Mit „Deutschland schafft sich ab“ sorgte Sarrazin für eine heftige politische Debatte. Kanzlerin Merkel nannte das Buch wenig hilfreich. Auch im neuesten Werk geht es wieder viel um Einwanderung.

Der umstrittene frühere SPD-Politiker Thilo Sarrazin wünscht seiner ehemaligen Partei wegen deren Migrationspolitik eine heftige Niederlage bei den anstehenden Wahlen - damit die SPD danach ihre Position zur Einwanderung ändert. „Wenn ich der SPD eines wünsche, was ich ja darf als Mitglied von 47 Jahren, dass sie jetzt in den drei Landtagswahlen so krachend verliert, dass letztlich ein interner Macht- und Themenwechsel unvermeidlich wird“, sagte Sarrazin (79) in Berlin bei der Vorstellung seines neuen Buches „Deutschland auf der schiefen Bahn“.

 

Das „Abtöten einer Debatte“ um die Probleme mit der Einwanderung sei „eben auch mit dafür verantwortlich, dass die SPD jetzt in den Umfragen da ist, wo sie ist“. Das werde sich nur unter noch größerem Druck ändern, sagte Sarrazin, der früher Finanzsenator in Berlin und danach bei der Bundesbank war. „Und ich wünsche, dass sich in den vorhandenen Parteien etwas ändert.“

Er betonte mit Blick auf das strittige Thema Migration: „Das Rezept, mit dem man die AfD bekämpft, liegt bei CDU, Grünen und SPD auf der Straße.“ Er sehe dabei aber „im Augenblick keine einzige Partei, die vernünftige Lösungen hat. Ich sehe aber in allen Parteien Menschen, die vernünftige Lösungen wollen.“

Sarrazin fordert strikte Zuwanderungsbegrenzung

Über den mutmaßlich islamistischen Anschlag in Solingen mit drei Toten sagte Sarrazin: „Das Attentat hat bundesweit ein grelles Licht auf die mit Migration verbundenen Kriminalitätsfragen geworfen. Die Verbindung von männlicher Jugend, von kultureller Fremdheit und islamistischer Radikalisierung ist bestürzend und ihr wachsendes Ausmaß erschreckt.“

Helfen würden auch keine Messerverbotszonen. „Das eigentliche Problem ist ja nicht das Messer als solches.“ Nötig sei eine strikte Zuwanderungsbegrenzung und ein anderer Umgang zur Frage der Abschiebung. Dafür fehle es aber an „handlungswilligen Mehrheiten“.

Zur AfD wolle er sich nicht weiter äußern, sagte Sarrazin. „Anstatt sich daran abzuarbeiten, wie schrecklich der Björn Höcke ist - eine Ansicht, die ich auf weiten Strecken absolut nur teilen kann -, sollten sich die Parteien (...) lieber mit den Fragen befassen, die die AfD groß gemacht haben.“

Das zeige der schnelle Erfolg des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), das vor allem aus einer Person bestehe und nur zwei Themen besetze. „Was haben CDU, SPD, Grüne und FDP falsch gemacht, dass es dazu kommen konnte? Solange sich die Parteien damit nicht ernsthaft befassen, werden sie auch nicht die für sie aufkommende Bedrohung bekämpfen können.“

„Deutschland auf der schiefen Bahn“, dessen Cover in schwarz-rot-gold gehalten ist, mit einem Riss, hinter dem die Farben von SPD, Grünen und FDP auftauchen, ist das achte Buch Sarrazins. Verleger Michael Fleissner vom Verlag Langen Müller sagte, auch frühere Titel „erfreuen sich hoher Absätze und sind meiner Meinung nach aufgrund der Herausforderungen unseres Landes durchaus zeitlos“. Das aktuelle Buch zeige, wie recht Sarrazin mit seinem heftig umstrittenen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ (Auflage 1,6 Millionen laut Verlag) aus dem Jahr 2010 gehabt habe.

Sarrazin zeige zu den Problemen der Gesellschaft, des Staates und der Politik, die er mit Statistiken belege, jeweils auch politische Handlungsalternativen und Perspektiven auf, sagte Verleger Fleissner. Autor Sarrazin meinte dazu: „Ich sehe nicht rabenschwarz in die Zukunft, allerdings gilt auch: Machen wir weiter so, wie in den vergangenen 20 Jahren, wird sich der Niedergang beschleunigen.“