werde, „ein Riesenschritt“. Laut DLRG sind bundesweit sofort 4,5 Milliarden Euro nötig, um marode Bäder zu sanieren. Langfristig seien noch mal zehn bis 15 Milliarden erforderlich.

Nachbarkommune Leutenbach lässt 24 000 Euro springen

Gigantische Summen. Irmtraud Wiedersatz in Burgstetten indes freut sich mächtig, dass die Nachbarkommune Leutenbach einmalig 24 000 Euro fürs Erbstettener Bädle springen lässt. Das idyllisch am Ortsrand gelegene Freibad ist insbesondere bei Familien mit kleinen Kindern beliebt, viele kommen auch aus den Nachbarorten.

Silke Schmidt, die Vorsitzende des Bädlesvereins, erzählt, dass ihre mittlerweile großen Kinder jetzt gesagt hätten: „Wir wären gerne noch mal klein“ – weil das komplett erneuerte Planschbecken so cool sei.

Corona-Dreischicht-Betrieb

Öffnungszeiten
Wegen der Corona-Pandemie werden gleichzeitig maximal 300 Personen ins Erbstettener Freibad gelassen. Geplant ist ein Dreischicht-Betrieb: 10 bis 13 Uhr, 14 bis 17 Uhr und 17.30 bis 20.30 Uhr. Eine Online-Anmeldung ist nicht möglich, Motto: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Eintritt
Verkauft werden nur Dauerkarten für 2020 und Zehnerkarten, die unbegrenzt gültig sind. Eine Dauerkarte für Erwachsene etwa kostet 30 Euro, eine Zehnerkarte 34 Euro.