Der Autobauer BMW und der Autovermieter SIXT bieten in Großstädten Carsharing an. Gebucht werden die Wagen per Internet oder Smartphone.

München - Der Münchner Autohersteller BMW geht im Schulterschluss mit Sixt unter die Autovermieter. "BMW ist als Anbieter von Mobilität nicht nur Automobilhersteller", sagte Marketingvorstand Ian Robertson bei der Vorstellung der gemeinsamen Vermietmarke Drive Now. Starten soll das Mobilitätskonzept im April in München. Noch 2011 sollen Berlin und eine andere europäische Metropole folgen, danach weitere Städte weltweit. Kunden müssen Mitglieder von Drive Now werden. Bis 2020 will das Duo weltweit eine Million Mitglieder an sich binden und ein neues sowie profitables Geschäftsfeld etabliert haben. Drive Now ist als paritätisches Gemeinschaftsunternehmen angelegt. BMW bringt Fahrzeuge und Kfz-Technik ein, Sixt den Service, das Vermietknowhow und seinen 2008 in Berlin gestarteten Sixti Car Club mit bislang rund 3000 registrierten Kunden. Dieser Kundenstamm wird in Drive Now überführt, so dass die neue Tochter nicht von null startet.

 

Neu an diesem Mobilitätssystem ist, dass es keine Vermietstationen gibt. Wer ein Auto ausleihen will, tut das per Internet oder Smartphone und erfährt so den nächsten Standort eines freien Wagens. Wer sich zuvor hat registrieren lassen, bekommt einen Chip auf seinen Führerschein geklebt, mit dem sich das Auto ohne Schlüssel öffnen lässt. Gestartet wird es dann per Knopfdruck.

Nur 500 Meter zum nächsten Auto

Angeboten werden nur Autos der Marken Mini und BMW. Gestartet wird in München mit insgesamt 300 Modellen der BMW 1er-Reihe und Minis. In Berlin sollen es 500 Fahrzeuge sein. Das stellt sicher, dass Kunden im Durchschnitt höchstens 500 Meter zum nächsten Fahrzeug laufen müssen, sagen Robertson und Sixt-Vorstand Detlev Pätsch.

Die Miete beträgt unabhängig von der Fahrstrecke 29 Cent je Minute, also 17,40 Euro je Stunde. Beim Mini ist der Stundentarif auf 14,90 Euro begrenzt. Im Preis inklusive sind Sprit und Parkgebühren. Wer die Fahrt zum Einkaufen unterbricht, zahlt pro Minute weitere zehn Cent. Abstellen sollte man das Auto in der Innenstadt. Außerhalb geparkte Fahrzeuge schlagen mit mit zwei Euro Aufschlag je Kilometer Entfernung zur City zu Buche. Die einmalige Registrierung kostet 29 Euro.

Nur Audi ist skeptisch

BMW ist hierzulande nicht der erste Premiumanbieter, der Carsharing bietet. Seit kurzem kooperiert der Stuttgarter Autobauer Daimler mit dem Vermieter Europcar als Autovermieter bei einem ähnlichen Modell namens Car2go. Dort werden Kleinwagen der Marke Smart vermietet. Car2go ist mit 300 Smarts in Hamburg gestartet und will ebenfalls weltweit expandieren. Nur Audi als dritter deutscher Luxuswagenhersteller steht solchen Konzepten bislang skeptisch gegenüber. "Wir laufen da ein paar Illusionen hinterher", kritisierte Audi-Chef Rupert Stadler jüngst mit Blick auf Carsharing-Modelle in der Branche und erteilte ihnen eine Absage.

Marketingstrategen sehen Carsharing vor allem auch als Marketingvehikel für die Elektromobilität. Denn Elektroautos werden zumindest anfangs viel teurer sein als Autos mit Verbrennungsmotor. Um die Stromer in größeren Stückzahlen absetzen zu können, gilt ein modernes Carsharing als Alternative zum Verkauf. Elektroautos zielen ebenso auf den innerstädtischen Verkehr wie das neue Mobilitätskonzept von BMW und Sixt. Zudem verliert das Auto unter Großstadtjugendlichen gegenüber neuen Kommunikationsmitteln wie dem I-Phone heute als Statussymbol an Wert. Auch die Zahl der Führerscheinneulinge in Deutschland sinkt stetig. "Wir wollen potenzielle Kunden an unsere Marken heranführen", stellt Robertson mit Blick auf das neue Carsharing-Modell klar. Auch Stromer wie der ab 2013 in Leipzig vom Band laufende BMW i3 sollen künftig zum selben Preis wie demnächst der 1er BMW und Minis vermietet werden.