Die Stadtverwaltung erklärt, warum und für wen die Stadt das Gebiet Herrenberg-Süd entwickeln wird.

In Herrenberg-Süd soll auf rund 15 Hektar Fläche ein neuer Stadtteil entstehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen dort Menschen aus allen Alters- und Einkommensgruppen Wohnraum finden. Das Herrenberger Rathaus informiert in einer Pressemittelung, warum die Stadt ein solches Projekt angeht.

 

„Die Menschen ziehen vom Land in die Stadt und suchen sich ein urbanes Umfeld zum Leben aus“, sagt die für das Neubaugebiet zuständige Stabstellenleiterin Stefanie Penka-Strerzik. Dieser Trend der Re-Urbanisierung dehne sich nun spürbar auf kleinere und mittelgroße Städte aus. Die Folge: Wohnraum wird immer knapper und immer teurer. Zudem bekommen Bauherren und Vermieter massiv gestiegene Bau- und Betriebskosten zu spüren. Hinzu komme der durch teuren Wohnraum bedingte Fachkräftemangel: Potenzielle Mitarbeiter für Herrenberger Betriebe fänden vor Ort keinen bezahlbaren Wohnraum und entschieden sich deshalb für andere Lebensorte. „Die Stadt Herrenberg hat erkannt, dass diese Entwicklung wichtige Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie Kindergärten, Pflegeheime, Schulen, Feuerwehren oder auch Supermärkte und Gastronomie gefährdet“, betont Baubürgermeisterin Susanne Schreiber. Positionen blieben schon jetzt unbesetzt.

Entwicklung gefährdet wichtige Infrastruktur

Der Mangel an Wohnraum bei weiter steigenden Preisen könne durch Einzelmaßnahmen wie zum Beispiel das gerade fertiggestellte Quartier an der Schwarzwaldstraße oder das in Planung befindliche Areal Aischbachstraße nicht ausgeglichen werden.

Aus Kosten- und Effizienzgründen setze die Stadt daher auf die Verbindung und Vernetzung verschiedener Zielgruppen und Funktionen innerhalb des Wohnumfeldes.

Ein Stadtteil für unterschiedliche Anforderungen

Genau dies soll Herrenberg-Süd leisten. Erklärtes Ziel der Stadt ist es, „schnellstmöglich eine große Zahl an Wohnungen in angemessener Qualität zu bezahlbaren Preisen“ zur Verfügung zu stellen. Der neue Stadtteil solle unterschiedlichsten Wohnraum bereitstellen „für Menschen mit wenig bis viel Einkommen, für junge und ältere Menschen, für Familien, Singles, für Menschen, die sich in der Ausbildung befinden oder ihren ersten Haushalt gründen oder sich nach der Familienphase wieder verkleinern wollen“, teilt die Stadt mit. Auf diese Weise solle Abwanderungsprozessen entgegengewirkt und dringend benötigtes Fachkräftepersonal gewonnen werden. Um den unterschiedlichen Ansprüchen genügen zu können, sind die Anforderungen an den neuen Stadtteil entsprechend hoch, sagt Susanne Schreiber. Das unterschiede das Großprojekt von einzelnen Quartiersvorhaben für bestimmte, kleinere Zielgruppen. Um die planerische Hoheit über das Gesamtgebiet zu behalten, würden deshalb die Grundstücke in Herrenberg-Süd komplett von der Stadt aufgekauft.

Stadt setzt auf Bürgerbeteiligung

Um das Projekt umzusetzen, setzt die Stadt auf möglichst breite Unterstützung sowohl von unterschiedlichen Fachleuten als auch aus der Bürgerschaft, auf deren Anregungen und Wünschen Idee und heutiges Konzept von Herrenberg-Süd gründen. Was in Bürgerworkshops erarbeitet wurde, soll nun geprüft und umgesetzt werden.

„Mit dem Satzungsbeschluss geht es für Herrenberg-Süd und die Stadtgesellschaft dann erst richtig los“, kündigt die Stadtverwaltung an. Weil rechtliche Abläufe wie die freiwillig vereinbarte Baulandumlegung das Projekt zu lange ausbremsen könnten, prüft die Stadt derzeit das Instrument einer sogenannten „Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ (SEM). Bis zum Ende soll geklärt sein, ob Herrenberg-Süd über dieses Instrument entwickelt werden darf.

Über den Erlass der SEM-Satzung könnte der Gemeinderat dann voraussichtlich ab Anfang 2023 beraten. Die Entscheidung über den Satzungsbeschluss ist laut Projektplanern für kommendes Frühjahr vorgesehen.